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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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in Sicherheit war. Für ihn und, auch wenn ich nicht hätte erklären können, warum, für uns. Und was den Kuss betraf, den hatte ich nicht einfach nur zugelassen. Ich hatte mitgemacht. Begeistert. Weil … warum sollte ich so etwas tun? Die Antwort erklang in meinem Kopf wie das leise Weinen einer alten Witwe. Weil Cole dich für einen Moment daran erinnert hat, wie es war, die Jaz vor der Tragödie zu sein. Weißt du noch, wie sehr du es geliebt hast, sie zu sein?
    »Denkst du, die beiden Männer, denen du begegnet bist, werden sich an dich erinnern können?«, fragte Vayl.
    »Das will ich doch hoffen!«
    »Wenn also die Polizei Assans Verschwinden und sein Ableben untersucht und jeden befragt, dessen Einladung in diesem kleinen Spitzenkörbchen liegt, und sie Lucille Robinson nicht finden können, dann werden diese Männer dich ziemlich gut beschreiben können?«
    Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, und das ganze Essen, das ich gerade in mich hineingeschlungen hatte, explodierte plötzlich. »Hey, wenn du mit deinen Lektionen fertig bist, könntest du dich dann auch mal mit
meinem Magengeschwür unterhalten? Das scheint nämlich auch nicht gerade brav zu sein.«
    Vayl nahm meinen Teller in die eine Hand, meinen Ellbogen in die andere und marschierte mit mir zum Mülleimer, wo er den Teller entsorgte (obwohl er sich bestimmt gerade überlegte, ob er nicht lieber mich dort reinschmeißen sollte). Dann eskortierte er mich aus dem Salon in das Esszimmer, wo wir durch eine verzierte Gittertür in den Poolbereich hinaustraten.
    »Ähm, Vayl, ich weiß ja, dass du noch nicht so lange in Amerika lebst, deshalb würde ich an dieser Stelle gerne betonen, dass die Chefs hier normalerweise ihr Assistenten nicht gleich ertränken, wenn sie Mist gebaut haben.«
    Er schob sich die Hände in die Taschen. Seine Mundwinkel sanken nach unten; bei jedem anderen hätte man es als Grimasse bezeichnet. »Du hast unsere Mission aufs Spiel gesetzt - und meine hohe Meinung von dir.« Sein Stirnrunzeln vertiefte sich. »Das ist völlig untypisch für dich. Sag mir, was dich geritten hat.«
    »Es schien in dem Moment einfach das Richtige zu sein.«
    »Es schien das Richtige zu sein, einen Fremden zu küssen? Ist dir klar, wie lächerlich das klingt?«
    Er sah mir in die Augen, und obwohl ich eigentlich sagen wollte: »Ich weiß, dass du absolute Professionalität von mir erwartest, und die hast du bekommen. Aber ich bin nur ein Mensch, Vayl. Es war unvermeidlich, dass ich es irgendwann vermasseln würde«, tat ich es nicht. Man kann sich nur so und so oft rechtfertigen, bevor man anfängt, wie ein Jammerlappen zu klingen.
    »Ich habe es versaut, Vayl. Es tut mir leid.« Und jetzt würde der Schlag kommen. Ich war so vorsichtig gewesen, aber jetzt war er doch endlich auf Spasti-Jaz gestoßen. Ich
hätte wissen müssen, dass meine Erfolgssträhne bei der Agency nicht andauern konnte. Aber die Hoffnung darauf, die Scherben meiner Karriere wieder zusammenfügen zu können, war das Einzige gewesen, was mich davon abgehalten hatte, mich vor einen Zug zu schmeißen nach meinem, ähm, Vorfall. Ich hätte wohl doch den Markenkleber benutzen sollen.
    Vayl schob mich in den Schatten zwischen der Hauswand und einer eisernen Sitzgruppe. Einen Moment lang glaubte ich, er sei durchgedreht und ich würde jetzt am eigenen Leib erfahren, wie schmerzhaft ein Vampirbiss sein konnte. »Ich rieche deine Verzweiflung«, flüsterte er. »Sie liegt wie verschmortes Metall auf meiner Zunge. Aber darüber spüre ich Entschlusskraft. Mut. Die Instinkte eines Raubtiers und die Fähigkeiten eines Meisters. Das ist eine verwirrende Mischung, Jasmine. Kann ich ihr vertrauen?«
    Was? Ich brauche nie lange, um von irgendeiner Emotion zu Wut umzuschalten. Mom hatte es immer auf die roten Haare geschoben. Ein Seelenklempner hätte da wohl eine andere Theorie. Aber plötzlich wollte ich die letzten sechs Monate nehmen und sie ihm in den Hals stopfen. Ich hatte Blut und Wasser geschwitzt, um dort hinzukommen, wo ich heute war. Ich hatte die Alpträume bekämpft, die Schlachten geschlagen, jedes Ziel getroffen. Ich hatte meine Vergangenheit begraben und mit ihr einen Teil meiner selbst und versucht, den unglaublich hohen Ansprüchen einer verdammten Legende zu entsprechen. Ich war perfekt gewesen - bis zu dieser Mission.
    Wütend starrte ich Vayl an, vor allem, um den aufsteigenden Tränen keine Chance zu geben. Er begegnete mir mit seinem undurchdringlichsten Blick. Ich

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