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Ein Vampir für jede Jahreszeit

Ein Vampir für jede Jahreszeit

Titel: Ein Vampir für jede Jahreszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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ein aufgewecktes Mädchen. Kommt mit mir.« Der große Mann ignorierte ihren schwachen Protest, ergriff ihren Arm und zog Alice mit sich in die Ställe. »Wir brauchen Pferde. Ich weiß auch schon, wo wir hinreiten.«
    »Verfluchtes Pferd, wirft mich hin und her wie einen Mehlsack! Ich könnte schwören, dass mein Allerwertester inzwischen die Farbe von – oh, ich sollte wohl derartige Dinge nicht in Eurer Gegenwart erwähnen, Mylady.«
    Margaret verdrehte die Augen. Seit sie vom Palast in die königlichen Wälder aufgebrochen waren, beschwerte sich James unablässig, und seine Wortwahl ließ dabei die meiste Zeit sehr zu wünschen übrig. Lady Houghtons Bruder war weitaus vulgärer, als sie es von dem angeblichen Dandy erwartet hatte. Wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, ihren Plan jetzt noch zu ändern, hätte sie es vielleicht in Erwägung gezogen. Doch inzwischen war es dafür zu spät. Jonathan sprach einfach großartig darauf an. Wie erwartet zeigte ihr Sohn keinerlei Interesse daran, dass sie neuerdings James von Houghton so viel Aufmerksamkeit schenkte, obwohl ihr Sohn, genau wie sie selbst, hohe Ansprüche an potenzielle Heiratskandidaten für sie stellte. Als ob sie jemals Jonathans Vater ersetzen würde! Sie wollte nur eines: Enkelkinder!
    Lady Fairley sah sich um, brachte ihr Pferd auf einer kleinen Lichtung zum Stehen und stieg ab. Als sie mit beiden Füßen fest auf dem Boden stand, nahm sie die beiden Taschen, die sie an den Sattel gehängt hatte, und sagte: »Ich dachte, wir könnten hier picknicken. Das ist ein recht schöner Flecken.«
    Der Mann keuchte verblüfft: »Liebe Güte, du willst doch nicht etwa tatsächlich picknicken?«
    »Aber ja, James. So haben wir es doch geplant.« Lady Fairley schüttelte belustigt den Kopf und nahm die Wolldecke zur Hand, die sie aus dem königlichen Haushalt entliehen hatte. »Stellt das ein Problem dar?«
    »Ein Problem? Selbstverständlich!«, sprudelte es aus dem ältlichen Dandy heraus. »Ein Picknick zieht doch nur Schädlinge und Insekten an. Außerdem gibt es hier draußen wilde Tiere, Margaret. Der Essensgeruch wird sie anlocken, und dann müssen wir unseren Käse und unser Hammelfleisch mit dem Leben verteidigen.«
    Diesmal verzichtete Margaret darauf, über seine überzogenen Behauptungen die Augen zu verdrehen, sondern machte sich daran, die Decke auszubreiten. Gefasst versicherte sie ihm: »Wir werden es schon überleben.«
    »Aber …«
    »Möchtest du deine Nichte nun verheiraten, oder nicht?«, unterbrach sie ihn gereizt.
    Lord Houghton verzog das Gesicht, doch es blieb dem herausgeputzten Edelmann nichts anderes übrig, als widerwillig vom Pferd zu steigen.
    Lady Fairley ließ sich zufrieden nickend auf der Decke nieder. »Das habe ich mir gedacht.«
    »Hmm.« Griesgrämig schlenderte Lord Houghton zu ihr hinüber. Sie begann derweil, die Taschen auszupacken. Er betrachtete das Essen voller Gier, schaffte es aber trotzdem, ärgerlich zu klingen, als er erklärte: »Nun, selbstverständlich möchte ich, dass das Mädchen geheiratet wird. Ich liebe meine Schwester und ihre Tochter, doch Elizabeth hatte schon immer eine spitze Zunge, und Alice schlägt ihrer Mutter in dieser Hinsicht auf unangenehme Weise nach. Das Letzte, was ich brauche, sind zwei lamentierende Frauen in meinem Haus!«
    Lady Fairley schmunzelte. Betty war tatsächlich schon immer scharfzüngig gewesen, nicht zänkisch, aber stets ehrlich. Insbesondere gegenüber den Menschen, die sie gut kannte, zügelte sie sich nicht, sondern vertrat stets offen ihre Ansichten. Ihr träger, anspruchsloser Bruder, dem der Titel ihres Mannes in den Schoß gefallen war, hatte das schon des Öfteren zu spüren bekommen.
    Wenn Alice ihrer Mutter in dieser Hinsicht ähnelte, so konnte das Lady Fairley nur recht sein. Eine verschlagene, hinterhältige Schwiegertochter wollte sie nun wirklich nicht, genauso wenig, wie eine zu fügsame. Sie schätzte es, zu wissen, woran sie war und sie hoffte, dass Alice sie darüber nie im Unklaren lassen würde. Zwar war das Mädchen bisher reserviert und zurückhaltend aufgetreten, doch Margaret war sich sicher, dass das nur ihrer guten Erziehung geschuldet war. Mit ein wenig Ermunterung würde aus dem Mädchen eine mutige, kluge junge Frau werden – Margarets Ansicht nach das einzig passende Gegenstück für ihren Sohn. Denn schließlich brauchte er jemanden, der ihn hin und wieder herausforderte, eine Rolle, die sie bisher in seinem Leben übernommen hatte.

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