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Ein Vampir für jede Jahreszeit

Ein Vampir für jede Jahreszeit

Titel: Ein Vampir für jede Jahreszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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begutachtete die beiden Neuankömmlinge im Licht der Taschenlampe, die nun freundlicherweise auf den Boden gerichtet wurde, damit sie sie nicht mehr blendete. Allerdings konnte Mirabeau im Dunkeln ohnehin sehr gut sehen und die beiden so deutlich erkennen, als stünden sie in gleißendem Sonnenlicht.
    Bei der Frau handelte es sich mit Sicherheit nicht um die erwartete Verstärkung. Das Mädchen war erst vierzehn oder fünfzehn Jahre alt – für einen Normalsterblichen ein Kind, in den Augen eines Wesens aber, das bereits älter als vierhundertfünfzig Jahre war, lediglich ein Säugling. Die Kleine war dünn und flachbrüstig und trug das blonde Haar in einem Pferdeschwanz, der ihre jugendlichen Züge und ihren zarten Hals betonte.
    Mirabeau fragte sich, wer sie wohl sein könnte und was sie hier unten zu suchen hätte. Irgendwie kam sie ihr bekannt vor, aber sie kam nicht dahinter, woher. Dann begutachtete sie den Mann genauer, und das Mädchen war sofort vergessen. Mirabeau hatte in ihrem Leben schon eine Menge sterbliche und unsterbliche Kerle getroffen, aber kaum einer konnte mit diesem Prachtexemplar mithalten. Er überragte Mirabeau trotz ihrer eins achtzig um einen guten Kopf und sah zudem auch noch großartig aus, hatte dunkles Haar und schroffe Gesichtszüge, die Mirabeau ausnehmend gut gefielen. Zudem hatte er eine schöne, breite Brust und Schultern, um die ihn jeder Footballspieler beneidet hätte. Seine Taille dagegen war schlank, und außerdem – wenn sie bei seinem Abstieg in den Kanal richtig gesehen hatte – schien ihr sein Hintern einer der tollsten zu sein, die ihr in den letzten Jahren untergekommen waren. Ein Po, in den man seine Fingernägel graben konnte, während man den Kerl antrieb, damit er …
    »Du lieber Himmel, nicht ihr auch noch.«
    Mirabeau zwinkerte irritiert und sah den entnervten Teenager fragend an. Wieso auch noch ?
    »Nicht nur du «, erklärte das Mädchen stöhnend und deutete zuerst auf Mirabeau und dann auf den Mann. »Du und du, ihr denkt beide darüber nach, wie es wohl wäre, Sex miteinander zu haben. Ihr seid genauso schlimm wie Decker und meine Schwester. Die sind auch ständig scharf aufeinander … oder treiben es.« Sie seufzte unglücklich und fuhr fort: »Das ist so armselig. Lieber habe ich niemals Sex und verzichte auf einen Lebensgefährten, als zu so einem sabbernden Idioten zu mutieren wie ihr alle.«
    Mirabeau starrte das Mädchen an, und eine ganze Reihe von Gedanken huschte durch ihren Kopf. Jetzt wusste sie, wer die Kleine war. Dass ihre Schwester mit einem gewissen Decker zusammen war, konnte nur bedeuten, dass es sich bei diesem jungen Mädchen hier um Stephanie McGill handelte. Ihre Schwester Dani McGill war die Gefährtin von Decker Argeneau Pimms. Die Kleine war noch nicht lange unsterblich. Erst im Sommer hatte ein abtrünniger Vampir sie gekidnappt und gewandelt. Damals waren auf der Suche nach dem Mädchen alle verfügbaren Jäger zu Hilfe gerufen worden; auch sie selbst und ihre Kollegin Eshe waren dabei gewesen. Sie hatten das Mädchen leider erst gefunden, nachdem sie der Abtrünnige, ein Schlitzer, bereits gewandelt hatte. Glücklicherweise war Stephanie nicht zu einem Schlitzer, sondern zu einer Edantante geworden. Die Edantante hatten zwar unter dem kleinen Makel zu leiden, dass ihnen unglücklicherweise die Fangzähne fehlten, die den Sterblichen an Vampiren so gut gefielen. Aber da es heutzutage Blut in Beuteln gab, stellte das keine große Beeinträchtigung mehr dar. Den Schlitzern fehlte dieses Attribut zwar ebenfalls, aber sie waren zusätzlich auch noch mit einem Wahnsinn geschlagen, der sie dazu trieb, die scheußlichsten Gräueltaten an den Menschen zu verüben, von denen doch ihr Überleben abhing. Aus diesem Grund wurden die Schlitzer gejagt und vernichtet, wann immer sich eine Gelegenheit dazu bot.
    Außerdem registrierte Mirabeau, dass die Kleine ihrer beider Gedanken gelesen hatte. Bei dem Mann wunderte sie das nicht, denn aus irgendeinem Grund war sie sich sicher, dass er ein Sterblicher sein musste. Warum, das wusste sie selbst nicht, sie spürte es einfach. Aber dass sie auch in ihren Kopf geblickt hatte, verwunderte Mirabeau. Sie war mehr als vierhundert Jahre älter als das Mädchen, und eigentlich hätte die Kleine sie nicht lesen können dürfen, obwohl Mirabeau sich eingestehen musste, dass sie ihren Geist nicht besonders sorgfältig vor dem Kind abgeschirmt hatte. Ab jetzt durfte sie das nicht mehr vergessen,

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