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Ein Vampir für jede Jahreszeit

Ein Vampir für jede Jahreszeit

Titel: Ein Vampir für jede Jahreszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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zweiten Bett – oder ich. Und ich schnarche wirklich .« Als Stephanie den Mund öffnete, um Einspruch zu erheben, fügte er schnell hinzu: »Entweder das – oder wir brechen auf der Stelle wieder auf, so wie wir sind, und suchen den Wagen. Wir können dich nicht allein lassen, bevor du wohlbehütet in Port Henry angekommen bist. Es besteht nach wie vor die Möglichkeit, dass Leonius oder einer seiner Männer uns aufspürt.«
    Stephanie klappte den Mund wieder zu und schnaubte: »Na gut. Dann also Mirabeau. Aber ich werde Lucian verraten, was für miese Bodyguards ihr seid.« Sie wirbelte herum und verkündete: »Ich nehme jetzt ein Bad. Ein langes Bad. Ihr zwei stinkt so fürchterlich, dass man es kaum aushält.« Mit dieser charmanten Bemerkung stampfte sie ins Badezimmer des Raums, den sie mit Mirabeau teilen sollte, und knallte die Tür hinter sich zu.
    Mirabeau knurrte zornig und hätte die Kleine am liebsten erwürgt. Sie machte Anstalten, ihr hinterherzueilen, doch Tiny hielt sie am Arm fest. Als sie sich wutschnaubend nach ihm umdrehte, redete er beruhigend auf sie ein. »Du kannst mein Badezimmer benutzen.«
    »Sie …«, setzte Mirabeau schon an, doch Tiny fiel ihr ins Wort. »Sie ist ein Teenager, der entführt wurde, weiß Gott was für schreckliche Dinge erlebt hat und gegen ihren Willen gewandelt wurde. Sie hat fast ihre ganze Familie verloren und niemanden mehr – außer ihrer Schwester. Und die verliert sie jetzt auch noch, zumindest solange sie sich in diesem piefigen Kaff in Süd-Ontario verstecken muss.«
    Mirabeau grinste. »Piefiges Kaff?«
    »Das sind ihre Worte«, entgegnete er ironisch.
    Sie nickte. Sie wusste, dass Stephanie und Tiny während der Odyssee durch die Kanalisation leise miteinander gesprochen hatten, doch den Inhalt dieser Unterhaltung hatte sie nicht mitbekommen. Offenbar hatte Stephanie ihrem Kummer Luft gemacht – und davon hatte sie ja mehr als genug. Das Mädchen hatte wirklich viel ertragen müssen.
    Mirabeau zwang sich, sich etwas zu beruhigen, und holte tief Luft. »Du bist sehr geduldig mit ihr.«
    »Ich bin eben ein geduldiger Mensch.« Er grinste, und sie fühlte sich plötzlich vollkommen entspannt und erwiderte dankbar sein Lächeln. Tiny tätschelte ihren Arm und ließ sie dann los. »Los. Nimm in meinem Zimmer ein Bad. Lass dir so viel Zeit, wie du willst. Ich ziehe mal los und versuche, ein bisschen Essen für uns aufzutreiben.«
    Sie beobachtete, wie er zur Tür ging, und biss sich auf die Lippe. Sie machte sich Sorgen, weil er ganz allein losgehen wollte. Zwar glaubte sie nicht, dass sie jemand verfolgt hatte, doch eine geringe Möglichkeit bestand trotzdem – und es widerstrebte ihr, dass er in diesem Fall auf sich gestellt wäre. Ihm das zu sagen, wäre allerdings unklug, denn er wäre bestimmt nicht begeistert, wenn sie ihn wie ein kleines Kind bemuttern würde. Darum fragte sie nur: »Möchtest du vorher nicht lieber duschen?«
    »Und danach wieder diese stinkenden Kleider anziehen?«, entgegnete Tiny trocken. Er blieb an der Tür stehen und lächelte Mirabeau matt an. »Mach dir keine Sorgen um mich. Mir wird schon nichts zustoßen. Nimm ein Bad, und hinterher kannst du dich ja ein bisschen mit Stephanie unterhalten.«
    »Mich mit ihr unterhalten?«, fragte sie entsetzt und vergaß darüber die Sorge um ihn. »Über was denn?«
    »Über das, was sie erlebt hat«, entgegnete er ruhig. »Mal abgesehen von ihrer Schwester bist wahrscheinlich du diejenige, die ihr am besten helfen kann.«
    »Ich?«, quäkte sie ungläubig. »Wir kommst du auf die Idee, dass ich …«
    »Weil du deine Familie doch auch verloren hast, als du noch sehr jung warst, oder? Du müsstest am ehesten nachvollziehen können, was sie durchlitten hat.«
    Mirabeau spürte, wie sich ihr Innerstes verschloss. Es war, als schnüre sie etwas ein. Sie gestattete sich niemals, an das Massaker, das an ihrer Familie verübt worden war, zu denken. Wahrscheinlich hatte ihm Marguerite aus irgendeinem Grund davon erzählt, was ihr überhaupt nicht recht war. Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte, und entgegnete beinahe schon feindselig: »Ihre Familie lebt noch.«
    »Aber sie darf sie nie mehr wiedersehen, niemals wieder ihre Liebe und Fürsorge spüren«, gab er zu bedenken.
    »Sie hat Dani«, beharrte Mirabeau verbissen.
    »Zurzeit nicht. Sprich mit ihr. Sie ist ganz allein und genauso einsam wie du.«
    Diesmal ließ sie ihn ziehen und verfolgte wortlos, wie er die Tür hinter sich zuzog. In

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