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Ein Vampir für jede Jahreszeit

Ein Vampir für jede Jahreszeit

Titel: Ein Vampir für jede Jahreszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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und kaute energisch. »Seht Ihr?«, fragte sie und schluckte. Ihr Verhalten hatte sich wieder vollständig verändert. »So füttert man bestimmt kein Baby.«
    Jonathan zwinkerte irritiert. Ihre kleine Darbietung hatte ihn mit Begierde erfüllt und von den Haarspitzen bis zu den Zehen in höchste Erregung versetzt. Missmut überkam ihn. Noch schlimmer, er begriff plötzlich, dass seine Mutter drüben auf der Picknickdecke diesen Einfaltspinsel auf dieselbe Art fütterte. Bestimmt kam der alte Mann dabei auf die gleichen Ideen wie Jonathan – etwa den klebrigen, süßen Saft von Alices weichen Lippen zu lecken, sie auf dem Rücken ins Gras zu drücken und …Brüllend sprang er auf, zog sein Schwert und brach durch die Büsche.
    Alice starrte Lord Jonathan verwundert hinterher, sprang dann ebenfalls auf und stolperte ihm nach. Sie holte ihn ein, als er vor der Decke, auf dem das ältliche Paar saß, haltmachte. Er hielt sein Schwert umklammert, seine Brust hob sich schwer bei jedem Atemzug und sein Blick zuckte wutentbrannt zwischen seiner Mutter und ihrem Begleiter hin und her. Die beiden sahen ihn verblüfft an.
    »Oh, wie schön. Ihr möchtet euch also zu uns gesellen.«
    Trotz der freundlichen Worte, die Lady Fairley aussprach, klang die herzliche Begrüßung in Alices Ohren falsch. Sie schien sich nicht wirklich über ihr und Jonathans Erscheinen zu freuen, sah ihren Sohn sogar ungemein finster an. Seltsam, denn Alice war sich eigentlich sicher gewesen, dass die vorherige Einladung aufrichtig gemeint gewesen war.
    Bevor sie weiter darüber nachgrübeln konnte, ließ sich Jonathan unvermittelt vor der Decke auf den Boden fallen und legte sein Schwert ab, wobei die Schwertspitze Alices Onkel streifte. Alice überlegte, ob das wohl versehentlich geschehen sei, konnte den Gedankengang aber nicht vollenden, denn der Ritter fasste sie an der Hand und zog sie zu sich hinunter. Beinahe wäre sie auf seinem Schoß gelandet.
    »Wir stoßen nur zu gern zu euch«, behauptete er. Dabei hielt er Alice an der Schulter fest und schenkte gleichzeitig seiner Mutter ein rätselhaftes Lächeln. Dann griff er in die kleine, hölzerne Schüssel, die auf der Decke stand, und nahm eine Erdbeere heraus. An Alice gewandt fragte er: »Möchtest du eine Erdbeere, meine Süße?«
    »Wie bitte?« Alice fuhr mit weit aufgerissenen Augen und offen stehendem Mund herum. Jonathan schob ihr die Beere hinein. Anschließend drückte er ihr den Mund zu und drehte sich wieder lächelnd zu seiner Mutter um.
    »Wir haben uns gedacht, dass es nett wäre, meine Verlobung bei einem Picknick zu planen.«
    »Ja, davon habe ich gehört«, entgegnete Lady Fairley verstimmt. »Außerdem habe ich vernommen, dass dir entfallen ist, das Essen für das Picknick mitzunehmen.«
    »Ein bedauerliches Versehen«, rechtfertigte sich Jonathan zähneknirschend. Dann setzte er ein Strahlen auf. »In Gegenwart einer Schönheit wie Alice vergisst man derartige Nebensächlichkeiten leicht.«
    Alice klappte die Kinnlade herunter – und sofort landete eine zweite Beere in ihrem Mund. Jonathan schenkte ihr ein Lächeln, das ihr ganz und gar nicht gefiel, und schloss ihr behutsam wieder den Mund. Sie musterte den Ritter argwöhnisch. Wie gemein von ihm, mit derartigen Komplimenten um sich zu werfen, obwohl er sie doch gar nicht so meinte! Geradezu grausam. Nun wurde offensichtlich, dass er sie nur mit hierher gebracht hatte, um seine Mutter in aller Ruhe bespitzeln zu können!
    Sie schluckte die Frucht herunter und wandte sich dann an Lady Fairley »Ja, Mylady, Ihr müsst das verstehen. Im Gegensatz zu uns Frauen können Männer eben nicht an mehrere Dinge gleichzeitig denken. Ich bin immer wieder erstaunt, wie sie es trotzdem schaffen, gleichzeitig zu laufen und sich zu unterhalten – zumindest einige von ihnen«, fügte sie trocken hinzu. Jonathan funkelte sie verärgert an. Er schien mit ihrem Ausfall nicht gerechnet zu haben. Alice starrte ungerührt zurück.
    Erst, als Lady Fairley ein Geräusch fabrizierte, das sich verdächtig nach einem Lachen anhörte, wandten sie ihre Blicke wieder voneinander ab. Sofort bekam die alte Dame einen Hustenanfall und musste sich mehrfach räuspern, ehe sie endlich vorschlagen konnte: »Vielleicht sollten wir uns diese Liste einmal ansehen.«
    Alice nickte und sah Jonathan erwartungsvoll an. Er zog leise schimpfend die Schriftrolle hervor und übergab sie seiner Mutter. Lady Fairley entrollte das Pergament und lass es aufmerksam durch.

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