Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
Vom Netzwerk:
betete eine Liste von Worten herunter, die wie Latein klangen, aber keines waren. Während sie sprach, begannen die Murmeln wieder zu zittern und anschließend in verschiedene Richtungen zu rollen, wobei sie sich jedoch nie ganz voneinander lösten. Es erinnerte mich an Zahnräder, doch gleichzeitig schien keine der Bewegungen eine andere auszulösen.
    Die Pyramide löste sich auf und nahm eine Reihe anderer Formen an, die einem Schiffsbug, einer Segelmütze, einer Harley-Davidson und einem DNS-Strang ähnelten.
    »Das ist so cool«, flüsterte ich, obwohl mein Herz raste und mir schlecht war vor Angst, wenn ich daran dachte, wie Vayl auf diese neue Entdeckung reagieren würde. Bergman hatte sein Labor/Computercenter, das selbst ein kleines Wunder war, verlassen und sich an den freien Ohrensessel herangeschoben. Nun stand er dahinter und sah aus, als wolle er das Enkyklios mit einem Schläger attackieren.
    Schließlich ordneten sich die Murmeln in vertikalen Dreierreihen an und bildeten eine Art Podest, auf dem eine einzelne, blau-goldene Kugel ruhte. »Das bin ich?«, flüsterte ich und fühlte mich etwas schwummrig, als Cassandra nickte.
    »Bist du bereit?«, fragte sie. Ich rieb mir die verschwitzten Handflächen an der Hose ab.
    »Ja, ja, ja, wollen wir es hinter uns bringen.« Meine Stimme klang falsch, eine Aufnahme, die dringend neu abgemischt werden musste.

    Sie berührte die Kugel und sagte: » Dayavatem .« Dann zog sie ihre Hand weg und lehnte sich zurück, um Platz zu machen für die Bilder, die aus der Kugel aufstiegen, Hologramme von digitaler Qualität in Farbe und Ton.
    Ich sah mich selbst, vierzehn Monate jünger und Lichtjahre näher an der Unschuld, wie ich im Wohnzimmer eines Hauses saß, das an das Wohnheim einer Studentenverbindung erinnerte. Das Sofa wies mehrere Löcher auf, aus denen die Füllung hervorquoll, ebenso die Zweiercouch. Der Kaffeetisch bestand aus einer ehemaligen Tür, die nun auf zwei Zementblöcken lag, und die Stühle waren ideal zum Schaukeln, weil ihre Beine ungleichmäßig hoch waren.
    »Sieh nur, Jaz«, sagte Bergman, »die Möbel in dem Bild sind genauso angeordnet, wie du es gerade hier gemacht hast.«
    »Genauso, wie sie es immer macht«, korrigierte Vayl und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Da du ja so erpicht darauf bist, wütend auf mich zu sein, lass es ruhig raus«, sagte ich. »Aber Tatsache ist, dass ich nie wusste, warum ich die Möbel umstelle. Normalerweise war mir nicht einmal bewusst, dass ich es tat.« Ich zuckte mit den Schultern. »Als du mich dann darauf aufmerksam gemacht hast, habe ich mir eine Begründung ausgedacht, damit du mich nicht für verrückt hältst.«
    War Vayls Miene etwas sanfter geworden, oder redete ich mir das nur ein? Egal. Die Show war weitergelaufen. In einem Zimmer, das wiederzusehen mir das Herz zu zerreißen drohte, hockten mein Helsinger-Team und ich um die umfunktionierte Tür und widmeten uns einem Kartenspiel, von dem ich noch wusste, dass ich gut darin gewesen war, dessen Name mir aber völlig entfallen war.
    Ich sah, dass wir noch mal rausgehen würden, da wir
immer noch unsere Uniformen trugen. Wir nannten sie Superman-Anzüge, federleichter Rüstschutz in marineblauem Leder. Wir waren alle high vom Adrenalin und vom Erfolg, prosteten uns zu wie deutsche Bobfahrer und aßen Pizza. Um Himmels willen, Pizza.
    Der Raum kippte und hätte mich fast mitgerissen. Doch Vayls Hand auf meiner Schulter gab mir Halt. Ich sah zu ihm hoch, dankbar, dass er noch genug von mir hielt, um seinen Platz zu verlassen. Er ließ sich neben mir auf der Armlehne der Couch nieder.
    »Ich kann mich nur an Bruchstücke davon erinnern«, sagte ich, da ich spürte, dass Erklärungen mich davon abhalten würden, Hals über Kopf in den Alptraum zu stürzen, der sich bislang immer nur hinter meinen geschlossenen Lidern abgespielt hatte. »Das links von mir ist Matt. Er war gerade erst zwei Wochen vorher neunundzwanzig geworden. Die Bräune hat er sich auf unserem Trip nach Hawaii geholt, mit dem wir seinen Geburtstag gefeiert hatten.« Meine Kehle wurde eng, und für einen Moment konnte ich nicht weitersprechen.
    Matt und ich saßen auf dem Sofa und sprachen leise miteinander, während die anderen ihren Spielzug machten. Brad und Olivia, ein Ehepaar aus Georgia, belegte die Zweiercouch, die in einem Fünfundvierzig-Grad-Winkel zu unserem Sofa stand. Sie warfen abwechselnd rote Plastikspielchips auf den wachsenden Haufen und hänselten sich

Weitere Kostenlose Bücher