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Ein Vampir für jede Jahreszeit

Ein Vampir für jede Jahreszeit

Titel: Ein Vampir für jede Jahreszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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wir hin?« Sie sah sich beklommen um. Eigentlich ging sie niemals ohne Begleitperson mit einem Mann mit, nicht einmal, wenn es sich bei dem Mann um den Sohn einer alten Freundin der Familie handelte. Wenn man es näher bedachte, war es eigentlich sehr merkwürdig, dass ihre Mutter ihnen nicht als Anstandsdame gefolgt war. Sie blickte über die Schulter zurück. Nein, niemand kam ihnen nach. Ja, sie beide waren definitiv ganz allein. Höchst ungewöhnlich.
    »Zu den Ställen.«
    Alice konzentrierte sich wieder auf ihren Begleiter.
    »Warum?«
    »Ich dachte, wir könnten ein wenig ausreiten.«
    Die Vorstellung behagte ihr – wieder hinter ihm sitzen zu können, die Arme um ihn geschlungen und ihre Körper aneinander geschmiegt. Doch ihre Begeisterung legte sich ebenso schnell wieder. Erstens würde er wahrscheinlich erwarten, dass sie auf ihrem eigenen Pferd ritt und zweitens war nachts zu reiten nicht gerade ungefährlich. Die Pferde konnten leicht fehltreten und sich verletzen. Im Grunde war ein Ritt um diese Zeit keine gute Idee. Und was wäre, wenn sie jemand hier draußen zusammen sähe? Würde man nicht ihre Tugendhaftigkeit infrage stellen?
    Lord Jonathan spürte erneut Alices Widerwillen und begriff, dass sie sich diesmal nicht fügen würde. Er blieb stehen und drehte sich nach ihr um. Was er in ihrem Gesicht las, schien ihn dazu zu bewegen, die geplante Unternehmung selbst noch einmal zu überdenken. Er seufzte niedergeschlagen. »Ein Ausritt kommt wohl doch nicht infrage.«
    »So ist es«, stimmte Alice ihm zu.
    Er nickte resigniert. »Ich wäre gern noch einmal mit Euch geritten. Ich habe unseren Ausflug sehr genossen.«
    Sein verlegenes Geständnis traf sie unvorbereitet. Er wich ihrem Blick aus, doch trotz des Anflugs von Schüchternheit schien er es ernst zu meinen. Der gemeinsame Ritt hatte ihm tatsächlich genauso gut gefallen wie ihr!
    »Vielleicht …«, begann sie, verstummte jedoch gleich wieder, denn er wagte es nun doch, sie direkt anzusehen. Sein Blick war auf ihren Mund geheftet. Ein seltsames Kribbeln breitete sich auf ihren Lippen aus und Alice bekam kaum noch Luft. Selbst, wenn sie es gewollt hätte, sie hätte kein Wort herausbringen können. Er stahl sich unbeholfen ein Stückchen näher heran und Alice verschlug es endgültig den Atem. Sie war sich mit einem Mal absolut und vollkommen sicher, dass er sie gleich küssen würde. Zaghaft wagte sie es, sich ihm ebenfalls ein wenig zur nähern.
    »Jonathan! Da bist du! Ich habe James doch gleich gesagt, dass ich glaubte, du seist hierher gegangen.«
    Alice und Jonathan fuhren schuldbewusst auseinander und wirbelten herum. Lady Fairley und Alices Onkel kamen auf sie zu.
    »Mutter.« Jonathan stieß das Wort beinahe wie ein Stöhnen aus. Alice konnte das sehr gut nachvollziehen. Sie hätte am liebsten selbst laut aufgestöhnt. Sein Mund war ihrem so nah gewesen, dass sie seinen Atem auf ihren empfindlichen, prickelnden Lippen gespürt hatte. Doch die süße Verheißung auf einen Kuss würde sich heute Nacht wohl nicht mehr erfüllen.
    »Ich habe beschlossen, dir zu vergeben«, verkündete Lady Fairley und hakte sich bei ihrem Sohn unter. »Ich bin sogar zu dem Schluss gekommen, dass du, was den heutigen Abend angeht, möglicherweise … nun ja, nicht ganz unrecht hattest.«
    »Ach ja?« Alice registrierte geistesabwesend den misstrauischen Tonfall des Ritters. Ihr Onkel ergriff derweil stillschweigend ihre Hand und führte sie hinter Margaret und ihrem Sohn her.
    »Jawohl«, hörte Alice Margaret sagen. »Ich habe beschlossen, dass wir ein weiteres Fest geben.«
    »Noch eines?« Lord Jonathan blieb abrupt stehen.
    »Ja. Noch eines.« Seine Mutter lachte ihn für sein offenkundiges Entsetzen aus, hakte sich wieder bei ihm ein und zerrte ihn mit sich. Dann fügte sie gut gelaunt hinzu: »Eigentlich sogar zwei. Ich muss nur noch mit dem König sprechen.«
    Nachdem Jonathan die zwei Tage, die zwischen dem Picknick und dem Fest des gestrigen Abends lagen, damit verbracht hatte, Alice und den verwirrenden Gefühlen, die sie in ihm auslöste, aus dem Weg zu gehen, war das Erste, was er tat, nachdem er am Morgen erwacht war, sich auf die Suche nach ihr zu begeben. Er fand das Mädchen in der großen Halle vor, wo sie gerade ihr Frühstück einnahm. Offenbar aßen dort fast alle Gäste, die sich momentan bei Hofe befanden, denn der Raum war überfüllt und die Bänke bogen sich unter dem Gewicht der Anwesenden. Alice saß an einem der Tische im vorderen

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