Ein Vampir für gewisse Stunden: Argeneau Vampir 6
kam. Das war eine beängstigendere Vorstellung als die erste Möglichkeit, und sie klopfte sofort energisch an.
„Hallo? Lucian? Ich habe Ihnen einen Kaffee gebracht”, rief sie. Als weiter nur Schweigen herrschte, wurde sie noch unruhiger. Was sollte sie machen? Ihre Hand näherte sich dem Türknauf, verharrte aber mitten in der Bewegung.
„Lucian?”, versuchte sie es noch einmal. Da auch diesmal keine Reaktion kam, fasste sie sich ein Herz und griff nach dem Knauf. Sie musste wissen, ob mit ihm alles in Ordnung war.
„Lucian?”, flüsterte sie, als sie die Tür aufzog und zuerst die weiße Marmorplatte mit dem eingelassenen Waschbecken in ihr Blickfeld kam, dann die Toilette und schließlich die Badewanne.
Erschrocken riss sie die Augen auf, als sie Lucian vermutlich ohnmächtig in der großen Wanne mit den Klauenfüßen liegen sah. Er hatte die Augen geschlossen, seine langen Wimpern warfen Schatten auf die marmorgleiche Haut seiner Wangen. Vor Schreck stockte ihr der Atem, sie eilte zu ihm und kauerte sich neben der Wanne hin, gleichzeitig streckte sie ihre Hand instinktiv nach seiner Schulter aus, obwohl sie gar nicht wusste, was sie tun sollte. Sie konnte ihn unmöglich aus der vollen Wanne heben, aber zum Glück war das auch nicht nötig.
Denn in dem Moment, da sie ihn berührte, riss er die Augen auf, und innerhalb eines Herzschlags verwandelte sich sein Blick von schläfrig zu hellwach, dann spritzte Wasser über den Wannenrand, als er sich hastig aufsetzte. „Was ist passiert?”, fragte er mit schroffer Stimme. Seine Miene verriet seine Besorgnis.
Leigh fand keine Worte, sondern starrte seine breite Brust an, und allmählich wanderte ihr Blick weiter zu jenem Punkt, an dem sein restlicher Körper unter dem Schaum verschwand. Es erstaunte sie, dass er ein Schaumbad nahm, und sie war enttäuscht, weil ihr genau dieser Schaum die Sicht versperrte. „Leigh?”, herrschte er sie an und griff nach dem Handtuch auf dem Boden.
„Ich.... oh!” Sie schüttelte hastig den Kopf, stand auf und drehte ihm den Rücken zu, dann gab sie sich im Geiste eine Ohrfeige und zwang sich zu reden. „Es ist nichts passiert. Ich.... ich hatte nur nach Ihnen gerufen, aber keine Antwort bekommen. Ich war in Sorge, Sie könnten womöglich hingefallen sein und das Bewusstsein verloren haben.”
Als auf ihre Worte hin nur das Plätschern des Badewassers zu hören war, wagte sie einen Blick hinter sich. Lucian hielt das Handtuch fest, aber er saß nach wie vor in der Wanne und starrte sie verständnislos an. „Sie waren um mich in Sorge?”
Sein überraschter Tonfall und der ratlose Gesichtsausdruck wirkten umgekehrt auf Leigh verwirrend. Jeder an ihrer Stelle wäre doch sicherlich besorgt gewesen. Sie zuckte mit den Schultern und drehte sich weg, damit sie nicht wieder in Versuchung geführt wurde, ihn anzustarren. „Sie sagten, Sie wollten duschen, aber ich konnte kein laufendes Wasser hören, und auf meine Rufe hatten Sie nicht reagiert.”
„Ich hatte es mir anders überlegt und stattdessen ein Bad genommen. Dabei muss ich wohl eingeschlafen sein.”
„Ja, das habe ich gemerkt”, murmelte sie und räusperte sich, während sie zu ignorieren versuchte, dass er völlig nackt in dieser Wanne saß. „Ich dachte mir, ich überrasche Sie mit einem Kaffee.”
„Hmm.” Ihr entging nicht der skeptische Unterton, von dem dieser Laut begleitet wurde, und es überraschte sie auch nicht, dass noch eine sarkastische Bemerkung folgte. „Und zweifellos wollten Sie die Gelegenheit nutzen, mir wieder ein paar Fragen zu stellen”, sagte er und veränderte seine Position in der Wanne, dann erklärte er aufgebracht: „Sie werden mir so lange keine Ruhe lassen, bis ich Ihnen Ihre Antwort gegeben habe, wie?”
„Nein, natürlich nicht”, wehrte sie sofort ab, strafte ihre eigenen Worte jedoch sofort Lügen, als sie hinzufügte: „Aber wenn Sie mir die eine oder andere Frage beantworten könnten.... ”
Sein Schnauben war alles andere als ermutigend, und Leigh merkte, wie ihr langsam die Chance entglitt, ihm ein paar Antworten zu entlocken.
„Ich will Sie mit meinen Fragen nicht verrückt machen”, entschuldigte sie sich im Voraus. „Es ist eben so, dass es hier um mein Leben geht, und ich habe keine Ahnung, was mit mir passiert ist und wie sich das alles auf meine Zukunft auswirken wird.... und auf alles andere”, fügte sie schwach hinzu.
Die anschließende Stille schien kein Ende nehmen zu wollen, dann endlich
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