Ein Vampir ist nicht genug - Roman
mitbringen.« Mit fragend erhobenen Augenbrauen sah ich zu Bergman rüber. »Fährst du uns hinterher?«
Er nickte. »Und danach müssen wir uns unterhalten.« Er warf einen bedeutungsvollen Blick auf Cole. »Allein.«
Ich wollte ihn anfauchen: »Ja klar, allein. Wir hatten doch schon geklärt, dass Cole anderweitig beschäftigt ist!« Manchmal weckte Bergmans Paranoia in mir den Drang, auf etwas einzuschlagen. Wie etwa seinen Kopf. Aber da er ein neurotisches - ich meinte sensibles - Genie war, genoss Bergman weiterhin das Privileg, von meinen Sonntagsmanieren zu profitieren. Vorerst.
»Natürlich«, erwiderte ich. »Ich bin schon gespannt darauf, was du zu berichten hast.« Mit einem Blick auf Cassandra erhob ich mich. »Vielen Dank, dass Sie meinen Bruder gerettet haben. Es war … wow … danke.«
Sie nickte liebenswürdig. »Wir sehen uns später noch.«
»Werden wir?«
»Ja.« Sie führte es nicht weiter aus, also ließ ich das Thema fallen. Es hatte schließlich keinen Sinn, sich noch weitere Probleme zu suchen. »Bis dahin muss ich Sie bitten, sehr vorsichtig zu sein.«
»Wer, ich? Himmel, Cassandra, das hätte ich Ihnen sagen sollen. Es gibt keinen Grund, sich um mich zu sorgen. Bei der Arbeit nennen sie mich immer die Sichere Sue.«
Sie gab ein sehr undamenhaftes Schnauben von sich, das dafür sorgte, dass ich sie noch wesentlich lieber mochte.
Zu viert gingen wir wieder runter, und Cassandra gab uns - vielleicht, weil sie gesehen hatte, wie ich ihre frischen Backwaren mit den Augen verschlungen hatte - auf Kosten des Hauses einen Karton mit Blaubeermuffins mit auf den Weg.
»Ich liebe Mädchen, die backen können«, seufzte Cole, als wir zu seinem Truck zurückfuhren, diesmal mit mir am Steuer. Dann verfiel er in einen glückseligen Monolog, der sich um den Apfelkuchen seiner Mutter drehte. Von da aus ging es weiter zu seiner Kindheit, den Geschichten, in denen Haferkekse geklaut werden, und als wir schließlich
seinen Truck erreichten, hatte auch ich zwei von Cassandras Geschenken verputzt. Außerdem hatte ich entschieden, dass ich, sollte ich Coles Mum jemals begegnen, sie frei von der Leber weg fragen würde, ob sie mich nicht adoptieren wolle.
An der Ecke setzte ich ihn ab. Bergman hielt neben mir und schrie »Folge mir!« aus dem Seitenfenster, also tat ich das. Er fuhr einen dunkel grünen Van ohne Heckfenster und mit getönten Scheiben. An der Seite waren in großen Goldbuchstaben die Worte »Flahertys Feinkost« angebracht, rund um das Bild einer Sonne mit welligen gelben Strahlen, einer Blues-Brothers-Sonnenbrille und einem breiten Grinsen.
Er fuhr zu einem großen, verlassenen Park. An den roten und gelben Geräten spielten keine Kinder. Die Bänke waren leer, ebenso einige der Blumenbeete. Er parkte neben einem funktionierenden Springbrunnen, und ich kletterte zu ihm in den Van.
»Vielen Dank, dass du gekommen bist, Bergman. Ich weiß das wirklich zu schätzen.«
»Kein Problem«, erwiderte er, doch wir beide wussten es besser. »Tut mir leid wegen der ganzen Geheimniskrämerei, aber du sagtest, du bräuchtest das ganze Programm, und ich wollte nicht, dass irgendjemand deine neuen Spielzeuge zu Gesicht bekommt.«
Ich spürte, wie ein Lächeln meine Irritation verscheuchte. Ich liebe neue Spielzeuge.
Er griff hinter seinen Sitz und zog einen silbernen Kasten mit schwarzen Zahlenschlössern hervor. In genau solchen Dingern erwartet man immer ein oder zwei streng geheime Waffen. Grinsend, weil er meine Aufregung spürte, schloss er den Kasten auf und stellte ihn auf meinen Schoß. »Mach du auf.«
Ich hob den Deckel an. Drinnen lagen, eingebettet in schwarzen Hartschaum, drei ebenfalls silbrig glänzende Kästen. Fast wäre ich in meinem Sitz auf und ab gehüpft, aber ich begnügte mich dann doch mit einem kurzen Applaus.
»Du weißt doch noch nicht mal, was drin ist!«
»Sieh dir das an«, forderte ich und deutete mit der Geste einer Hostess auf den Kasten. »Wenn etwas so aussieht, ist immer etwas Tolles drin. Hast du denn nie I Spy gesehen?«
»Komm schon«, meinte Bergman, und sein langes, blasses Gesicht zuckte vor Vorfreude. »Mach sie auf.«
»Wenn du darauf bestehst.« Als ich das erste Kästchen aufklappte, gab es den Blick frei auf eine Halskette aus Muscheln, Perlen und einem schmalen Ding, das einem Haizahn verdammt ähnlich sah. Ich zog sie heraus und sah sie mir genauer an. Schließlich sagte ich: »Okay, ich gebe auf. Was unterscheidet das hier von jedem
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