Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
Vom Netzwerk:
nach Indien seine Idee gewesen sei, um einige Relikte zu besorgen, die sie für die Beschwörung brauchten … Aber dann habe er versucht, einen Rückzieher zu machen.« In meinen Gedanken konnte ich sehen, wie sie sich über Assans Virenpläne stritten, mit dem Ergebnis, dass Michael eines furchtbaren Todes starb. Aber was, in aller Welt, hatte er denn gedacht, dass passieren würde? Die Tatsache, dass diese Familie offenbar keinerlei Selbsterhaltungstrieb hatte, machte mich wütend. Irgendjemand hätte ihnen schon vor Jahren eine überbraten sollen, »Wacht auf, ihr Idioten! Ihr seid sterblich!«, doch trotz aller Wut wunderte sich der logisch denkende Teil von mir, warum sie in die Vereinigten Staaten gekommen waren, wenn sie den Kyron in Indien bereits in der Tasche gehabt hatten.
    Amanda fuhr fort: »Er hat mich gezwungen, zuzugeben, dass ich Cole engagiert hatte. Dann hat er Cole hierhergebracht und ihn zusehen lassen, wie er mich … geschlagen hat.« Zwischen ihren geschwollenen Lippen drang ein hoffnungsloses Schluchzen hervor.

    »Dieser Bastard wird dafür sterben, Amanda.«
    Amanda seufzte. »Okay.« Sie schwieg so lange, dass ich schon dachte, sie habe das Bewusstsein verloren. Oder das Leben. Dann regte sie sich. »Er hat die Akten verbrannt. Hat den Beutel aus dem Safe mitgenommen. Alles, außer … Er sagte, das sei der Schlüssel, also habe ich das Ding aus dem Beutel gestohlen, als er … weg war.«
    Die Hand, die ich nicht umklammert hielt, ruhte auf ihrer Brust. Jetzt hob sie sie und zeigte auf das Bett. Ich hob den gerüschten Überwurf an, unterdrückte einen Anflug von kindlicher Angst und spähte unter das Bett. Sogar mit meiner geschärften Nachtsicht war es schwer, die kleine Pyramide zu erkennen, die dort lag, gerade mal groß genug, um die Bettfedern zu berühren. Ich zog sie hervor. Sie war wesentlich schwerer, als ich vermutet hatte.
    »Der Schlüssel wozu?«, fragte ich mich.
    Vayl, der gerade wieder reingekommen war, trat neben mich, um es sich anzusehen. »Noch etwas, das Cassandra untersuchen sollte?«
    »Vermutlich. Falls sie die Zeit dazu hat. Falls wir die Zeit dazu haben.«
    Vayl half Amanda, etwas von dem Wasser zu trinken, das er ihr gebracht hatte. Als sie genug hatte, legte er ihren Kopf auf ein Kissen, das ich vom Bett geholt hatte. Ich hatte ihn noch nie so sanft erlebt.
    »Mohammed hat alles andere mitgenommen.« Amandas Verstand war wohl nicht mehr ganz da oder gab gerade auf. Sie wiederholte sich. Doch ihre nächste Bemerkung war neu: »Er hat gesagt, die Sachen in diesem Beutel … er hat sie dazu benutzt, die Göttin zu beschwören, und dass«, sie schloss ihr funktionierendes Auge, und weitere Tränen quollen hervor, »dass sie die Seele meines Bruders
gegessen habe.« Ich tätschelte ihren Arm, da ich keine Ahnung hatte, wie ich sie trösten sollte.
    Ich wandte mich an Vayl: »Das ist der Beweis dafür, dass er die Tor-al-Degan in Indien beschworen hat. Also, warum hat er dann nicht dieses Land ausgelöscht? Warum muss er es hier noch einmal tun?«
    »Vielleicht hat er dort irgendetwas falsch gemacht. Vielleicht hat er es falsch geplant«, schlug Vayl vor.
    Ich schüttelte den Kopf, frustriert über unsere Unwissenheit. »Vielleicht entdeckt Cassandra ja noch irgend etwas.«
    Wir hörten die schrille Sirene des Krankenwagens und entschieden, dass es Zeit war, zu gehen.
    »Wir müssen jetzt weg, Amanda«, erklärte ich. »Aber der Notarzt ist da.« Doch sie hörte mich nicht mehr. Manchmal geschieht es, während man gerade nicht hinsieht und durch irgendwelche Ereignisse oder Gespräche abgelenkt ist. Manchmal gehen die Menschen einfach so. Diese stille Art des Abschieds gefällt mir nicht. Der Tod sollte mehr Lärm veranstalten.
    »Warte«, sagte ich, als Vayl nach der Pyramide griff. Es schien mir respektlos, zu gehen, solange Amanda noch hier war. Ihre Essenz stieg aus ihrem Körper auf, violett und blau mit großen goldenen Kristallen durchsetzt.
    »Kannst du es sehen?«, flüsterte ich. Vayl schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, du könntest es sehen. Es ist so …« Es gab keine Worte dafür. Vielleicht nur das »Oh« und »Ah«, das man unbewusst ausstößt, wenn man ein spektakuläres Feuerwerk sieht. Und dann, genauso plötzlich wie das Feuerwerk am Himmel erlischt, war sie weg.
    Ich holte meine Schlüsselkette von der Tür, und wir verließen das Haus auf dem Weg, den wir gekommen waren. Wir verschmolzen bereits mit den Bäumen an Assans
Grundstücksgrenze,

Weitere Kostenlose Bücher