Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Vampir für jede Jahreszeit

Ein Vampir für jede Jahreszeit

Titel: Ein Vampir für jede Jahreszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
Vom Netzwerk:
gewartet hat, bevor er einschritt. Fairley Castle ist immerhin eine strategisch wichtige Festung an der Grenze zu Schottland. Kein Wunder, dass er dich verheiratet und deine Braut in anderen Umständen sehen will. So oft, wie du in den Kampf ziehst … Wenn du sterben solltest, kann allein dein Cousin Albert deinen Platz einnehmen und du weißt selbst, was für ein Narr er ist. Dem König ist das ebenfalls bewusst. Es liegt sicher nicht in seinem Interesse, dass Albert Herr über Fairley und seine Ländereien wird.«
    »Aber ein Säugling ist für diese Position kaum geeigneter«, knurrte Jonathan mit sichtlichem Unbehagen.
    »Das nicht, aber wenn du einen Erben und eine Witwe hinterlässt, dann kann Edward jeden Mann, den er möchte, deinen Platz einnehmen lassen, entweder als Vogt oder als neuen Gatten für deine Braut. Ohne Witwe und Stammhalter wird Albert alles erben.«
    Offenbar verstand Jonathan, dass in ihren Worten einiges an Wahrheit steckte, denn er wurde plötzlich nachdenklich. Seine finstere Miene kehrte jedoch sofort wieder zurück, als sie ihre Haarpflege beendete und unbekümmert begann, Juwelen und einen Kopfschmuck anzulegen. Sie hatte den edelsten Kopfschmuck ausgesucht, den sie besaß und den sie nur zu besonderen Gelegenheiten trug. Mit leicht geweiteten Augen ließ Jonathan auf sich wirken, welches Kleid sie trug, wie sie ihr Haar hochgesteckt hatte und … ja, ihm war jetzt erst aufgefallen, dass sich auf ihren Wangen keine natürliche Röte abzeichnete, sondern dass sie etwas von dem geschmuggelten, französischen Rouge aufgelegt hatte. Lady Fairley wusste, wie liebreizend sie so aussah – und auch bedeutend jünger als fünfzig Jahre.
    »Du hast dich herausgeputzt!«, kam es bestürzt und anklagend aus Jonathans Mund.
    Lady Fairley bemerkte mit einiger Zufriedenheit, wie sie rot wurde. Das passte ausgezeichnet zu der unschuldigen Miene, die sie nun vorschützte. »Das habe ich nicht«, widersprach sie ihm würdevoll.
    »Du trägst deinen kostbarsten Schmuck.«
    Sie spürte, dass ihre Mundwinkel selbstzufrieden zuckten, und erhob sich eilig in gespielter Ungeduld. »Er passt zu meiner Robe. Bei Hofe sollte man stets so vorteilhaft wie möglich aussehen.« Sie ignorierte seinen misstrauischen Blick und stolzierte ohne weiteren Kommentar in ihr Wohnzimmer. Just da kam ihre Zofe Leda zur Tür hereingestürmt.
    »Bitte sehr, Mylady.«
    »Ah, sehr gut«, murmelte sie. Das Mädchen reichte ihr eine kleine Karaffe. Ihr Sohn verfolgte, wie sie den Behälter entgegennahm und öffnete. Dann schnüffelte er missbilligend.
    »Parfüm!« Sein Vorwurf traf sie wie ein Pfeil.
    »So ist es«, erwiderte sie und legte vor Jonathans schreckgeweiteten Augen eine großzügige Menge davon auf. Sie wusste, was ihn so aufbrachte: Seit sein Vater von der Pest dahingerafft worden war, hatte sie kein Duftwasser mehr verwendet. Aus diesem Grund hatte sie auch ihre Zofe damit beauftragen müssen, etwas davon für sie aufzutreiben. Sie hatte keinerlei Parfüm mit an den Hof gebracht, da sie keines mehr besaß. All ihre Düfte waren mit der Zeit eingetrocknet – doch zur Durchführung ihres Planes benötigte sie ein Duftwässerchen.
    »Vielen Dank, Leda.« Sie reichte der Zofe das Fläschchen zurück und schritt zur Tür. Es überraschte sie nicht, dass ihr Sohn ihr auf dem Fuß folgte.
    »Wohin willst du?«, erkundigte er sich.
    »Ich besuche Freunde«, entgegnete sie heiter.
    »Welche Freunde?«
    »Ich finde, ich bin alt genug, um mich nicht mehr rechtfertigen zu müssen, Jonathan«, erklärte sie mit falscher Entrüstung, öffnete die Tür und trat auf den Gang hinaus. »Aber falls du es unbedingt wissen musst: Ich statte Lady Houghton und ihrer Tochter einen Besuch ab.« Angesichts seiner Fassungslosigkeit schaffte sie es kaum, ein Schmunzeln zu unterdrücken. Alles verlief wunschgemäß.
    Jonathan folgte ihr hinaus in den Korridor. Ihm schwante plötzlich, was vor sich ging. Sie hatte den König dazu überredet, ihm zu befehlen, dass er heiraten sollte, und nun führte sie ihm die Tochter einer Freundin vor! Seit Jahren setzte sie alles daran, ihn zu vermählen, doch er hatte es stets geschafft, ihre Pläne zu vereiteln. Wenn er tatsächlich keine weitere mehr sähe …
    »Es ist nicht nötig, dass du mich begleitest«, erklärte seine Mutter und verdarb ihm prompt seine schöne Überlegung. »Hast du denn nichts Wichtigeres zu tun? Zwei Wochen sind nicht lang, um eine Braut zu finden – und bei Hofe dürfte dieses

Weitere Kostenlose Bücher