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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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furchtbar schlecht behandelt, Jazzy. Und jetzt fühle ich mich auch furchtbar schlecht.«
    »Verdammt noch mal, Dad, du fühlst dich schlecht, weil du dich nicht an die Anweisungen des Arztes hältst. Evie wird noch ganz krank vor Sorge um dich, und ich habe keine Zeit, um zu dir zu kommen und dir den Kopf zu streicheln, also hör verdammt noch mal auf, dich selbst ins Grab zu bringen! Pass auf, wir machen es so: Wir werden eine neue Pflegerin engagieren. Du wirst essen, was sie dir vorschreibt. Du wirst dir ohne zu meckern dein Insulin spritzen lassen. Und wenn du sie auch feuerst, werde ich höchstpersönlich deinen verknöcherten Hintern zum Veteranenheim schleifen und dich da auf der Türschwelle absetzen.«
    »Aber …«
    »Außerdem wirst du dir heute noch einen Termin bei deinem Arzt geben lassen, und wenn er dir deinen verdammten Fuß abschneiden muss, wird keiner von uns auch nur einen Funken Mitleid mit dir haben, denn das hast du dir ganz allein eingebrockt!«
    »Jasmine Elaine Parks …«
    »Wage es nicht, jetzt den Vater raushängen zu lassen, alter Mann. Ich weiß genau, was für ein Spiel du hier spielst, und es wird nicht funktionieren. Du warst nicht da, als wir aufgewachsen sind. Wie kommst du also darauf, dass deine schlechte Gesundheit dafür sorgen könnte, dass wir jetzt für dich da sind?«
    Es folgte ein langes Schweigen, währenddessen Albert bestimmt sehnsüchtig auf seine Bierdose starrte, während ich mich selbst in den Hintern treten wollte, weil ich gerade einen gebrechlichen alten Kriegshelden an geschrien hatte. Ich wusste, dass er ein hervorragender
Marine gewesen war. Er hatte eine ganze Schublade voller Orden und ein Adressbuch voller Namen von Männern, die immer noch bereit gewesen wären, für ihn zu sterben. Er hätte einfach niemals Kinder bekommen sollen.
    »Ich bin müde«, sagte ich schließlich und fühlte mich plötzlich älter als er mit seinen einundsechzig Jahren. »Ich bin gerade an einer großen Sache dran, und das macht mich etwas dünnhäutig. Evies Anruf hat mich über die Kante getrieben, und du bekommst jetzt die Folgen zu spüren.« Das war keine Entschuldigung. Er verdiente keine, und das wusste er auch.
    »Ich werde nachher den Arzt anrufen«, versprach er. Wenn ich Zugeständnisse machen konnte, konnte er das wohl auch.
    »Okay. Ich rufe dich an, wenn ich eine neue Pflegerin gefunden habe.«
    »Okay.«
    Wieder ein unangenehmes Schweigen. An dieser Stelle hätten die meisten Väter und Töchter gefühlvolle Sätze wie »Ich hab’ dich lieb« oder »Ich vermisse dich« ausgetauscht. Das war uns bewusst. Und wir hatten keine Chance, es bis dorthin zu schaffen.
    »Dann … hören wir uns später«, sagte ich.
    »Okay, tschüss.«
    »Tschüss.«
    Piep. Irgendwie war es schrecklich ironisch, dass neuerdings alle Gespräche mit meiner Familie mit einem hohen, nervtötenden Ton endeten.
    Ich warf das Telefon aufs Bett und ließ mich daneben nieder. Bevor ich mich wieder um andere Dinge kümmern musste, griff ich noch einmal zum Telefon, wählte Evies Nummer und hinterließ ihr eine Nachricht, dass sie mir
die Nummer von der Pflegeagentur raussuchen sollte, über die wir die letzte Dame bezogen hatten. Mit ein bisschen Glück konnte ich eine engagieren, die noch nicht mit ihrer Vorgängerin gesprochen hatte und nicht wusste, was für ein Idiot Albert sein konnte.

7
    E in Klingeln an der Tür weckte mich.
    »Hey«, sagte ich zur Uhr auf dem Nachttisch. »Ich bin wieder eingeschlafen. Ist das nicht cool?« Sogar noch besser war die völlige Abwesenheit von Alpträumen. Ich wollte mich schwungvoll aus dem Bett katapultieren, aber meine Rippen verwandelten die Bewegung in ein langsames Rollen. Schmerz begleitete mich zur Tür. Vayl hatte mir dort eine Nachricht hinterlassen.
    Jasmine, bevor ich mich zur Ruhe begeben habe, habe ich dir noch etwas Besonderes bestellt, da ich ja weiß, wie ungern du auswärts isst. Wir sehen uns bei Sonnenuntergang, V.
    Ich schaute durch den Türspion. Niemand zu sehen. Und als ich dir Tür öffnete, stand im Gang nur ein Servierwagen voller abgedeckter Teller. Ich stellte mir vor, wie der Kellner hektisch zum Aufzug zurückrannte, nachdem er an der Tür der Suite geklingelt hatte, damit ich ihn nicht entdeckte und denken könnte, dass in diesem Hotel tatsächlich echte Menschen arbeiteten. Wahrscheinlich sprangen die Angestellten hier sehr oft in die Treppenhäuser oder Wäscheschränke. Gehörte es zu ihrem Anforderungsprofil, dass sie

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