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Ein Vampir für jede Jahreszeit

Ein Vampir für jede Jahreszeit

Titel: Ein Vampir für jede Jahreszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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wirklich ausnehmend freundlich gewesen … zumindest, wenn er sich nicht gerade über seine Mutter geärgert hatte.
    Lächelnd erhob sie sich. Seltsamerweise hatte sie seine finstere Miene als durchaus liebenswert empfunden. Der struppige Ritter hatte fast wie ein eigensinniges, argwöhnisches Kind gewirkt und trotz seiner wilden Rede war unübersehbar gewesen, dass er seine Mutter abgöttisch liebte.
    »Fertig?«
    Ihre Mutter betrat den Raum. Alice betrachtete die Liste. »Ja. Du kannst sie Lady Fairley jetzt bringen.«
    »Das geht nicht«, widersprach sie. »Ich habe eine Audienz bei der Königin. Du wirst sie wohl selbst abliefern müssen. Mein Bruder hat vorhin erwähnt, er hätte Lady Fairley und ihren Sohn bei den Ställen angetroffen. Wenn du dich sputest, solltest du sie dort noch finden können.«
    »Bei den Ställen?« Alice starrte ihre Mutter entgeistert an. »Aber Onkel James hasst doch Pferde, seit –«
    »Seit damals, als ihn sein Reittier in den Baum geschleudert und er sich das Bein gebrochen hat«, vollendete Lady Houghton ungeduldig den Satz für sie. »Ja, ja, diese Geschichte habe ich schon oft genug von ihm zu hören bekommen. Anscheinend ist er aber Lady Fairley zuliebe trotzdem bereit, sich die Tiere anzusehen und womöglich auch zu reiten. Da wir gerade von ihr sprechen, du solltest jetzt aufbrechen, sonst triffst du sie vielleicht nicht mehr an.«
    »Oh, aber …« Alice führte den Einwand nicht zu Ende, denn ihre Mutter war aus dem Zimmer geeilt und hörte sie schon nicht mehr. Somit blieb ihr nichts anderes übrig, als den Botengang selbst zu erledigen. Trotz des Widerwillens, den sie verspürte, rollte sie eilig den Pergamentbogen zusammen und machte sich auf den Weg.
    Als Alice bei den Ställen ankam, waren weder Lady Fairley noch ihr Onkel zugegen, doch sie traf Lord Jonathan dort an. Er spähte gedankenverloren in die Ferne und ein Stirnrunzeln entstellte seine wohlgestalteten Gesichtszüge. Alice verharrte einen Augenblick, um ihn zu betrachten. Seine missmutige Miene erschien ihr beinahe kindlich. Ein amüsiertes Schmunzeln spielte auf ihren Lippen. Doch dann begriff sie, dass sie gerade kostbare Lesezeit verschwendete – denn solange ihre Mutter bei der Königin weilte, konnte sie Alice nicht dafür schelten, dass sie ihre Nase in Bücher steckte. Alice holte noch einmal tief Luft, nahm die Schultern zurück und ging auf ihn zu.
    »Mylord«, setzte sie an, »meine Mutter meinte, ich würde Euch und Lady Fairley hier antreffen. Das Schicksal hat es offenbar gut mit mir gemeint, denn Ihr seid tatsächlich hier.«
    Der Ritter drehte sich nach ihr um und nickte knapp. »Ja. Hier bin ich. Meine Mutter leider nicht. Sie ist mit Eurem Onkel zu einem Picknick aufgebrochen.«
    »So …«, sagte Alice unschlüssig. Diese Neuigkeit verwirrte sie genauso, wie die Abscheu, mit der er sie hervorgestoßen hatte. Schwer nachvollziehbar, dass Lady Fairley ernsthaftes Interesse an James haben sollte. Der Mann war ein Schwachkopf. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass eine Frau, die einen so stattlichen und starken Sohn wie Lord Jonathan aufgezogen hatte, Gefallen an einem Dandy finden könnte.
    Sie schob ihre sorgenvollen Gedanken zur Seite und schenkte Lord Jonathan ein Lächeln. »Das ist wahrscheinlich einerlei. Dies hier könnt Ihr genauso gut wie die edle Dame in Empfang nehmen.«
    »Was ist das?«, fragte der groß gewachsene Mann, nahm ihr die Schriftrolle ab und schenkte Alice nun seine ganze Aufmerksamkeit.
    »Eine Liste der verfügbaren Damen, die sich momentan bei Hofe befinden. Wie Ihr sehen könnt, gibt es eine ganze Menge Kandidatinnen.«
    »Eine ganze Menge?« Der Ritter entrollte den Bogen und bekam große Augen. »Hier stehen mindestens vierzig Namen.« Sein durchdringender Blick richtete sich auf sie.
    »Tatsächlich sind es fast fünfzig«, erwiderte Alice, machte einen Schritt rückwärts und trat unauffällig den Rückzug an. »Ihr könnt die Aufstellung durchsehen und die Namen der Frauen auskratzen, die Euren Vorstellungen nicht entsprechen. Die Übrigen könnt Ihr dann treffen und …«
    »Großartig!«, unterbrach sie Lord Jonathan und sah sie dabei auf eine Art an, die ihr Herz flattern ließ. »Wir beide werden ein Picknick machen … und diese Aufstellung gemeinsam durchsehen.«
    »Ein Picknick?«, fragte Alice entgeistert. »Oh, ich …«
    »Nun, ich kenne diese Damen ja kaum«, erläuterte er. »Ich benötige Eure Hilfe, um mehr über sie zu erfahren. Ihr seid doch

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