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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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in meiner Forschung um Jahre zurückgeworfen. War euch das klar?« Er zog eine Klinge aus dem Messerblock, der im Durchgang zwischen Wohnzimmer und Küche stand. »Das macht mich wütend. Und es ist nicht nett, wenn man Aidyn wütend macht, nicht wahr, Kinder?«
    Die anderen Vampire zuckten bei ihren ganz eigenen Erinnerungen zusammen und schüttelten die Köpfe.
    Im ersten Moment schlich Aidyn noch auf uns zu; im nächsten war er eine einzige, unfassbar schnelle Bewegung. Er flog auf mich zu, das Messer eine glitzernde Verlängerung seines Arms.
    »Jasmine!« Ich hatte noch nie eine solche Angst in Matts Stimme gehört; sie schien mir das Herz zu zerquetschen. Doch ich konnte ihn nicht trösten, denn ich konnte der Klinge nicht entkommen. Durch die Geschwindigkeit des Angriffs aus dem Gleichgewicht gebracht, wurde mir meine fatale Verwundbarkeit bewusst, und ich spürte diese enorme, unendliche Reue, dass mein Leben so früh enden sollte, wo es doch noch so vieles gab, was ich hätte tun wollen.
    Und dann war Matt da, schubste mich zur Seite, stand dort, wo ich gestanden hatte, und versuchte die Klinge abzuwehren, versuchte mich zu verteidigen. Ich griff nach ihm, in dem Versuch, die Bewegung umzukehren und ihn aus dem Weg zu stoßen. Ich war noch unschuldig genug zu glauben, dass die Klinge verharren würde, mir die Zeit geben würde, die ich brauchte, um ihn zu retten. Doch all meine Jugend und all mein Wille reichten nicht aus, um den Weg der Klinge zu verzögern. Ich sah, wie sie zustieß, aber mir lief die Zeit davon.
    Sowohl dort als auch im Wohnzimmer bei Cassandra rannen mir Tränen über die Wangen, und ich zuckte wie
eine Marionette, als Aidyns Messer in Matts Brust eindrang. Er stürzte zu Boden und riss meine gesamte Welt mit sich. Ein Abgrund des Schmerzes öffnete sich unter mir und löschte jeden anderen Gedanken aus.
    Ich kniete über Matt und weinte unkontrolliert. Und Aidyn, dessen Messer noch immer in Matts Brust steckte, kam näher. Ein Tritt, voller Kraft ausgeführt und genau gezielt, zertrümmerte mein Genick. Ich brach über Matt zusammen, so offensichtlich tot, dass mein jetziges Ich die Hände gegen die Brust drückte und dann erstaunt feststellte, dass das Herz darin noch schlug.
    Alle Augen im Raum waren nun auf mich gerichtet, doch ich konnte meinen Blick nicht von der Tragödie losreißen, die mein Leben, wie ich es gekannt hatte, beendet hatte. Ich schüttelte den Kopf. »Ich wusste es nicht«, erklärte ich ihnen. »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    Bergman setzte zum Sprechen an: »Wie …«
    »Irgendwie ist es schade, dass wir sie töten mussten«, sagte der holographische Aidyn. »Sie hätten hervorragende Laborratten abgegeben.«
    »Zumindest haben wir eine von ihnen verwandelt.« Das Pizzamädchen war hereingekommen, um den Schaden zu begutachten. »Mit ihr kannst du noch Experimente machen.« Sie stupste mit dem Fuß meine Leiche an. »Hast du ihren Gesichtsausdruck gesehen, als sie gestorben ist, Aidyn? Ich liebe es, ihre Gesichter zu sehen, wenn sie sterben.«
    Plötzlich erinnerte ich mich wieder, warum ich Weihnachten verpasst hatte. Es war, als würde in meinem Gehirn ein Fenster aufgestoßen. Ich hatte Pizzamädchen gejagt. Genauer gesagt hatte ich sie mit der Spritze festgenagelt, der Liliana entkommen war. Und meine anderen
langen Blackouts, ja, das waren ebenfalls Rachefeldzüge gewesen. Während der vergangenen vierzehn Monate hatte ich jeden Vampir aus dem Hologramm getötet, außer Aidyn Strait.
    Gütiger Gott, wenn heute noch eine Erkenntnis mehr in meinen Schädel gekracht wäre, würden meine Augen ihren Dienst einstellen und einfach aus ihren Höhlen springen.
    In dem Hologramm waren keine Bewegung und kein Geräusch zu erkennen, und doch hoben alle Vampire die Köpfe und blickten in eine Ecke der Küche, als würde dort etwas unter der Decke schweben und ihre gesamte Existenz bedrohen. Und so war es. Ich konnte es fast sehen, wie die erhitzte Luft über einem Lagerfeuer.
    »Raus hier«, zischte Pizzamädchen. »Zurück durch die Vordertür. Sofort!«
    Sie rannten weg wie verschreckte Kinder und verließen das Haus so schnell, dass sie die Vorhänge zum Flattern brachten.
    »Ich sehe da nichts«, sagte Bergman.
    Das tat mir leid für ihn. Denn ich sah etwas. Meine Seele stieg von meinem Körper auf und dehnte sich, streckte sich nach Matts Seele, die in der Luft schwebte, meerschaumgrün durchsetzt mit dunklem Blau, ein lebendes Juwel, das explodierte, wie

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