Ein Vampir ist nicht genug - Roman
würden uns von der Rückseite her auf das Grundstück schleichen, das Haus auskundschaften, herausfinden, wer sich wo aufhielt, und dann zu Plan B übergehen, der jede Menge Rauch und einen wohlplatzierten Anruf bei der Feuerwehr beinhaltete. Während der anschließenden Verwirrung würden
wir Cole befreien und uns, wenn unser Glück anhielt, die beiden Herren gemäß Plan A schnappen. Und wenn sie dann alle schmutzigen Details über das morgige Ritual verraten hatten, würden wir dafür sorgen, dass sie sich wünschten, sich ihr eigenes Virus eingefangen zu haben.
Große Worte für eine magere rothaarige Frau, die sich in ihrem ganzen Leben noch nie so erschlagen gefühlt hatte. Denn ehrlich gesagt war ich mir nicht sicher, ob wir die Sache durchziehen konnten. Ja, wir würden kämpfen wie die Wahnsinnigen. Aber wir traten hier gegen die grausamsten und brutalsten Köpfe auf diesem Planeten an. Leute, die nicht an Regeln glaubten, oder an Gnade, oder an die Unantastbarkeit des Lebens. Schlimmer noch, Leute, die das Geld und die nötigen Kontakte hatten, um jeden noch so grauenhaften Plan in die Tat umzusetzen, den sie in ihren miesen kleinen Gehirnen ersinnen konnten. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hatte ich keine Ahnung, wie ich ihren Kyron besiegen sollte. Verhungern lassen? Ihm eine permanente Amnesie verpassen? Ihr wollt mich wohl verarschen! Hoffentlich würde es uns gelingen, aus Aidyn und Assan auch diese Information herauszuholen. Sonst wären Cassandra, ihre alten Wälzer und ihre New-Age-Bibliothek unsere letzte Hoffnung.
Wir parkten den Van, Vayl holte unsere Tasche, und ich verschloss den Wagen, indem ich einen speziellen Knopf an Bergmans Schlüsselbund drückte, der das Sicherheitssystem aktivierte. Ich wusste nicht genau, wie es funktionierte, aber es hätte mich nicht überrascht, wenn er den Van so verkabelt hätte, dass er in die Luft flog, sobald jemand auch nur am Türgriff zog.
Der Platz, den wir uns ausgesucht hatten, war gut beleuchtet, aber ruhig. Jedes der sechs Häuser, die ringsum
angeordnet waren, wäre passend gewesen, um einen Präsidenten zu beherbergen. Aber obwohl hinter einigen Fenstern Licht brannte, hatte ich das Gefühl, als sei niemand zu Hause. Das stützte meine Theorie, dass die Leute, die sich einen solchen Luxus leisten konnten, nie die Zeit hatten, ihn auch zu genießen.
Wir gingen durch die kleinen Straßen, die zum Rand von Assans Anwesen führten. Ein kunstvoll angelegter Palmenhain erinnerte mich, trotz der Lichter in meinem Rücken, an eine verlassene Insel. Aber vielleicht lag das auch an dem Gefühl, das Cassandras kleine Show in mir hinterlassen hatte und das ich nicht abschütteln konnte, das Gefühl, gestrandet zu sein. Als wir den Rand des Hains und damit die Grenze zu Assans ausladendem Hinterhof erreichten, verstärkte sich das Gefühl zu einer Übelkeit erregenden Anspannung.
»Vayl«, flüsterte ich. »Hier stimmt irgendetwas nicht.«
Er nickte. »Wir warten ab und beobachten.« Fünfzehn Minuten später hatte sich nichts geregt, weder im Haus noch draußen, doch ich konnte mich immer noch nicht entspannen. »Irgendwie hatte ich mit Hunden gerechnet«, sagte ich.
»Oder zumindest mit einer patrouillierenden Wache«, ergänzte Vayl. »Gehen wir.«
Wir erreichten ohne Zwischenfälle den Kücheneingang. Ich wollte gerade anfangen, das Sicherheitssystem zu kontrollieren, als ich entdeckte, dass die Tür leicht angelehnt war.
»Vayl.« Ich sprach so leise, dass ich bezweifelte, dass Bergmans Geräte es überhaupt erfassen konnten, doch er drehte sich um und sah mich fragend an. Ich deutete auf die Tür und fragte: »Falle?«
Er musterte sie und den Teil des leeren, dunklen Raums,
den er durch das Fenster sehen konnte. »Könnte sein«, flüsterte er. Dann schob er die Tür auf und schlich hindurch. Ich zog an meinem Uhrenarmband, um den größtmöglichen Schutz zu haben, und folgte ihm. Meine Beunruhigung verstärkte sich. Ich konzentrierte mich darauf und versuchte herauszufinden, wodurch sie ausgelöst wurde.
»Irgendetwas hier ist ganz und gar nicht in Ordnung«, zischte ich, als wir an einem sechsflächigen Herd, einer riesigen Arbeitsinsel und einem dreitürigen Kühlschrank vorbeischlichen. »Jemand fühlt extreme … das ist schwer zu erklären. Jemand ist … irgendwie sehr nervös.«
»Ja, ich spüre es auch. Was meinst du? Warten sie auf uns?«, fragte Vayl.
»Ich habe keine Ahnung.«
Wir fanden und erklommen die Hintertreppe,
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