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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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ich in Bergmans Haus gepackt hatte, und schob ihn durch den Spalt. Ich sah keine Wachen, keine einzige. Ich sah nur Cole.
    Er saß in der Mitte eines Raumes, der mich stark an den Speicher von Großmama May erinnerte, auf einem Stuhl. Kisten, alte Koffer und nicht mehr benutzte Stühle nahmen den gesamten Platz an den Wänden ein. Aus den Spuren im Staub ließ sich ablesen, dass sie wohl zur Seite geschoben worden waren, um Platz für den Stuhl zu schaffen. Und für Cole.
    Er saß vollkommen reglos da und starrte geradeaus, wobei er durch den Mund atmete, da seine Nase gebrochen war. In mir stieg rasende Wut auf, als ich ihn so schwer verletzt sah. Ich schaffte es nur, sie unter Kontrolle
zu halten, indem ich mir selbst das Versprechen gab, Assan entsprechend leiden zu lassen, bevor ich ihn endgültig vom Angesicht der Erde fegte.
    Ein weiterer Blick durch den Raum überzeugte mich davon, dass außer Cole niemand hier war.
    »Jaz?« Vayls Stimme in meinem Ohr klang leicht beunruhigt.
    »Ich bin hier. Bei Cole. Keine Spur von seinen Entführern.«
    »Diese Bretter sind ein Witz. Ich kann sie jederzeit abreißen, wenn du mich brauchst.«
    »Aber du würdest es lieber unauffällig halten?«
    »Vorerst, ja. Bei dieser Überraschung werden wir nur eine einzige Chance bekommen. Sei einfach vorsichtig.«
    »Ich bin jetzt seit sechs Monaten ständig mit dir zusammen«, erinnerte ich ihn. »Okay, Vorsicht ist nicht mein zweiter Vorname. Aber ich erwärme mich langsam für das Konzept.« Ich stieß mit dem Fuß die Tür weiter auf und zielte mit Kummer in verschiedene Ecken des Raumes, voll auf Angriff ausgerichtet. Nichts passierte, außer dass Cole den Kopf wandte und mich entdeckte.
    Er sah aus wie ein betrunkener Student, der auf einer Party in den Semesterferien einen Sturz vom Balkon überlebt hat. Dunkle Prellungen bedeckten sein gesamtes Gesicht, außer an den Stellen, die mit getrocknetem Blut verschmiert waren. Durch seine zerrissene Kleidung konnte man blutige Schnittwunden erkennen. Seine Hände, die schlaff in seinem Schoß lagen, waren geschwollen, die Knöchel zerkratzt und aufgerissen. Er hätte jederzeit aufstehen können, nichts fesselte ihn an den Stuhl oder hielt ihn auch nur in dem Raum, doch er blieb sitzen und sah mich voll wortlosem Bedauern an.

    »Cole?« Ich machte einen Schritt auf ihn zu, und er sagte: »Stop.« Es klang undeutlich, vor allem wegen seiner geschwollenen Lippe, aber ich bemerkte auch ein paar Lücken, wo er noch Zähne gehabt hatte, als wir das letzte Mal miteinander gesprochen hatten.
    »Wir müssen von hier verschwinden«, drängte ich.
    »Geht nicht.«
    »Was?«
    Er drehte den Kopf, und ich folgte seinem Blick zu einem ausgeschalteten Fernseher, der auf einem runden, hölzernen Barhocker stand. Er erwachte zum Leben, und innerhalb weniger Sekunden befand ich mich in einem Starrwettbewerb mit Mohammed Khad Abn-Assan.
    Vor allem Vayl zuliebe sagte ich: »Assan, was machen Sie denn im Fernsehen? Wussten Sie nicht, dass Kretins wie Sie von der Nationalen Fernsehbehörde verboten wurden?«
    »Guten Abend, Lucille. Oder sollte ich sagen, Jasmine? Wir wissen es zu schätzen, dass Sie so schnell kommen konnten. Dadurch haben wir etwas mehr Zeit, uns vorzubereiten.«
    »Worauf?«
    Er kicherte und ließ seine Goldkronen aufblitzen, während er sich von der Kamera abwandte, um seine Belustigung mit seinen Kameraden zu teilen. »Nun ja, das Ende der Welt, wie wir sie kennen.«
    Die Angst, die in mir aufstieg, trieb mich weiter. »Wissen Sie, man könnte Sie dafür töten, dass Sie mit Klischees um sich werfen, als hätten sie wirklich eine Bedeutung. Wie dem auch sei, ich denke, ich werde Sie doch eher wegen Ihrer anderen kriminellen Aktivitäten hopsnehmen. Angefangen mit dem Tod Ihrer Frau.«
    Cole stieß ein verzweifeltes Geräusch aus, das nach
Trost verlangte. Aber ich konnte keinen spenden. Nicht jetzt, wo ich noch mit Assan beschäftigt war.
    Er lachte wieder, und das völlige Fehlen von Reue steigerte meine Wut ins Mörderische. »Sie sind ein wahres Juwel. Wie gut für uns beide, dass mein Meister das perfekte Umfeld für Sie geschaffen hat.«
    »Bozcowski ist kein Meister. Er ist ein Sklave seiner psychotischen Fantasien.« Komm schon, Senator, mal sehen, ob dein Ego diesen Schlag verkraften kann, auch wenn wir beide wissen, wer hier wirklich am Drücker sitzt.
    Mein Kommentar wirkte wie Erdnussbutter in einer Mausefalle. Sobald ich sie ausgelegt hatte, kam der Nager angelaufen und

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