Ein Vampir für gewisse Stunden: Argeneau Vampir 6
vorbeibringen.”
„Das ist mein anderes Problem. Ich kann Thomas nicht erreichen.” Sein Tonfall verriet, dass diesen Thomas noch einiger Arger erwartete. Er gehörte ganz offensichtlich nicht zu den Leuten, die Lucian besonders gut leiden konnte.
„Nicht?”, fragte sie verwundert.
„Nein. Ich habe heute wiederholt versucht, ihn zu erreichen, aber er meldet sich nicht.”
„Hmm, wie eigenartig. Vielleicht hat er seine freie Nacht. Dann stellt er sein Telefon nämlich immer ab.”
„Kann sein.” Lucian hörte sich nicht besonders überzeugt an.
„Ist sie wach?”
„Wer?”
„Die junge Frau”, antwortete Marguerite und gab einen gereizten Laut von sich. „Wie heißt sie eigentlich, Lucian?”
„Leigh. Leigh.... ” Er schaute ratlos drein. „Wie ist Ihr Nachname?”
„Gerard”, platzte Leigh heraus, noch bevor sie sich zurückhalten konnte.
„Das habe ich gehört. Du hast doch den Lautsprecher eingeschaltet”, rief Marguerite vorwurfsvoll.
Lucian verdrehte die Augen, aber bevor er es zugeben oder abstreiten konnte, redete die Frau weiter. „Und warum hast du mir nicht gesagt, dass sie wach ist? Um Himmels willen, Lucian. Solange du Thomas nicht finden kannst, zeig ihr einfach, wie sie ihre Zähne benutzen muss, um etwas zu sich zu nehmen. Das geht sowieso schneller.”
Seine Reaktion darauf war ein schwerer Seufzer. Während Leigh überlegte, was die Worte dieser Frau wohl zu bedeuten hatten, streichelte sie gedankenverloren den Hund. Julius wachte auf, und als Marguerite weiterredete, versteifte er sich am ganzen Leib und zuckte leicht. Gleichzeitig spitzte er die Ohren, um die Quelle der Stimme ausfindig zu machen.
„Versuch es mal bei Jeanne”, schlug die Frau Lucian vor. „Sie wird wissen, wo ihr Bruder ist und wie man ihn erreichen kann. Er gibt ihr immer eine Nummer, damit sie ihn im Notfallerreichen kann.”
Lucian gab einen Laut von sich, der womöglich Zustimmung zu ihrem Vorschlag signalisieren sollte, und die Frau fuhr fort: „Und danke, dass du auf die Leute von der Hundepension gewartet hast. Wärst du nicht vorbeigekommen, hätte ich nicht gewusst, was ich tun sollte. Ansonsten hätten wir Julius vermutlich.... ” Weiter kam sie nicht, da Julius in diesem Moment mit einem Bellen auf seinen Namen reagierte. „Was war das? War das Julius?”
Julius bellte erneut, ohne sich von Lucians strafendem Blick beeindrucken zu lassen. Leigh biss sich angesichts seiner frustrierten Miene auf die Unterlippe. „Wieso ist Julius noch da?” Marguerite klang beunruhigt.
„Ich dachte, die Leute hätten ihn abgeholt.”
„Eine Frau von der Hundepension war hier”, bestätigte er.
„Und wieso ist er dann noch da?”
Lucian setzte zu einer Erklärung an, hielt inne und begann noch einmal, um schließlich widerstrebend zuzugeben: „Sie ist zur falschen Zeit gekommen.”
Schweigen machte sich breit, und als Marguerite schließlich wieder etwas sagte, klang sie beängstigend ruhig. „Erklär mir das.”
Lucian warf Leigh erneut einen vorwurfsvollen Blick zu. Wie es schien, wollte er ihr die Schuld an allem geben, was sich zugetragen hatte.
„Die Haustür stand noch offen, und ich war ins Haus gegangen, um nach.... äh.... nach Leigh zu sehen”, stammelte er, da ihm ihr Name zuerst nicht einfallen wollte. „Sie hat wieder geschrien und um sich geschlagen, und ich wollte sie nach oben in Lissianas Zimmer bringen.” Er ignorierte Leighs Reaktion auf seine Bemerkung, sie habe geschrien und um sich geschlagen, und redete weiter: „Ich habe sie hochgehoben, um sie raufzutragen, und als ich in den Flur kam, da stand eine Frau in der Tür. Ich wollte ihr erklären, dass Julius in der Küche ist, aber sie sah die blutverschmierte Leigh, und das muss sie so erschreckt haben, dass sie.... na ja, dass sie das Weite gesucht hat.”
„Sie hat die blutverschmierte Leigh mitten in ihrer Wandlung gesehen?”, fragte Marguerite leise.
Leigh schaute an sich hinunter und bemerkte einen großen roten Fleck auf ihrer Bluse. Sie konnte sich vorstellen, dass ihr Anblick verstörend wirkte. Es verstörte sogar sie selbst, das zu sehen. „Ich glaube, Julius hat gleichzeitig wie verrückt gebellt”, fügte er hinzu.
„Du glaubst?”, wiederholte Marguerite spöttisch.
„Ich habe meine Ohrstöpsel getragen, um das Geschrei nicht hören zu müssen”, erläuterte er. Leigh starrte den Mann ungläubig an. Er war ja wirklich sehr mitfühlend. Aus dem Lautsprecher drang ein gedehnter
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