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Ein Vampir für jede Jahreszeit

Ein Vampir für jede Jahreszeit

Titel: Ein Vampir für jede Jahreszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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gab etwas in den Computer ein, nahm zwei Schlüsselkarten aus einer Schublade, zog sie durch ein Lesegerät, steckte sie in zwei kleine Kärtchen, auf die sie die zugehörigen Zimmernummern kritzelte, und reichte sie Mirabeau. Während der gesamten Prozedur sah sie nicht ein einziges Mal auf.
    Mirabeau nahm die Kärtchen und führte die beiden anderen zu den Aufzügen. Dabei ließ sie den Blick durch die Halle schweifen, um sicherzugehen, dass sie auch niemanden übersehen hatte. In einer Ecke der Lobby fiel ihr ein kleiner Laden auf.
    »Was ist los?«, fragte Tiny, als sie plötzlich stehen blieb.
    Sie zögerte und drehte sich nochmals nach dem Mädchen am Empfang um. Ein kurzer Blick in ihre Gedanken ließ sie die Stirn runzeln. Dann seufzte sie. »Nichts. Kommt jetzt«, sagte sie leise und ging weiter.
    Als sie den Aufzugschalter drückte, öffneten sich sofort die Türen. Mirabeau stieg ein und betätigte den Knopf für den achten Stock. Stephanie stieg ebenfalls ein und Tiny folgte ihr, nicht ohne einen besorgten Blick in die Lobby zu werfen. Wahrscheinlich glaubte er noch immer, Mirabeau hätte dort Schwierigkeiten gewittert. Sie wollte ihn nicht unnötig beunruhigen und erklärte ihm deshalb: »Ich habe nur das Lädchen in der Lobby bemerkt. Dort gab es Kleider und anderen Krimskrams. Ich hatte gehofft, ich könnte uns dort vielleicht ein Outfit zum Wechseln besorgen. Aber das Mädchen an der Rezeption hat keinen Schlüssel. Nur der Hoteldirektor und der Ladenbesitzer haben einen, doch die sind so spät in der Nacht nicht mehr hier.«
    »Ach so.« Tiny entspannte sich etwas, räusperte sich und fragte dann vorsichtig: »Wir bezahlen wohl nicht für das Zimmer?«
    Mirabeau sah ihn fragend an. Offenbar behagte ihm diese Vorstellung nicht besonders. Sie überlegte kurz und meinte dann: »Sobald wir in Port Henry sind, rufe ich Bastien an. Er kann jemanden herschicken, der die Angelegenheit regelt.«
    Tiny nickte, dann sackten seine Schultern noch weiter in seinem Jackett nach unten. Mirabeau ertappte sich dabei, wie sie ihn neugierig anstarrte. Den wenigsten Menschen hätte es etwas ausgemacht, sich für einige Stunden ein Hotelzimmer zu leihen , doch sie wusste bereits aus Marguerite Argeneaus zahllosen Erzählungen, dass das Ehrgefühl dieses Mannes enorm stark ausgeprägt war. Irgendwie erfrischend, fand sie.
    »Eher bescheuert«, brummelte Stephanie. »Es wird sowieso niemand bemerken, dass wir im Zimmer sind, denn ganz offensichtlich brauchen sie es momentan nicht für Gäste.«
    »In den Zimmern. Ich habe uns eine Suite geben lassen«, stellte Mirabeau richtig. Es war schon schlimm genug, dass sie in ihrem Kopf herumspionierte, aber dass sie jetzt auch noch Tiny beleidigte, das ging wirklich zu weit. Der Sterbliche riskierte immerhin sein Leben, um die Kleine sicher nach Port Henry zu bringen. Da war doch ein kleines bisschen Dankbarkeit angebracht.
    »Was auch immer«, nuschelte Stephanie als Antwort und schien ganz in ihren eigenen Gedanken gefangen zu sein. Allerdings sah sie jetzt auch etwas verdrießlich aus. Offensichtlich war Mirabeaus Rüffel bei ihr angekommen.
    »Hab ich was verpasst?«, fragte Tiny verwundert.
    »Nichts Wichtiges«, versicherte ihm Mirabeau.
    Dann öffneten sich die Aufzugtüren.

5
    Die Suite bestand aus zwei normalen Hotelzimmern, die durch einen Ess- und Wohnbereich miteinander verbunden waren. In der einen Hälfte des großen Raumes standen ein Esstisch und einige Stühle, auf der gegenüberliegenden Seite eine Couch, ein Sessel und ein Fernseher. Die Ausstattung war nicht gerade prachtvoll, aber das Hotel gehörte schließlich auch nicht zur edelsten Kategorie.
    Für ihre Zwecke würde es allerdings reichen, stellte Mirabeau mit einem prüfenden Blick auf die Unterkunft fest.
    »Das ist mein Zimmer«, verkündete Stephanie, die das Zimmer auf der rechten Seite schon ausgekundschaftet hatte. Dann fragte sie: »Wer von euch nimmt das zweite Zimmer und wer die Couch?«
    »Netter Versuch«, knurrte Mirabeau und warf die Schlüsselkarten auf den Esstisch. »Du und ich, wir teilen uns dieses Zimmer, und Tiny bekommt das andere.«
    »Ich schlafe auf keinen Fall mit dir in einem Zimmer«, protestierte sie augenblicklich. »Du schnarchst bestimmt.«
    Mirabeau durchbohrte sie mit einem vernichtenden Blick. Langsam verlor sie die Geduld, doch bevor sie die Kleine zurechtstutzen konnte, erklärte Tiny gelassen: »Nicht so vorschnell. Du hast die Wahl. Entweder schläft Mirabeau im

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