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Ein Vampir für jede Jahreszeit

Ein Vampir für jede Jahreszeit

Titel: Ein Vampir für jede Jahreszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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ich bleiben und ihr Gesellschaft leisten – so geziemt es sich nun mal. Apropos Lady Alice« – fügte er gedehnt und mit einem merkwürdigen Lächeln hinzu – »die Beschreibung, die du mir von ihr gegeben hast, war wirklich unangemessen. Sie ist viel lieblicher, als du behauptet hast.«
    Alice errötete angesichts dieses unerwarteten Kompliments ein wenig, Lady Fairley dagegen lief tiefrot an. Die Röte steigerte sich sogar noch und schlug schon fast ins Purpurne um, als ihr Sohn unbeirrt fortfuhr: »Wie hast du sie doch gleich wieder umschrieben?«
    Jonathan verstummte und Alice spähte wieder vom Sohn zur Mutter. Etwas ging zwischen den beiden vor, doch sie begriff nicht ganz, was.
    »Du hast allerdings nicht erwähnt, dass ihr Haar in allen Farben des Sonnenuntergangs leuchtet: sanftgolden und feurig rot. Oder, dass ihre Augen blau sind wie der wolkenlose Himmel. Was hast du doch gleich wieder über sie gesagt?« Nachdenklich tippte der Ritter sich ans Kinn, während seine Mutter sich kerzengerade aufrichtete. Alices Verwirrung steigerte sich noch.
    »Ah, ja, jetzt erinnere ich mich wieder. Du hast dich über ihre Figur geäußert. Wie hast du sie bezeichnet? Als … üppig? Rund und saftig wie eine vollreife Beere?«
    Alice war unschlüssig, wie sie dieses Kompliment auffassen sollte, doch bevor sie reagieren konnte, sprach Lord Jonathan bereits weiter. »Nein, nein, du hast etwas anderes gesagt. Was war es nur?«
    Lady Fairley schien kurz davor, aus der Haut zu fahren. »Ach, wenn du unbedingt willst, dann setz dich eben zu ihr«, platzte sie heraus. »Aber schweig jetzt.«
    Schmunzelnd verneigte sich Lord Jonathan vor seiner Mutter, ergriff Alices Arm und führte sie eilfertig zur Bank auf der gegenüberliegenden Seite des Pfades. »Sollen wir uns hier niederlassen, Mylady? Ich gelobe auch, Euch nicht mit weiteren Schmeicheleien zu beschämen.«
    »Ähm … Ja. Danke«, erwiderte sie zurückhaltend. Der Wortwechsel, der eben stattgefunden hatte, verwirrte sie mindestens so sehr, wie die Worte, die der stattliche Lord gewählt hatte, um sie zu beschreiben. Nie hatte jemand ihr Haar oder ihre Augen so gepriesen. Und wie er ihre Figur umschrieben hatte … Nun, eigentlich geziemte es sich für einen Kavalier nicht, die Figur einer Dame zu kommentieren. Jetzt verstand Alice auch, weshalb. Seine Worte hatten aufreizend geklungen, fast sinnlich. Wahrscheinlich nur, weil er Bilder von Früchten und Reife heraufbeschworen hatte, versuchte sie sich zu beruhigen. Sie sah zur anderen Bank hinüber. Lady Fairley schien Alices Onkel inzwischen vergessen zu haben. Stattdessen steckten nun sie und Alices Mutter die Köpfe zusammen. Die beiden flüsterten miteinander und setzten verstohlene, zufriedene Mienen auf.
    »Bitte seht meiner Mutter ihre Launenhaftigkeit nach«, bat Lord Jonathan mit gedämpfter Stimme. »Wir haben eine Meinungsverschiedenheit.«
    »Aha.« Alice setzte sich auf die Bank und ließ den Blick wandern, wobei sie es geflissentlich vermied, den großen Mann, der sich neben ihr niederließ, anzusehen. Seltsam, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er überhaupt nicht einschüchternd auf sie gewirkt. Doch nun erschien er ihr so enorm … männlich. Peinlich berührt von ihren albernen Gedanken räusperte sie sich befangen. »Mir ist aufgefallen, dass sie heute etwas verstimmt ist.«
    »So ist es.«
    Alice überwand sich, ihn anzusehen und stellte fest, dass er das Trio auf der gegenüberliegenden Bank beobachtete. Was er dort erblickte, gefiel ihm offenbar nicht besonders. Schon wieder entstellte ein Anflug von Verdruss seine Züge und ließ sein grobes Gesicht schroff erscheinen. Überrascht blickte Alice ebenfalls hinüber. Lady Fairley hatte ihre Unterhaltung mit Alices Mutter beendet. Sie und Alices Onkel James befanden sich nun inmitten eines anscheinend recht vertraulichen Zwiegesprächs. Lady Houghton döste derweil im Sonnenschein vor sich hin.
    »Euer Onkel …«, erkundigte sich Jonathan. Verwundert über seinen barschen Tonfall wandte sich Alice nach ihm um. »Ist er verheiratet?«
    »Nein. Er ist verwitwet. Seine Frau ist vor einigen Jahren, kurz nach der Geburt ihres einzigen Sohnes, gestorben. Ihm stand nicht der Sinn danach, sich neu zu vermählen.«
    »Warum?«
    Die Frage überraschte Alice. Es schien beinahe so, als wäre er verärgert darüber, dass ihr Onkel sich nicht wieder gebunden hatte. »Nun ja«, begann sie bedächtig, »wahrscheinlich hat keine der für ihn infrage

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