Ein Vampir ist nicht genug - Roman
fassen. Oh. Mein. Gott! Dann verwandelte ich mich in die Bombe, einen schlanken silbernen Kanister, der eine pilzförmige Wolke und den sicheren Tod enthält. Er hatte Matt umgebracht. Er hatte mich umgebracht! Und ich sollte mich hier hinstellen und mit ihm plaudern, als wären wir uns vor Jahren einmal auf einer Konferenz begegnet und wollten nun unsere Bekanntschaft auffrischen?
»Jasmine!« Vayls besorgte, vielleicht sogar leicht panische Stimme ertönte in meinem Ohr. »Ich spüre deine Gefühle bis hier draußen. Irgendetwas zerreißt dich innerlich. Muss ich reinkommen?« Ja, zur Hölle! Komm hier rein und mach Kleinholz aus diesem Raum! Pfähle Aidyns
Bild mit diesem Garderobenständer da drüben! Rette Cole! Rette mich!
Ich holte tief Luft. Zweimal. Ich musste mich zusammenreißen. Jetzt. Sofort. Ich begann zu zittern. Heftige Krämpfe machten sich in meinen Schultern breit und lie ßen mich die Hände zu Fäusten ballen. Meine Zähne klapperten nicht, aber ich war kurz davor, als wäre ich stundenlang bei Minustemperaturen ohne Mantel unterwegs gewesen.
Ich schloss die Augen. Die Zeit des Tötens wird kommen, Jaz. Du kannst es abwarten. Die Stimme hat es dir gesagt.
»Jasmine, ich komme jetzt rein«, sagte Vayl.
»Nein.«
»Nein?«, hakte Aidyn nach.
»Nein, wir kennen uns nicht«, erwiderte ich und wünschte, meine Stimme würde nicht so zittern. Ich versuchte, mich wieder auf die Fakten zu konzentrieren. Die Dinge, die wir bei der CIA gerne wüssten, wenn wir diejenigen belangten, die Vayl und ich nicht sofort eliminieren konnten. »Was ich nicht verstehe - warum wollen Sie uns überhaupt auslöschen? Aus Ihrer Perspektive bedeutet das doch, dass Sie den Großteil Ihrer Blutquellen verlieren.«
Aidyn begann den Kopf zu schütteln, noch bevor ich ausgeredet hatte. »Nein, ganz und gar nicht. Wir keulen nur die Herde, merzen die Schwachen aus, um unseren Bestand zu reinigen. Wenn die verschwunden sind, werden wir das Gegenmittel zur Verfügung stellen.« Ich wollte ihm diesen selbstzufriedenen Ausdruck aus dem Gesicht wischen - mit einem Flammenwerfer. »Dadurch werden die Überlebenden uns natürlich extrem dankbar sein. Genauer gesagt werden sie sogar der Meinung sein,
dass sie uns etwas schuldig sind, weil wir sie vor der Seuche gerettet haben, die wir selbst in Umlauf gebracht haben.«
»Ich vermute, an diesem Punkt werden Sie aktiv, Se nator?«
Er schenkte mir sein klassisches CNN-Lächeln. So fürsorglich und herzlich. Arschloch. »Ein Land im Bela gerungszustand braucht einen starken Führer. Einen beliebten Führer. Jemanden, der den Menschen die neue Ordnung so erklären kann, dass sie sich hinterher fragen, warum sie nicht selbst darauf gekommen sind.« Er brachte das so flüssig rüber, dass ich hätte wetten können, dass er es von einem Manuskript ablas. Geschrieben von Edward Samos, alias der Raptor.
»Und die wäre?«
»Bereitwillige Knechtschaft, meine liebe Jasmine. Blut gegen Sicherheit, Blut gegen Gesundheit. Das ist kein so hoher Preis. Das werde ich ihnen schon zeigen.«
Versteht mich nicht falsch. Ich gehe bei jeder Wahl zur Urne. Ich halte das für meine Pflicht als Amerikanerin. Außerdem dürfte ich mich sonst auch nicht über die Richtung aufregen, in die sich unser Land bewegt, wenn ich nicht meinen Teil beitrage. Doch als ich dort neben meinem verletzten Freund stand, wusste ich, dass nur ein Politiker dazu fähig war, sich mit einem netten Lächeln vor eine Kamera zu stellen und zu beschreiben, wie er dabei geholfen hat, die Vergewaltigung seiner gesamten Nation in die Wege zu leiten. Es fiel mir schwer, etwas zu sagen, weil sich in meiner Brust ein gewaltiger Schrei aufbaute. Doch es gelang mir.
»So schaffen Sie es ins Präsidentenamt, und Ihre Terroristenfreunde dürfen zusehen, wie Amerika am Boden kriecht.« Bozcowski nickte freundlich, und Assan grinste.
»Wir werden auf den Straßen tanzen«, sagte Assan.
Es war nicht so schwer, sich das vorzustellen. Sie hatten das auch gemacht, als die Twin Towers eingestürzt waren, und damals hätte ich am liebsten jeden einzelnen von den Hurensöhnen umgebracht. Diese Chance sollte ich bald bekommen. Doch zunächst …
Ich seufzte. »Also gut. Drückt den Knopf. Ich werde mit Cole den Platz tauschen.«
»Von wegen!«, sagte Cole, während Vayl gleichzeitig fauchte: »Das wirst du nicht tun!«
Ich griff nach Coles Händen, sprach aber zu Vayl, als ich sagte: »Du musst mir vertrauen. Glaub an mich. Ich weiß, was
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