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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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mich kaum noch bewegen kann. Aber das ist keine Entschuldigung …«
    »Oh doch, ist es. Das Letzte, was du tun solltest, ist ständig nach Chicago zu fahren, um nach Rumpelstilzchen zu sehen. Er ist derjenige, der seine Gesundheit vernachlässigt, also hör auf, dich schuldig zu fühlen.«
    »Heißt das, dass du ihn anrufen wirst?«
    »Jawohl, sobald wir beide aufgelegt haben.«
    »Ich mache mich gerade für die Arbeit fertig, aber du kannst mich heute Abend anrufen und mich wissen lassen, wie es jetzt weitergeht, wenn du willst.«
    »Ich werde es versuchen, kann es aber nicht versprechen. Ich stecke hier gerade in einer ziemlich großen Sache.«
    »Ich auch. Blöderweise bin ich es selbst.« Sie lachte leise - das war Musik in meinen Ohren.
    »Und du bist ganz erfüllt davon«, setzte ich noch einen drauf. »Ich habe mir das letzte Bild angesehen, das du mir gemailt hast. Du siehst fantastisch aus.« Ich meinte es wirklich so.
    »Danke schön.«
    »Weinst du etwa wieder?«
    »Nur ein bisschen. Und diesmal ist es ein gutes Weinen.«
    »Tja, ich schätze, das ist dann in Ordnung. Pass gut auf
dich und Evie Junior auf, ja? Ihr beide seid die einzigen Freundinnen, die ich habe.«
    »Okay. Hab’ dich lieb. Bis dann.«
    »Hab’ dich auch lieb.« Piep . Sie war weg, zurück in ihrem normalen, alltäglichen Leben, für das ich mein Leben geben würde, um es ihr zu erhalten.
    Ich wählte Alberts Nummer, aber bevor ich die letzte Ziffer gedrückt hatte, schaltete ich das Telefon aus. In seiner Zeitzone war es eine Stunde früher, also würde er nicht vor zehn Uhr meiner Zeit wach sein. Ich stellte den Wecker auf halb zehn und schlief wieder ein.
     
    Sich psychisch auf ein Gespräch mit Albert Parks einzustellen, ist wie die Vorbereitung auf eine Schlacht, eine Metapher, die ihm wahrscheinlich gefallen würde, denn er hatte das während seiner dreißig Jahre bei den Ma rines selbst ein paarmal mitgemacht. Du musst alle deine Ressourcen parat haben, bevor du zum großen Schlag ausholst. Deswegen ging ich, bevor ich ihn anrief, unter die Dusche, zog mir meine Wohlfühlklamotten an (kastanienbraune Trainingshose und ein übergroßes schwarzes T-Shirt) und trank ungefähr zwei Liter Kaffee. Dann verpasste ich mir selbst eine Motivationsrede.
    »Okay, Jaz«, sagte ich, während ich zum hundertsten Mal meine Karten mischte und versuchte, mich bei dem Rauschen der perfekt gebogenen Karten zu entspannen, »so wird das laufen: Du wirst Albert nicht anschreien, zumindest nicht in den ersten fünf Minuten.« Wahrscheinlich würde das Gespräch nach zwei Minuten vorbei sein, aber ich ging gerne auf Nummer sicher, wenn es darum ging, mein Temperament unter Kontrolle zu halten. »Diesmal wirst du ihm nicht sagen, was du von ihm hältst, und du wirst Mom mit keinem Wort erwähnen.«

    »Okay, ich werde es versuchen«, versprach ich meinem Spiegelbild an der Tür des Kleiderschranks, »aber ich kann nichts versprechen.« Ich nickte mir aufmunternd zu. Dann rief ich Albert an.
    Beim fünften Klingeln nahm er den Hörer ab. Kein gutes Zeichen. Als er sich meldete, war seine Stimme leise und schwach.
    Obwohl er sich selbst in diese Lage gebracht hatte, würde er Mitleid erwarten. Argh! Ich schnappte mir ein Kissen und warf es quer durch den Raum. »Hi Albert«, sagte ich dann und versuchte nett und nicht allzu besorgt zu klingen. »Evie hat mir erzählt, dass du dich nicht wohlfühlst.«
    »Sie ist eine Wichtigtuerin, genau wie eure Mutter.«
    Ich knirschte mit den Zähnen. Ich würde jetzt nicht anfangen, mit ihm darüber zu diskutieren, dass das, was er als wichtigtuerische Einmischung empfand, in unseren Augen einfach die Tatsache war, dass unsere Mutter nach Hause gekommen war und ihn mit ihrer besten Freundin im Bett erwischt hatte!
    »Ich habe gehört, du hast deine Pflegerin gefeuert.«
    »Auch so eine Wichtigtuerin. Wollte immer wissen, was ich esse, und hat mich immer mit ihren verdammten Nadeln gepiekt.«
    Mein Wutbarometer stieg. Ich spürte die Adern in meiner Stirn pulsieren wie Kriegstrommeln, während mein Geduldsfaden immer dünner wurde. Sie ist sowieso aus zartem Stoff gemacht, meine Geduld. Ein bisschen wie das bunte Seidenpapier, mit dem Geschenktüten ausgeschlagen sind. Vor meinem inneren Auge entstand das Bild, wie meine Geduld sich in kleine Fetzen auflöste, die davonschwebten, um sich zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort, vielleicht wieder zu verbinden. Inzwischen
nörgelte mein Vater: »Sie hat mich

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