Ein Vampir ist nicht genug - Roman
damit enden, dass sich seine Angelschnur in einer Leiche verfängt. Oder dass er einem gesuchten Drogenbaron auf Urlaub begegnet, und dann wäre es wieder vorbei mit der Entspannung.«
»Tja, uns wird schon etwas einfallen. Also … hat er dir erzählt, was letzte Nacht passiert ist?«
»Ich habe gehört, dass dein Wagen ein bisschen umgestaltet wurde.«
»Ja, aber das war nicht meine Schuld.«
»Das ist es doch nie, Süße. Du und Vayl, ihr seid in Ordnung?«
»Ja, uns geht es gut.«
»Tja, das ist doch das einzig Wichtige.« Sie seufzte wieder.
Enttäuschung darüber, dass wir noch lebten, oder nur Unwillen wegen der Aufgabe, die auf sie zukam? »Ich fange heute Vormittag noch mit dem Papierkram an, es sollte also alles fertig sein, damit ihr unterschreiben könnt, wenn ihr zurück seid. Braucht ihr ein neues Auto? Vielleicht kann ich euch von derselben Firma noch eins besorgen.«
Von derselben Firma . Verdammte Scheiße, Martha hatte genau gewusst, was für ein Auto wir fuhren, weil sie sich von Anfang an um den Mietwagen gekümmert hatte! Sie hätte Graubart also problemlos mit den nötigen Informationen versorgen können. Aber selbstverständlich hätte Pete ebenfalls Zugang zu diesen Daten gehabt. Die Senatoren? Ja, auch die hätten es herausfinden können. So viel zur Eingrenzung des Kreises der Verdächtigen. Nur Bergman hatte ein wasserdichtes Alibi, nämlich seine Paranoia. Er würde nie jemanden anheuern, der die Drecksarbeit für ihn erledigen sollte, da er Angst hätte, von ihm verraten zu werden.
Bergmans Abgang von der Bühne war mir kein Trost. Dadurch blieben immer noch fünf Leute übrig, die ich mochte oder für die ich arbeitete. Es war völlig unmöglich, dass die Lösung dieses Rätsels mich irgendwie glücklich machen könnte. Mein Magen rührte sich und überzog mein köstliches Frühstück mit Säure, so dass dieses ernsthaft überlegte, sich von meinem Verdauungstrakt zu verabschieden.
»Jasmine?«
»Entschuldige, ich war kurz weggetreten.« Weg, weg, weg … Ich grub mir die Fingernägel in den Oberschenkel. »Mach dir keine Gedanken um den Wagen, das ist alles geregelt. Pete ist allerdings eine andere Sache. Ist er gerade beschäftigt?«
»Nie zu beschäftigt für dich. Bleib dran.«
Ich musste nicht lange warten. Pete hat ein Problem mit Telefonrechnungen. Er bezahlt sie nicht gerne.
»Was ist los, Parks?«
»Das Fiasko von gestern Abend. Wir scheinen ein Informationsleck in unserer Abteilung zu haben. Das ist die einzige Möglichkeit, wie diese Witzbolde uns finden konnten.«
»Da muss ich dir Recht geben. Die Assan-Geschichte macht mir allerdings auch Sorgen. Wenn wir das falsch anpacken …« Er unterbrach sich, denn was hätte er schon sagen können, das nicht melodramatisch klang. Wir verharrten in eisigem Schweigen, da uns beiden die Konsequenzen eines Planes bewusst waren, in dem die Worte »Raptor«, »Terroristen« und »Virus« eine Rolle spielten. Die verstreichenden Minuten am Telefon schienen Pete wieder zu Bewusstsein zu bringen, denn er fuhr nahtlos fort: »Ich habe Vayl gestern vorgeschlagen, dass ihr euch vielleicht Verstärkung besorgen solltet. Er sagte, er wolle die Wahl dir überlassen.«
Zur Hölle, ja , wollte ich sagen. Wie wäre es mit der Nationalgarde von Florida, nur für den Anfang? Doch wenn man in unserem Geschäft jedes Mal den Panikknopf drückte, wenn man glaubte, die Welt gehe unter, war man schnell arbeitslos.
Trotzdem wäre es gut, jemanden außerhalb der Agency zu haben, dem wir vertrauen konnten, denn man konnte ja nicht wissen, was diese Verrückten einem als Nächstes in den Weg warfen. Und ich hatte auch schon einen idealen Kandidaten zur Hand.
»Ich will Bergman einbeziehen.«
Nachdenkliche Pause, in der Pete die möglichen Kosten dieser Bitte durchkalkulierte. »Bist du dir sicher, dass ihr einen Technikfreak braucht?«
»Muskeln haben wir schon zur Genüge. Ich weiß, dass das teuer wird, aber ich muss dich wohl nicht daran erinnern, dass der Kerl ein Genie ist. Und er ist ein Außenstehender.« Weit außen Stehender, aber damit wusste ich umzugehen. »Er hatte erheblichen Einfluss auf den Ausgang unserer letzten Mission. Das hast du selbst gesagt.«
»Okay, ruf ihn an.«
»Danke. Und Pete, ich denke, wir sollten Funkstille halten, bis das Ganze gelaufen ist.« Ich erwartete Protest. Wenn er den Angriff von letzter Nacht eingefädelt hatte, würde er uns auf der Spur bleiben wollen, um zu wissen, wohin er die nächste
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