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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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Vielleicht hätte ich ihn nicht angenommen, wenn ich gewusst hätte, dass er eine Art Leitung bildete, einen Weg schuf, durch den er auch auf große Entfernung seine Kraft mit mir teilen konnte. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich mich gegen die Intimität aufgelehnt, die damit einherging. Doch jetzt - immer her damit!
    »Gib mir den Ring«, zischte Liliana. Sie gab eine so gute Imitation von Tolkiens Gollum ab, dass ich lachen musste.
    Mit einem frustrierten Schrei schlang sie beide Hände um meinen Hals.

    »Hör auf, Liliana! Bist du wahnsinnig?« Es war Aidyns Stimme, die irgendwo jenseits der Schatten erklang, die sich über meine Sicht gelegt hatten, als Liliana meine Blutzufuhr unterbrach. Ich dachte kurz darüber nach, wie seltsam es war, dass sie mich nicht einfach kratzte. So hätte sie mich viel leichter erwischen können. Aber sie war völlig durchgedreht, und Logik war dort, wo sie jetzt war, nicht erwünscht.
    Ich packte ihre Handgelenke und drückte zu. Schmerzerfüllt schrie sie auf. Dann riss ich ihre Hände von meinem Hals, hielt sie weit von meinem Körper weg und rammte ihr so heftig den Schädel ins Gesicht, dass ich in den nächsten zehn Sekunden goldene Sterne sah. Das war es wert.
    Sie grunzte voll Schmerz. Ich stieg auf ihren Fuß, gefolgt von einem Tritt vors Knie, was ihr einen weiteren Schrei entlockte, als das Bein unter ihr wegbrach. Sie schlug nach mir, als sie zu Boden ging, zusammenbrach wie die Böse Hexe des Westens, nur dass man diesen Eisberg nicht schmelzen konnte.
    »Bitte bring sie nicht um.« Unglaublich. Nicht nur eine, sondern gleich zwei Bitten um Gnade hielten mich davon ab, Liliana jetzt und hier in Rauch aufzulösen. Aidyn sagte es mir ins Gesicht. Vayl flüsterte es in mein Ohr.
    »Ich würde dich töten, wenn ich könnte«, erklärte ich ihr. »Es interessiert mich nicht, wer um dein Leben bettelt. Du bist eine bösartige Kreatur, und du verdienst kein Mitleid, nicht einen Tropfen davon.«
    Obwohl die Tor-al-Degan sich nicht einmal geräuspert hatte, richtete sich plötzlich die gesamte Aufmerksamkeit auf sie.
    »Ich mag die Seele dieser Frau.« Heilige Scheiße, was für eine abgedrehte Stimme. Sie kroch einem über die Haut wie eine ganze Spinnenkolonie. Ich musste mir auf die
Lippe beißen, um nicht um Gnade zu flehen. Angeführt von Bozcowski fiel ihre kleine Anhängerschaft auf die Knie wie eine Gruppe fanatischer Synchronschwimmer. Die Tor-al-Degan betrachtete mich, wie ich normalerweise eine große Platte voller Käsekuchen musterte. »Sie wird würzig schmecken, nach Lebenskraft«, sagte die Tor. »Lasst uns beginnen.«
    Ich stählte mich gegen jeden, der versuchen sollte, mich auf den Buffettisch zu zwingen. Aber es war nicht ich, die Assans Assistenten schnappten.
    Derek war neben Liliana zusammengebrochen und beobachtete nun mit trüben Augen, wie sie sich in Schmerzen wand. Vier Deganiten hoben sie aus dem Dreck und trugen sie zu dem Tisch. Sie blieb mit hängenden Beinen darauf sitzen, das von mir getretene immer noch seltsam verdreht. Derek kroch auf sie zu, und die Deganiten halfen ihm auf die Beine.
    »Sag es!«, drängte Bozcowski von seinem Platz im Schleim aus. »Sprich die Worte!« Aidyn hatte sich neben dem Tisch aufgestellt, doch der Senator sprach weder mit ihm noch mit Liliana oder Derek. Sein Drängen galt Assan, der irgendwoher eine Sporttasche geholt hatte. Aus ihr zog er nun einen Gegenstand von der Größe einer Taschenlampe, der in Polsterfolie gewickelt war. Als er ihn auswickelte und zu Füßen der Tor-al-Degan auf den Boden stellte, sah ich, dass sein Fuß aus einem menschlichen Schädel bestand - einem sehr kleinen, vielleicht dem eines Kindes? Oben aus dem Schädel ragten drei primitive steinerne Dolche hervor, auf deren Spitzen eine flache Steinschale ruhte.
    Auf Bozcowskis Drängen hin hatte Assan einen Gesang angestimmt. Jedes Mal, wenn er eine Pause machte, wiederholte die versammelte Menge seine Worte. Es erinnerte
mich idiotischerweise an das Pfadfinderlager und das Lied, das ich immer noch auswendig konnte: Es ist noch nicht lange her (Es ist noch nicht lange her), da traf ich auf einen Bär (da traf ich auf einen Bär), draußen in den Wäldern (draußen in den Wäldern), hinter diesen Feldern (hinter diesen Feldern).
    Mir wurde klar, dass mein Verstand mir Streiche spielte und versuchte, mein Bewusstsein von dieser Szene abzulenken, indem er es an bessere Zeiten erinnerte. So war er in der Lage, meine angeschlagene geistige

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