Ein Vampir ist nicht genug - Roman
sagte ich und rang um eine Erklärung. »Mir ist es immer lieber, wenn ich Bescheid weiß. Es gab so vieles in dieser Nacht, woran ich mich nicht erinnern konnte, so vieles, das ich verstehen musste. Und das tue ich jetzt, schätze ich.«
»Ja, aber kannst du es glauben?«, fragte Bergman. »Ich habe hier gesessen und es alles mit angesehen, und trotzdem fällt es mir schwer, zu begreifen, dass du …«
Ich legte den Kopf schief und sah ihn an. »Lebst? Oder sollte ich sagen, untot bist?«
Vayl drückte mitfühlend meine Schulter. »Willkommen im Klub.«
Irgendwann ließ der Schock nach und wurde durch die dringende Notwendigkeit, Cole zu retten, und mein ganz persönliches Bedürfnis, Aidyn in eine Handvoll Rauch zu verwandeln, ersetzt. Vayl konzentrierte sich weiterhin auf Assan, und wir hofften, sie alle drei in Alpine Meadows zu finden.
Also ging ich an die Arbeit. Das Packen unserer Ausrüstung beruhigte mich mehr, als irgendetwas sonst es gekonnt hätte. Die gewohnten Abläufe nach meiner mentalen Checkliste gaben mir das Gefühl, na ja, echt zu sein. Ich verbrachte ein wenig mehr Zeit als sonst damit, Kummer zu reinigen und sicherzustellen, dass sie voll geladen und bereit zur Vernichtung war. Ich entdeckte ein paar neue Taschen für die Spielzeuge von Bergman, die ich nicht am Körper trug, und verstaute unsere restlichen Sachen. Als ich mir beim Beladen des Vans den Kopf an der
Tür stieß, kam ich endgültig wieder zu mir und verstand nun endlich, warum Menschen manchmal gekniffen werden müssen.
Wir ließen Bergman mit einem Haufen Bluttests und Cassandra mit jeder Menge alter muffiger Bücher zurück, die sie mitgebracht hatte. Wenn es zum Schlimmsten kam, was meiner Erfahrung nach oft der Fall war, konnte sie vielleicht herausfinden, wie man mit der Tor-al-Degan fertig wurde. Sie versuchte es jedenfalls mit der guten alten College-Methode. Sie las immer eine Weile und flüsterte, wenn sie etwas Sachbezogenes fand, die Information dem Enkyklios zu. Als wir den Van bestiegen, hatte sie es zwar noch nicht geschafft, die Murmeln in Bewegung zu bringen, doch das war hoffentlich nur eine Frage der Zeit.
Wieder hinter dem Steuer, manövrierte ich den Wagen durch den Verkehr, ohne auch nur einmal zu fluchen, zum Beispiel als ein roter Volkswagen mich schnitt oder ein hellblauer Taurus sich an meine Stoßstange hängte wie ein verlassenes Kind. Als er endlich in eine Seitenstraße abbog, seufzte Vayl erleichtert. »Ich hatte erwartet, dass du auf die Bremse steigen würdest, sobald dieser Mann noch ein bisschen näher auffährt.«
»Der Gedanke wäre mir nie gekommen.«
Er starrte mich so lange schweigend an, bis ich anfing, mich zu winden. »Was denn?«, fragte ich schließlich.
»Wirst du dich jetzt verändern?«
Die Frage verwirrte mich. »Sollte ich etwa nicht?«
Er runzelte die Stirn. Dann legte sich seine übliche Maske wieder wie ein Schleier über sein Gesicht. »Natürlich, vergiss es einfach.«
»Sieh mal, Vayl, das ist … diesen Alptraum noch einmal zu durchleben … Dieses neue Wissen … das ist einfach zu
viel, verstehst du? Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Zur Hölle, ich weiß ja nicht einmal, was ich denken soll.« Ich schüttelte den Kopf. »Diese Sache ist einfach zu groß, das kann ich nicht alles auf einmal begreifen. Also werde ich erst mal einfach Jaz Parks sein, Tochter von Albert, Schwester von Dave und Evie, avhar von Vayl. Falls ich später noch eine andere Bezeichnung brauche« - Engel? Dämon? Zombie? -, »ist am Ende der Liste ja noch genug Platz.«
Vayls Augen fixierten mein Gesicht, als ich » avhar « sagte, und blieben dort, bis ich seinen Blick erwiderte. Der Schleier hob sich, und er lächelte. »Dein Plan gefällt mir.«
»Ist es denn einer?«
»Ja.«
»Und wie steht es mit meiner Idee, Cole zu retten?«
»Die gefällt mir auch. Wo sind die Rauchbomben?«
»In der Tasche, zusammen mit dem Rest.«
»Was ist mit dieser neuen Kommunikationsvorrichtung, die Bergman dir gegeben hat?«
»Können wir gerne ausprobieren.« Ich sagte ihm, wo er sie finden konnte, und er suchte sie raus, gab mir mein Hörgerät und das Minzplättchen und legte sein Set an. Wir starteten einen kleinen Test, und ich bekam eine Gänsehaut, als Vayls Stimme im besten Barry-White-Bass an mein Ohr drang. Sie verschwand allerdings wieder, als er mir erklärte, dass ich genauso klang.
Eine dreiviertel Stunde später erreichten wir die Sackgasse hinter Assans Haus. Wir
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