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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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Gästezimmern und einem Badezimmer. Die Treppe rechts von der Tür führte zu einem großen Wohnzimmer, einem Büro und einem Schlafzimmer, dessen Ausblick den Wunsch in mir weckte, Segelstunden zu nehmen. Vielleicht war an der Idee, dass die Umgebung Einfluss auf die Laune hatte, ja doch etwas dran. Vielleicht sollte ich mein Apartment neu streichen.
    Sobald alle Sachen im Haus waren, begannen Cassandra und ich auszupacken, während Bergman und Vayl alles aufbauten. Einige der Kartons enthielten Computerkomponenten, und so hatten sie wenig später den großen Tisch im Esszimmer in ein Kommunikationszentrum verwandelt. Vier PCs standen Rücken an Rücken und waren durch ein Gewirr von Kabeln, die wie ein schlampig gearbeiteter Flechtkorb in ihrer Mitte lagen, miteinander,
mit dem Internet und mit einem zentralen Drucker verbunden. Unser Laptop stand daneben, war aber strikt von den anderen Rechnern getrennt, wie eine hochnäsige, geheimniskrämerische Stiefschwester. Der Tisch war so lang, dass immer noch die Hälfte der Fläche frei blieb.
    Bergman und Vayl machten sich daran, auf der Bar ein Miniaturlabor einzurichten, während Cassandra die leeren Kartons in eines der Gästezimmer brachte; also machte ich mich woanders ans Werk.
    »Warum hast du die Möbel umgestellt, Jaz?«, fragte Bergman ein paar Minuten später und warf mir über eine Reihe von glänzenden Glasmessbechern hinweg einen seltsamen Blick zu.
    »Was meinst du damit? Ich habe nur …« Ich sah mich im Wohnzimmer um und erkannte, dass ich es schon wieder getan hatte. Vollkommen unbewusst, so als hätte ein Teil meines Gehirns in den Blackout-Modus umgeschaltet, hatte ich das gleiche Arrangement hergestellt, das ich auch schon in den Diamond Suites kreiert hatte. »Was zum Teufel?«, murmelte ich.
    Cassandra kam durch den Korridor, musterte mein kleines Projekt und warf mir einen beklommenen Blick zu, der mich bis ins Mark traf. Vayls Stirn verzog sich, und seine Mundwinkel sanken herab. Das war sein Äquivalent zu einem wutentbrannten Stirnrunzeln.
    »Du hast mir nicht die Wahrheit gesagt, was das angeht, stimmt’s?«, fragte er fordernd und deutete auf den neuen Einrichtungsstil. »Das ist nicht die Anordnung, die ihr früher zu Hause hattet.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann Lügner nicht ertragen.« Sein Tonfall, der direkt aus dem Handbuch für Knöchelknacker und Schulhoftyrannen zu stammen schien, ließ mich mit den Zähnen knirschen. Noch bevor ich mich verteidigen konnte, meldete
sich Cassandra zu Wort: »Das kann ich wahrscheinlich besser erklären als Jasmine.«
    Sie holte die kleinste ihrer vier Taschen und stellte sie auf die Ottomane, die ich keine fünf Minuten zuvor von ihrem Platz neben der Couch gerückt hatte. Jetzt stand sie in der Mitte des Raumes. Ich ließ mich neben Cassandra auf die Couch sinken. Vayl setzte sich, noch immer wütend, uns gegenüber in einen mit blauem Twill bespannten Ohrensessel.
    Cassandra öffnete die Tasche, griff hinein und brachte eine ungefähr dreißig Zentimeter große Pyramide zum Vorschein, die aus bunten Glaskugeln zusammengesetzt war, von denen jede ungefähr so groß war wie eine Murmel. Ich nahm ihr die Tasche ab, und Cassandra stellte das seltsame Stück vorsichtig auf der Ottomane ab.
    »Ist es das, wofür ich es halte?«, fragte ich.
    »Das Enkyklios «, bestätigte sie nickend. »Meine Vision von deiner … Meine zweite Vision ist hier drin gespeichert.« Sie berührte die oberste Murmel der Pyramide, und das ganze Ding zitterte. »Wahrscheinlich wirst du sie dir allein ansehen wollen.«
    »Nein.« Ich starrte Vayl herausfordernd an. »Lass uns ganz offen damit umgehen. So kann mich niemand weiterer Lügen bezichtigen, und später können wir dann darüber reden, dass ich keine Leute ertragen kann, die vorschnell urteilen!« Ich ließ mich von meinem Ärger tragen, der mir die Kraft gab, wie ein ganz normaler Mensch in diesem Wohnzimmer zu sitzen, statt mich in einem Schrank zu verkriechen wie ein verängstigtes Kind. Es ist hart. Es tut weh, sich nicht mehr verstecken zu können. Noch immer voller Zorn sagte ich: »Lass uns anfangen.«
    Sie drückte auf die oberste Murmel, die nachgab, aber nicht zerbrach, so wie die Wackelpuddingfiguren, die
Großmama May früher gemacht hatte, da sie dachte, wir würden gummiartige Erdbeerbuchstaben und zweibei nige Elefanten lecker finden.
    » Enkyklios occsallio very proma «, flüsterte Cassandra. Na ja, zumindest klang es so. Sie machte weiter,

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