Ein Vampir in schlechter Gesellschaft - MacAlister, K: Vampir in schlechter Gesellschaft
sagte ich und hätte David am liebsten noch eins auf die Nase gegeben.
»Du musst wissen, dass wir kurz davor sind, die Namen der Leute zu bekommen, die mit dem Verschwinden meiner Rudelmitglieder zu tun haben … «
»Nein!«
»Und wenn ich den Sex weglasse, wärst du dann einverstanden?«, fragte Ben.
Ich sah ihn nachdenklich an. »Würde das denn gehen?«
»Wenn ich es geschickt anstelle.« Er schwieg einen Moment, und ich spürte, dass er verschiedene Möglichkeiten durchdachte und wieder verwarf. »Vielleicht kann ich dich als Ausrede benutzen. Naomi weiß, dass du meine Auserwählte bist, wir aber aufgrund verschiedener Probleme nicht zusammenbleiben konnten. Wenn ich ihr sage, dass deine Anwesenheit es mir erschwert, mich endgültig zu ihr zu bekennen, glaubt sie das vielleicht.«
Und wenn ich nicht hier wäre? Wenn ich in Amerika wäre? Würdest du dann ohne Einschränkungen an diesem Tyro teilnehmen?
Er schwieg bestimmt eine halbe Minute lang. Als er endlich antwortete, klang es sehr ehrlich. Wenn du jetzt nicht hier wärst, würde ich mich genötigt sehen, bei dem Tyro mitzumachen, aber ich würde es auf eine Weise tun, die es mir ermöglicht, David zu helfen und gleichzeitig unsere Verbindung in Ehren zu halten.
Du würdest Sex mit Fremden haben!
Nein. Ich würde vorgeben, Sex mit Fremden zu haben.
Wie gibt man denn vor, Sex zu haben?
Indem man sich auszieht und sich mit einem Haufen anderer nackter Leute rumwälzt.
Eine ungeheure Wut stieg in mir auf. Und du denkst, so hältst du mich in Ehren?
Nein, ich denke, ich ziehe mich aus und wälze mich mit anderen Leuten rum. Das ist kein Sex, Fran.
Aber es ist ziemlich nah dran! Das macht nun wirklich keinen Unterschied!
Findest du? Dann erlaube mir eine Frage. Du hast geglaubt, du hättest unsere Beziehung vor einem Jahr beendet. Mit wie vielen Männern hast du seitdem geschlafen?
Du weißt sehr gut, dass ich mit keinem einzigen Mann zusammen war. Worauf willst du eigentlich hinaus?
Darauf, dass ich nicht geglaubt habe, dass unsere Beziehung beendet ist. Es hat mich schon damals nicht nach Sex mit einer anderen Frau als dir verlangt, und daran hat sich bis heute nichts geändert.
Ich dachte einen Moment darüber nach und freute mich irgendwie über den Hauch von Empörung, der in seinen Worten mitschwang. Aber du würdest es tun, wenn du müsstest?
Er seufzte. Ich kann diese Diskussion unmöglich fortsetzen, ohne dass du wütend auf mich wirst.
Ich wollte Ben gerade sagen, er solle keine Ausflüchte suchen, als die innere Fran sich wieder einmal mit einem weisen Rat zu Wort meldete: Was alles hätte sein können spielte keine Rolle. Nur das Hier und Jetzt zählte. Du hast recht. Ich werde dich nicht für etwas kritisieren, das du nicht getan hast.
Ich habe es nicht für möglich gehalten, aber du hast dich verändert, meine Auserwählte.
Bin ich reifer geworden?
Nicht in dem Sinn, wie du denkst. Früher warst du ziemlich introvertiert und zurückhaltend. Du wolltest dich auf nichts und niemanden einlassen. Jetzt nimmst du die Außenwelt anders wahr. Du bist … offener.
Ich hoffe, offener ist gut.
Oh ja! Er ließ mich an seinen Empfindungen teilhaben. Geknistert hatte es schon immer zwischen uns, aber aus dem Knistern war auf einmal geballte Anziehungskraft geworden. Mir jagte ein Schauer über den Rücken. Ich spürte, dass Ben mich mit ganz anderen Augen sah, und was er sah, gefiel ihm sehr.
Ich sonnte mich einen Moment in diesem wohligen Gefühl, bis mir bewusst wurde, dass David mit mir redete.
»Fran? Benedikt hat mir gesagt, er gehe nur zu dem Tyro, wenn du einverstanden bist.«
Innerlich hin und her gerissen, schaute ich von David zu Ben. Einerseits hätte ich David gern gesagt, er könne sich diesen Tyro dahin stecken, wo die Sonne nicht hinkommt. Andererseits wusste ich, weil ich Bens Emotionen gespürt hatte, wie wichtig es für ihn war, für sie beide. Und ich beschimpfte Naomi zwar mit dem größten Vergnügen, doch meiner Eifersucht wollte ich nun wirklich nicht nachgeben, wenn es zur Folge hatte, dass Davids Löwenfreunde dafür büßen mussten.
»Aber ich stelle Bedingungen. Ich will ganz genau wissen, wie dieser Orgienabend abläuft.«
Ben kniff die Lippen zusammen. »Ich werde Naomi zu dem Tyro begleiten. Sie wird mich als neues Mitglied vorstellen. Dann werden sie mich feierlich in die Gruppe aufnehmen.«
»Mit Sex.«
»Mit einer Gruppenfeier der Urinstinkte.«
»Sex«, sagte ich nickend und hob einen Finger.
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