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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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zu funktionieren, während meine verängstigte Psyche versuchte, mich umzuhauen. Diesmal schaffte ich es. Die Kraft, die so lange mein Bewusstsein zerquetscht und es in die Besinnungslosigkeit gezwungen hatte, zog an mir, riss mich mit solcher Wucht vorwärts, dass mir schwindelig wurde. Ich fühlte mich, als hätte ich Superkräfte, als könnte ich alles auf einmal sehen, überallhin gelangen, tun, was immer ich wollte. So wie ich das sah, war jetzt nicht die richtige Zeit, der guten Fee in den Hintern zu treten. Ich wollte bei David sein, wünschte es mir mehr als alles andere, als wären wir noch Kinder und Tammy Shobeson hätte mich in den Dreck geschubst und wollte mich zwingen, mich selbst und meinen schlangenfressenden, rumhurenden Dad einen miesen, verdorbenen Feigling zu nennen.
    Einen Moment lang schien die Dunkelheit mir ein Leuchtfeuer anzubieten, meine ganz persönliche gelb gepflasterte Straße, auf der ich einen neuen Hochgeschwindigkeitsrekord aufstellen konnte. Später würde ich lernen,
dass ich die Geschwindigkeit drosseln und in eine Perspektive bringen musste. Aber jetzt schien es der direkteste Weg zu sein, ein Wackelpuddingweg, der mich dorthin brachte, wo ich jetzt sein musste, mitten in einer Wüste, mitten im Nirgendwo, in der Hitze. Ich prallte gegen meinen Bruder, flog durch ihn hindurch, schrie immer wieder »David! David!«, mit so schriller und lauter Stimme, dass ich damit rechnete, ein unsichtbarer Feind würde eine Granate in meine Richtung schmeißen, nur um mir das Maul zu stopfen.
    David stand regungslos da, und ein feiner Schweißfilm bedeckte sein mit Farbe geschwärztes Gesicht. Nacht sichtgläser verdeckten seine Augen, doch ich wusste auch so, wie sie aussahen. Ich sah ihre Gegenstücke jeden Tag im Spiegel. In einer Hand hatte er ein M4-Sturmgewehr, in der anderen ein Funkgerät. Er wirkte so fit und gesund, dass ich einen Moment lang einfach nur dastand und es genoss, ihn atmen zu sehen.
    »Jaz?«, flüsterte er.
    »Du kannst mich sehen?«
    Sofort schüttelte er den Kopf. Fast konnte ich seine Gedanken lesen. Nö. Sehe gar nichts, weil davon nichts erwähnt wurde im Handbuch 14a der Spezialeinsatzkräfte . Doch er streckte die Hand aus, schob sie durch meinen Magen und zog sie wieder zurück. Anschließend führte er die Hand an die Stirn und schlug hart dagegen. »Was für ein beschissener Zeitpunkt, um Halluzinationen zu kriegen.«
    Er wandte mir den Rücken zu, und über seine Schulter hinweg sah ich das Haus, ein massiges kleines Quadrat mit dunklen, dunklen Fenstern und einer blassrosa Tür. Davids Team hatte es umstellt, hockte nun in den Schatten wie moderne Ninjas und wartete auf seine Befehle.
    »David!« Ich sprang vor ihm auf und ab und wedelte mit den Armen, schaffte es aber nicht, seinen langsamen Vormarsch zu stoppen. »Die Tür! Die pinkfarbene Tür! Sie ist vermint!«
    »Hör auf, rumzuspinnen, D.« So nannte er sich immer, wenn er unter Stress Selbstgespräche führte, um sich zu motivieren. »Wir haben alles ausgekundschaftet. Alles ist gut.« Die Hand mit dem Funkgerät bewegte sich zum Mund.
    »Verdammt noch mal, ich bin nicht den ganzen Weg hierhergekommen, um dir Rauch in den Arsch zu blasen, Daz. Geh nicht durch diese Tür! «
    Er sah mich direkt an. »Du hast mich seit West Virginia nicht mehr Daz genannt. Nicht einmal in meinen Träumen.« Das war mein Spitzname für ihn, den ich immer benutzt hatte, um ihn daran zu erinnern, dass er ein Teil von mir war, trotz seiner coolen Freunde, seines athleti schen Könnens, seiner Fähigkeit, selbst alte kleine Biblio thekarinnen zum Lachen zu bringen.
    »Mich hast du gar nichts mehr genannt«, flüsterte ich.
    Er murmelte ein paar Anweisungen in sein Funkgerät und wartete. Keiner von uns sprach. Ich wollte ihn nicht noch mehr erschrecken. Er wollte nicht verstehen, wie ich hier sein konnte. Ich hörte aufgeregtes Geflüster.
    »Du hattest Recht, Jaz. Die Tür ist vermint wie ein Stoppelfeld.«
    »Gut. Das ist gut. Ich bin froh, dass du auf mich gehört hast. Danke.«
    »Ich danke dir .« Er setzte die Nachtsichtbrille ab und sah mich direkt an, um sicherzugehen, dass ich verstand, dass er mir um seinetwillen dankbar war. Aber mehr noch wegen seines Teams, wegen dieser sieben Männer und zwei Frauen, die überall auf dem Globus den Terroristen
in den Hintern traten, ohne dass die meisten Leute überhaupt wussten, dass es sie gab. »Es ist …« Er zog eine Grimasse. »Es ist nicht einfach, sie alle am Leben

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