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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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Zeh den Deckel hoch. »Ich sehe nur Klamotten. Ich brauche deinen Stock.«
    Während er zum Kleiderschrank ging, um ihn zu holen, fragte ich: »Willst du mir damit sagen, dass du den Koffer erst heute Morgen geöffnet hast?«
    »Was ich für die Party gebraucht habe, hatte ich in dem Kleidersack. Und wie du siehst, trage ich keine Pyjamas.«
    Eigentlich bemühe ich mich, es nicht zu sehen, vielen
Dank. Ich nahm den Stock in die linke Hand und behielt Kummer einsatzbereit in der rechten. Dann schob ich erst ein Hemd zur Seite, anschließend ein paar seidene Boxershorts, und da war sie. Eine lange braune Klapperschlange, so dick wie der Arm eines Kleinkinds.
    Ich stieß sie mit dem Stock an. Nichts. Sie ringelte sich nicht, klapperte nicht, bewegte sich überhaupt nicht. »Du hast Recht, sie ist tot«, erklärte ich Vayl.
    Er nickte. »Glaubst du, sie hat noch gelebt, als sie in meinen Koffer gelegt wurde?«
    »Ja, vermutlich schon. Wahrscheinlich ist sie entweder gestorben, als der Koffer am Flughafen rumgeworfen wurde, oder wegen der niedrigen Temperaturen, denen sie im Flugzeug ausgesetzt war.«
    Er nickte wieder. »Irgendjemand will nicht, dass wir diese Mission zu Ende bringen.«
    »Denn wenn wir das tun, säße derjenige ziemlich in der Scheiße.«
    »Oder er wäre tot.«
    »Lass mich die Schlange entsorgen, während du dich fertig machst. Wir können uns auch noch Gedanken darüber machen, wenn du angezogen bist.« Ich bückte mich, um die Schlange aufzuheben, und Vayl schrie: »Nein!«
    »Scheiße!« Das war das erste Mal, dass er in meiner Gegenwart die Stimme erhoben hatte, und ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen.
    »Was ist, wenn sie wieder aufwacht?«
    »Vayl, sie wird nicht wieder …« Ich begegnete seinem Blick. Okay, vielleicht war der Gedanke nicht völlig abwegig. Da er auf Nummer sicher gehen wollte, zog ich das Schwert aus dem Stock und schlug dem Vieh den Kopf ab. Dann versenkte ich die Einzelteile im Papierkorb, nahm
den Beutel heraus und machte mich auf den Weg nach draußen.
    »Wir reden darüber, wenn ich zurück bin«, sagte ich noch. Sehr professionell , dachte ich mir, wenn man die Tatsache bedachte, dass der Anblick von Vayls nacktem Körper sich auf meiner Netzhaut eingebrannt hatte und ich nur noch aus dem Zimmer wollte, um dieses Bild genießen zu können.
    Vayl nickte und ging Richtung Dusche. Und ja, ich warf einen Blick auf seine durchtrainierte Rückseite, bevor ich ging, wofür mich sicher keine Frau mit warmem Blut in den Adern verurteilen würde. Was ich nicht erwartet hatte, waren die Narben, die sich kreuz und quer über seine Schultern und seinen Rücken zogen. Ich zuckte mitfühlend zusammen und fragte mich, ob sie vor oder nach seiner Verwandlung entstanden waren.
    Nachdem ich die Schlange entsorgt hatte, rollte ich mich in der neu geschaffenen Gesprächsecke auf einem der Sofas zusammen. Wenig später kam Vayl aus seinem Zimmer. Anscheinend war das neue Möbelarrangement weniger gesprächsanregend, als ich gedacht hatte, denn ich wusste plötzlich nicht mehr, was ich sagen sollte.
    Solange er nicht in seinen Tarnmodus verfiel, konnte Vayl kaum einen Raum betreten, ohne dass alle Anwesenden seine Gegenwart spürten. Seine Ausstrahlung war manchmal wie Nebel und schwebte langsam in deine Lunge, bis sie mit jedem Atemzug durch deine Adern pulsierte. Oder sie konnte wie ein plötzlicher Druckabfall ausholen und dich gegen die Wand schleudern. Jetzt, wo ich ihn mit Augen betrachtete, die hoffentlich nicht glasig waren, hätte ein Ninja durch die Decke fallen und Stühle zertrümmern können, und ich hätte es nicht gemerkt.
    Er bewegte sich mit der perfekten Körperbeherrschung
eines Profisportlers, und da ich nun wusste, wie dieser Körper aussah, konnte ich den Blick nicht von ihm wenden. Wenn eine Wissenschaftlerin einen Vortrag über Alphamännchen halten wollte, würde sie sicher ein paar Dias von Vayl zeigen.
    »Vayl, ich … du …« Ich bemerkte seinen Blick und verstummte. Seine Augen hatten das Graublau sturmgepeitschter Wellen angenommen und funkelten gefährlich. Die Lippen hatte er so fest zusammengepresst, dass sich darunter seine Fangzähne abzeichneten. »Geht es dir gut?«, fragte ich und berührte instinktiv die Waffe, die jetzt wieder in meinem Schulterholster ruhte.
    Vayl kam in die Grube herunter und ließ sich auf das Sofa fallen, das ich diagonal zu meinem aufgestellt hatte. Ungefähr eine Minute lang saß er einfach da, die Ellbogen auf die Knie

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