Ein Vampir fuer alle Sinne
einen Kuss auf die Stirn und zwang sich, in ihren Verstand vorzudringen, um den Schmerz zu bekämpfen. Sofort hatte sie selbst das Gefühl, ihr Kopf müsste explodieren, woraufhin sich Jeanne Louise gegen den Wagen sinken ließ. Livy hielt sie dabei fest umklammert, damit sie ihr nicht aus den Händen glitt, während sie die Schmerzen in den Griff zu bekommen versuchte. Diesmal war es so strapaziös, dass sie nicht mal merkte, wie Paul ausstieg und um den Wagen herumging.
»Lass sie einschlafen«, forderte er sie auf und nahm ihr Livy aus den Armen. Es dauerte eine Weile, bis das alles durch ihren gepeinigten Geist gedrungen war. »Jeanie?«
Sie zwang sich, die Augen einen Spaltbreit zu öffnen, blinzelte Livy an und schickte sie schlafen, was ihr diesmal viel Mühe bereitete, da die Schmerzen schier unerträglich waren. Sie hatte bei den ersten Malen, als sie Livys Kopfschmerzen gespürt hatte, schon gedacht, das Kind müsse einiges ertragen, aber das hier übertraf alles. Jeanne Louise konnte nicht mal einen klaren Gedanken fassen, so brutal wurde auf ihren Kopf eingehämmert. Sie hatte sogar Mühe damit, sich daran zu erinnern, wie man einen Sterblichen schlafen schickte. Auch wartete sie, nachdem Livy eingeschlafen war, noch eine Weile ab, um sich Gewissheit darüber zu verschaffen, dass Livys Gehirn tatsächlich mit Endorphinen geflutet wurde, damit die Rezeptoren den Schmerz nicht mehr wahrnehmen konnten. Dann erst zog sie sich erleichtert aus dem Kopf des Mädchens zurück.
Stöhnend drückte Jeanne Louise die Hände gegen die Stirn und drehte sich so, dass sie mit einer Wange das Wagendach berührte. Wie aus weiter Ferne hörte sie, dass eine Wagentür geöffnet wurde. Sie hob den Kopf ein wenig und drang schnell wieder in Livys Gedanken ein, damit diese nicht aufwachte, als Paul sie auf den Beifahrersitz setzte und ihr den Gurt anlegte. Es war gut, dass sie das gemacht hatte, denn Boomer sprang in den Wagen, um sich auf Livys Schoß zu legen. Spätestens dabei wäre sie wieder wach geworden.
Paul nahm den Hund hoch und griff nach der Einkaufstasche. Als er die Tür zudrückte, zog sich Jeanne Louise wieder aus Livys Gedanken zurück und ließ sich erneut gegen den Wagen sinken.
»Komm«, sagte Paul leise zu ihr, schob sie ein Stück weit zur Seite, machte die hintere Tür auf und half Jeanne Louise beim Einsteigen. Sie glitt auf den Rücksitz, nahm den Hund an sich, als er ihn ihr reichte, und griff auch nach der Einkaufstüte, die sie neben sich auf den freien Teil der Sitzbank stellte. Dann lehnte sie sich zurück, sodass ihr Kopf nach hinten auf die Lehne sank, während ihr die Augen zufielen. Sie bemerkte zwar, dass Paul ihr den Gurt anlegte, aber sie besaß nicht mal mehr die Kraft, um ihm dafür zu danken.
Wie aus weiter Ferne nahm sie wahr, dass die Tür leise zugedrückt wurde. Offenbar hatte Paul gelernt, dass es nicht ratsam war, Wagentüren zuzuschlagen. Kurz darauf wurde der Motor angelassen, und der Wagen setzte sich in Bewegung, während sie den Hund an sich gedrückt hielt.
Jeanne Louise konnte sich nicht daran erinnern, sich in ihrem ganzen Leben jemals so leer und erschöpft gefühlt zu haben. Ihr Schädel pulsierte immer noch so sehr, dass sie sich das frühere dumpfe Pochen herbeisehnte. Bessern würde sich das nicht, solange sie kein Blut bekam. Also saß sie einfach nur da und versuchte, sich nicht vor Schmerzen übergeben zu müssen, während Paul losfuhr.
Ihr ging es so schlecht, dass sie kein Gefühl dafür hatte, wie lange sie unterwegs waren, ehe Paul den Wagen wieder anhielt. Es war ihr auch egal, und so blieb sie einfach sitzen, während er ausstieg. Dann ging ihre Tür auf, und Paul beugte sich über sie, um die Einkaufstasche zu durchwühlen. Als sie sich dazu zwang, die Augen einen Spaltbreit zu öffnen, konnte sie sehen, wie er eine Leine aus der Tasche zog, die er dann an Boomers Halsband befestigte.
»Kannst du gehen?«, fragte er leise.
Jeanne Louise verzog ein wenig den Mund, nickte aber.
Paul nahm ihr den Hund vom Schoß und hielt ihn unter einen Arm geklemmt, damit er ihren Gurt lösen konnte. Dann bot er Jeanne Louise seine Hand an, um ihr Halt beim Aussteigen zu verschaffen.
Sie warf ihm einen finsteren Blick zu, weil sie noch immer verärgert darüber war, dass er Livy aufgeweckt und somit seine Tochter und auch sie selbst solcher Pein ausgesetzt hatte. Schließlich griff sie aber doch nach seiner Hand und stieg aus.
Paul drückte die Tür hinter ihr so
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