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Ein Vampir für jede Jahreszeit

Ein Vampir für jede Jahreszeit

Titel: Ein Vampir für jede Jahreszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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vor seinem Zorn. Zähneknirschend übergab er die Dame wieder deren Mutter und warf dann seufzend einen Blick auf die Frauenschar, die noch auf ihn wartete. Im Raum befanden sich unzählige Frauen, jedoch nur drei Männer. Nein, zwei, verbesserte er sich, als sein Blick auf den leeren Platz fiel, wo eben noch der König gethront hatte. Edward und seine Frau hatten ihre Pflicht erfüllt und sich nun offenbar eine amüsantere Zerstreuung gesucht, als der Geißel von Crécy dabei zuzusehen, wie sie mit mehr heiratswütigen Damen tanzte, als damals nach dem Sieg noch Franzosen übrig geblieben waren.
    Missmutig hielt Jonathan nach Lord Houghton Ausschau. Der Alte konnte ihm angesichts dieses Mobs durchaus ein wenig zur Seite stehen, dachte er feindselig, denn immerhin war er der einzige weitere Mann im Raum. Doch der in Samt gekleidete, alte Geck klebte geradezu an Jonathans Mutter. Houghton war Lady Fairley den ganzen Abend über nicht von der Seite gewichen und hatte es Jonathan überlassen, mit den versammelten hasenzähnigen Weibern und hässlichen Spinatwachteln über die Tanzfläche zu wirbeln – natürlich unter den wachsamen Augen der anderen fünfzig Möchtegernbräute und ihrer Mamas, Tanten oder sonstigen Begleiterinnen.
    Nur zweimal hatte er es gewagt, sich eine Pause auszubitten und sich an den Tisch zu seinem Bierkrug geflüchtet, doch auch dort war er, ehe er sich versah, wieder von einer Rotte gieriger Wölfinnen umzingelt, die auf ihn einschnatterten und plapperten und ihn mit langen, ausgiebigen Beschreibungen ihrer vorzüglichen Begabung für Stickarbeiten bombardierten. Obwohl ihm die Füße schmerzten, hatte sich Jonathan jedes Mal schnellstens wieder auf die Tanzfläche begeben, um ihnen zu entkommen.
    Er bemerkte, dass seine Partnerlosigkeit auffiel und die Frauenschar schon wieder auf ihn zuhielt. Hastig murmelte Jonathan der Wölfin, die ihm am nächsten stand, eine Entschuldigung zu und bahnte sich geschwind einen Weg zu seiner Mutter, die mit Alice, deren Onkel und Lady Houghton zusammenstand. »Mutter, darf ich …«
    »Ah, Jonathan!«, fiel ihm seine Mutter gut gelaunt ins Wort. »Dieser Abend ist ein voller Erfolg, findest du nicht auch?«
    »Nein, das finde ich durchaus nicht «, zischte er zurück. Ihre fröhliche, selbstzufriedene Miene fiel in sich zusammen.
    »Wie bitte?«, fragte sie verletzt. »Er verläuft doch ganz wunderbar.«
    »Ganz im Gegenteil. Er verläuft schrecklich«, teilte er ihr mit.
    »Aber …«
    »Mutter, es befinden sich bestimmt hundertfünfzig Frauen im Saal.«
    »Nun, ja«, wandte sie beschwichtigend ein, »aber nur fünfzig von ihnen sind wirklich von Bedeutung. Die anderen sind doch nur die Anstandsdamen der Mädchen.«
    »Trotzdem: fünfzig Frauen und ein Mann. Das ist unfair.«
    »Ach, Jonathan«, entgegnete sie ungerührt, »ein Krieger wie du wird doch wohl mit einer Schar Frauen zurechtkommen. Außerdem bist du ja nicht der einzige Mann. Lord Houghton ist ebenfalls anwesend«, bemerkte sie, rückte etwas näher an den Betreffenden heran und strich mit der Hand besitzergreifend über seinen Arm. Die Geste jagte Jonathan eine Gänsehaut ein.
    »Er steht nur nutzlos herum. Da hätte er auch genauso gut wegbleiben können«, blaffte Jonathan.
    »Jonathan!«, rief Lady Fairley aus, schockiert vom Benehmen ihres Sohnes.
    Der ließ nun endgültig alle Höflichkeit fahren. »Komm mir nicht mit ›Jonathan‹. Lord Houghton hängt schon den ganzen Abend sabbernd an dir, während ich mir die Füße wund tanze. Meine Zehen sind völlig zerquetscht, meine Ohren bluten von dem vielen Gerede und mein bester Waffenrock ist verdorben, weil einige von diesen tollpatschigen Weibern vor lauter Geschwätz nicht aufpassen können, wo sie hintanzen und …« er hielt kurz inne, schnüffelte probeweise in Alices Richtung und knurrte dann: »Und zu allem Übel ist offenbar auch noch mein Geruchssinn dahin, da meine arme Nase die widerwärtigen Körperausdünstungen und übermäßig aufgetragenen Parfüms der Hälfte aller Edelfrauen von ganz London ertragen musste!«
    Alice biss sich auf die Lippe und bemühte sich sehr, über Lord Jonathans Ausbruch nicht in schallendes Gelächter zu verfallen. Sie beobachtete interessiert, wie Lady Fairley auf die Tirade reagierte: Zuerst stand ihr einen Augenblick lang der Mund offen, doch dann verzog sie, sehr zu Alices Verblüffung, das Gesicht wie ein beleidigtes, kleines Kind.
    »Egal, was ich für dich tue, nie weißt du es zu würdigen,

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