Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
Vom Netzwerk:
im Weinkeller gestürzt wäre, weil sie sich zwischen meinen Knöcheln verkeilt hatte.
    »Ist das dasselbe Schwert, mit dem Sie auf der Brust Ihres Schwagers diese kleinen Markierungen hinterlassen haben?«, fragte ich flüsternd. Mein rebellierender Magen machte es mir unmöglich, lauter zu sprechen.
    »Ja. Aber bei Ihnen werden wir die Runen nicht brauchen. Nur eine saubere, schnelle Exekution.«
    »Oh?« Waren wir nicht schrecklich höflich zueinander? Es war fast nicht zum Aushalten.
    »Wir müssen Ihre Seele nicht in Stasis halten, da die Tor-al-Degan bereits hier ist und bereit, sie zu verzehren. Oder zumindest der Großteil von ihr ist hier. Der Rest wird bald folgen.«
    »Ich bin verwirrt. Sie sieht so aus, als wäre sie bereits vollständig hier. Man kann ja nicht durch sie hindurch sehen oder so etwas.«
    »Der äußere Schein kann trügen.« Ich dachte an meinen Ausflug außerhalb meiner Physis und entschied, diesen Punkt besser nicht anzuzweifeln. Aber Vayl hatte mir befohlen, Zeit zu schinden, also ging ich über die Übelkeit und die aufziehende Migräne hinweg und holte ein Thema hervor, dem sie nicht widerstehen konnten.
    »Ich verstehe, was mit Amandas Bruder passiert ist. Aber was ist mit diesem Torso? Daran befanden sich dieselben Zeichen.«
    Assan zog eine Schnute und weigerte sich, mir zu antworten. Aidyn übernahm das an seiner Stelle.
    »Nach dem Debakel mit Assans Schwager entdeckten wir, dass unsere Göttin ein williges Opfer braucht. Also traten wir an eines unserer Mitglieder heran, und er warf sich auch gerne in ihren Rachen, doch seine Seele hat sie
nicht befreit. Dadurch erkannten wir die zweite Bedingung, nämlich dass das Opfer zwar freiwillig erfolgen muss, es aber kein Anhänger der Tor-al-Degan sein darf.«
    Wow. Wer auch immer die Tor festgesetzt hatte, hatte sich einiges einfallen lassen, um sicherzugehen, dass sie auch gebunden blieb. Verlass dich nur auf einen Haufen Vampire und Terroristenspinner, wenn es darum geht, einen perfekt funktionierenden Bannspruch aufzuheben.
    »Also, ähm, was wird passieren, wenn die Tor-al-De gan euer pestversetztes Vampirblut bekommt?«, fragte ich.
    Aidyn rollte die Augen nach oben und lenkte so meine Aufmerksamkeit auf den Klub über unseren Köpfen. Der Klub, dessen Ausgänge gerade versiegelt worden waren. »Sie wird unter ihnen wandeln und sie in lebendige, atmende Versionen ihrer selbst verwandeln.« Ich dachte, er würde mir mehr Details verraten, doch er hielt inne und hing lächelnd seiner fantastischen Vision nach.
    Liliana hatte bis jetzt geschwiegen und mich nur angestarrt wie eine Löwin, die im Grasland ihre Beute taxiert. Wenn man sie so sah, wäre man nie darauf gekommen, dass sie erst kürzlich von einem Dach gesprungen war. Es sei denn, man machte den Fehler, ihr in die Augen zu sehen. Dort spiegelte sich die Erinnerung daran, giftig und hasserfüllt. Plötzlich ging sie auf mich los. »Wo ist dein sverhamin jetzt, du sterbliche Kuh?«, fragte sie und schob sich an mich heran, als wolle sie ein schmutziges Geheimnis mit mir teilen.
    Obwohl Dereks Geruch in mir den Drang weckte, mich einfach zusammenzurollen und so zu tun, als wäre das alles hier nur ein böser Traum, richtete ich mich auf und hob warnend eine Hand, als befänden wir uns in einer Zeitlupenwiederholung. »Verpiss dich, Liliana.«

    Sie packte Derek am Unterarm und zog ihn leicht stolpernd zu sich heran. Er sah wesentlich schlechter aus als beim letzten Mal, als ich ihn gesehen hatte. Sein Kiefer hing kraftlos herunter, seine Augen blickten unfokussiert, und seine Haut war durch das Fieber stark gerötet. Er streckte immer wieder die Hände aus und griff in die Luft, wie ein Kind bei einem 3-D-Film.
    Ich hob die Hand noch ein wenig weiter und lehnte mich mit dem Rücken an die Säule.
    »Ich habe dein Kryptonit gefunden, nicht wahr, Wonder Woman?«, fragte sie und schüttelte Derek wie eine Puppe.
    »Ich glaube, jetzt bringst du deine Metaphern durcheinander, Lil.« Ich stellte mich wieder aufrecht hin, da mir klarwurde, dass sie zwar meinen Schwachpunkt gefunden haben mochte, ich dadurch aber eine neue Stärke entdeckt hatte. Sie kam von Cirilai und harmonierte mit dem, was Vayl mir durch den Empfänger in meinem Ohr vermittelte. Eine kühlende Kraft floss durch meinen Arm und meinen gesamten Körper und zwang Dereks Gestank, einen erträglichen Abstand zu halten. Jetzt wusste ich, warum Vayl nicht genauer beschrieben hatte, wie der Ring mich beschützen würde.

Weitere Kostenlose Bücher