Ein Vampir für gewisse Stunden: Argeneau Vampir 6
wiedererkannt, weil die beiden in der Woche davor jeden Abend ins Coco ‘s gekommen waren. Der dritte Mann war blond, und sein Körper hatte gewirkt wie aus Marmor gemeißelt, wie ein zum Leben erwachter griechischer Gott.
Es musste ein Traum gewesen sein. Kein Mann konnte so unglaublich gut aussehen. Wieder blickte sie sich um. War sie aus dem Haus entkommen? Vielleicht war sie immer noch dort, nur in einem anderen Zimmer als zuvor. Mit Sicherheit wusste sie nur, dass sie nicht bei sich zu Hause war.
Leigh wollte vom Bett aufstehen, spürte aber erneut das Ziehen am Arm. Sie packte den Schlauch und das Klebeband, zerrte ungeduldig daran und zuckte zusammen, als der Kleber die feinen und das Klebeband, zerrte ungeduldig daran und zuckte zusammen, als der Kleber die feinen Härchen auf ihrem Arm herausriss und ein stechender Schmerz sie durchfuhr. Sie biss die Zähne zusammen und schaffte es aufzustehen, doch sie schwankte bedenklich. Im nächsten Augenblick knickten auch schon die Beine unter ihr weg, und sie landete der Länge nach auf dem Boden.
„Verdammt, Julius! Runter! Mir fällt sonst noch das Tablett hin!”
Leigh hob den Kopf, um über das Bett hinweg zur Tür zu sehen. Die war noch geschlossen, doch sie konnte deutlich eine aufgebrachte Männerstimme hören. Ohne sich um den Schmerz in ihrem Arm zu kümmern, ging sie instinktiv hinter dem Bett in Deckung, wobei ihr Körper schneller zu reagieren schien, als ihr Geist überhaupt diese Entscheidung treffen konnte. Dann robbte sie auch schon bäuchlings unter das Bett, hielt den Atem an und beobachtete die Tür durch einen schmalen Freiraum unter der Tagesdecke hindurch, die fast bis auf den Fußboden reichte. Ein Paar bloße Füße und Beine in schwarzen Jeans tauchten auf, als die Tür geöffnet wurde.
„Dämlicher Hund”, murmelte der Mann, während er weiter in den Raum kam. Dann folgten vier schwarze Pfoten. Leigh biss sich auf die Lippen. Ein Hund. Mit einem Mal kam ihr dieses Versteck gar nicht mehr so klug vor.
„Zum Teufel! Wo ist sie denn hin?”
Leigh schaute auf die bloßen Füße, die vor dem Bett stehen blieben und sich dann weiter zum Kopfende bewegten. Leises Klimpern war zu hören, als der Mann etwas - das erwähnte Tablett? - auf den Nachttisch stellte. Von dort gingen die Füße zu einer der anderen Türen, die sich ebenfalls am Kopfende des Betts befand.
„Als hätte ich nicht schon genug damit zu tun, dass du einen Scherbenhaufen hinterlässt, wo du gehst und stehst, und ich ständig hier raufrennen darf, um die Blutbeutel zu wechseln”, beschwerte sich der Mann.
Von ihm nahm Leigh jedoch kaum Notiz, sondern sie war ganz auf den Hund konzentriert. Anstatt dem Mann nachzulaufen, näherten sich die schwarzen Pfoten dem Fußende des Betts, und eine innere Stimme sagte ihr, dass dieses Versteck nicht mehr lange sicher sein würde.
Ohne auf all das Ziehen und Stechen zu achten, das ihr zu schaffen machte, sah sie sich hektisch nach irgendeiner Art von Waffe um, aber unter dem Bett war nichts zu entdecken, nicht mal eine Wollmaus. Wenn dies ihr Zimmer sein sollte, dann hätte sich ihre Kleidung hier befinden müssen, ihre Schuhe, vielleicht noch der eine oder andere Kleiderbügel. Schuhe und selbst ein Bügel wären eine wirkungsvollere Waffe gewesen als dieses absolute Nichts, diese gähnende Leere unter dem Bett.
„Wenn ich Thomas zu fassen bekomme”, schimpfte der Mann vor sich hin. „Er geht absichtlich nicht ans Telefon, weil er weiß, er soll herkommen, um mir bei diesem Mist zu helfen.”
Sie verfolgte die Füße, die sich nun den Schranktüren näherten. Die Neugier überkam sie, und sie hob den Rand der Decke ein wenig an, um den Mann sehen zu können. Ihre Augen wurden größer. Er war nicht nur barfuß, sondern stellte auch seinen nackten oder zumindest fast nackten Oberkörper zur Schau. Die Schürze mit Blümchenmuster bedeckte zum Teil eine sehr muskulöse Brust und reichte bis an die Knie. Um sein Gesicht hatte er ein Taschentuch gebunden, das ihn wie einen Bankräuber aus alten Zeiten erscheinen ließ. Ein zweites Taschentuch bedeckte sein kurzes blondes Haar, das sich um sein Gesicht herum lockte. Außerdem trug er Gummihandschuhe.
Als er die Schranktür öffnete, verzog Leigh den Mund, da sie auf dem untersten Boden mindestens ein halbes Dutzend Damenschuhe entdeckte, jeder davon mit spitzem Absatz. Verärgert musste sie einsehen, dass ihr diese Schuhe dort drüben gar nichts brachten, da hörte sie
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