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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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dachte an Coles funkelnde Augen und sein Liebe-mich-Lächeln und fragte mich, wie oft ein Mensch seine Gefühle unterdrücken
musste, um es zu so einem Gesichtsausdruck zu bringen, wie Vayl ihn gerade zeigte. »Mein Leben für deins«, fauchte ich. »Wenn es so zu Ende gehen soll, ist das die Art, wie ich gehe. Keine weiteren Fragen.« Und das weißt du. Also schieb dir dein »Kann ich ihr vertrauen« in den …
    »Das meine ich nicht«, sagte er.
    Okay, jetzt wird mein Gehirn gleich schmelzen. Worüber sonst haben wir gerade gesprochen?
    Wir hörten eine Glocke klingeln und beobachteten, wie die Leute sich in Richtung Esszimmer bewegten. Obwohl ich mich fühlte, als hätte man mich mitten in einem Schneesturm in Sibirien aus einem Zug geworfen, zeigte mir Vayls knappes Nicken, dass er sich entschieden hatte. »Wirst du dich mir anschließen?« Mir war klar, dass er nicht nur das Abendessen meinte.
    Ich wollte sagen: »Nein, lass es uns ein andermal machen, wenn ich nicht zittere wie ein Crackjunkie auf Entzug.« Stattdessen nickte ich, schob meine Hand in seine Armbeuge und ließ mich von ihm nach drinnen führen. Die Gäste, die sich bereits im Esszimmer versammelten, sahen nur Lucilles lächelndes Gesicht. Und nicht einer von ihnen ahnte, dass sich hinter der Fassade ein Auftragskiller versteckte.

3
    E ines kann ich mit Sicherheit sagen: Selbst wenn meine Eingeweide sich gerade verknoten wie ein Schlangenmensch vom Cirque du Soleil , schaffe ich es immer noch, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Als wir unsere Plätze erreichten, hatte Lucille Robinson die Kontrolle übernommen. Sie genoss sichtlich die schöne Umgebung, erfreute sich an dem Tisch mit der Granitplatte, den Tellern mit Goldrand, den enormen Vasen, aus denen pinkfarbene und weiße Tulpen hervorquollen. Meine Tischnachbarin erklärte mir, dass der Gärtner sie so früh zum Blühen brachte, indem er sie austrickste. Er ließ sie glauben, dass sie bereits einen ganzen Winter in der Erde gelegen hätten, während sie in Wahrheit nur ungefähr sechs Wochen in einer Kühlkammer verbracht hatten.
    Diesen Prozess nannte man, so sagte sie, »Treiben«. Diese wunderschönen getriebenen Blumen erinnerten mich an Amanda Assan, der ich dabei zusah, wie sie sich durch das Dinner kämpfte.
    Sie aß die fünftausend Dollar Speisefolge aus franzö sischer Zwiebelsuppe, Cesar’s Salad, Parmesanhühnchen und Kokosnusssahnetorte und machte dabei die ganze Zeit Konversation mit meinen Tischgenossen, die sich, nachdem Vayl ein Wörtchen mit ihnen gewechselt hatte, am nächsten Morgen nicht mehr an mich erinnern würden. Es war noch nicht lange her, dass sie sich an der
Schulter eines alten Freundes ausgeweint hatte. Jetzt lächelte sie wie ein Katalogmodel.
    Als die weiß gekleideten Kellner die letzten Dessert teller abräumten, schlug Assan vor, dass wir uns alle in den Ballsaal begeben sollten. Vayl lehnte sich zu mir und murmelte: »Den habe ich schon gesehen, als ich mich vorhin umgesehen habe. Dort kannst du raten, was sich hinter Tor Nummer drei befindet.«
    »Eine brandneue Corvette?«
    »Nein, aber es ist wahrscheinlich genauso teuer.«
    Wir verließen also das Esszimmer, durchquerten die Halle und landeten vor einer Doppeltür, die mit filigranen Schnörkeln und einer großzügigen Portion Blattgold verziert war. Zwei muskelbepackte Türsteher ließen uns in einen Raum, der den Gästen die Sprache verschlug. An der Decke war das Motto des ganzen Saales dargestellt. Leicht bekleidete Nymphen tanzten über Blumenwiesen, während stattliche junge Prinzen auf Betten aus silbrig-weißen Wolken das Spektakel genossen. Ich vermu tete, dass der Künstler ein direkter Nachkomme von Michelangelo sein musste.
    Die polierten goldenen Wände wiesen genug Verzierungen auf, um eine ganze Armee von Stuckateuren ein halbes Jahr lang zu beschäftigen. Der Holzfußboden war so dunkel, dass er fast schwarz wirkte. Vor den überdimensionalen Fenstern mit schwarzen Samtvorhängen zogen sich zwei lange Tische entlang, auf denen Schüsseln mit Punsch und Kristallgläser angerichtet waren. An einer weiteren Wand war ein kleines Orchester platziert, dessen Mitglieder farblich passend zu den Vorhängen gekleidet waren. Sobald sich die Tür öffnete, begannen sie zu spielen, und die Musik hielt an, bis auch der letzte Gast den Raum betreten hatte. Während die
Menge den Musikern applaudierte, trat Assan ans Mikrofon.
    »Achte auf den dunkelhaarigen Mann, der links von Assan im

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