Ein Vampir ist nicht genug - Roman
Sicherheitssystem vor.« Er stellte die Taschen ab, hob den Türklopfer in Gestalt eines Löwenkopfes an und drückte auf einen Knopf, der darunter verborgen war. Der Klopfer glitt zur Seite und gab eine elektronische Apparatur frei, die Bergmans linkes Auge genau vermaß, bevor sie entschied, dass er die
Prüfung bestanden hatte. In der Tür klickte es ein paarmal, dann wurde es still.
»Warte«, befahl Bergman, als ich nach dem Knauf griff. Es vergingen wieder ein paar Sekunden, bis ich das letzte Klicken hörte. Bergman nickte, und ich drehte den Türknauf. Als sich die Tür öffnete, sagte Vayl: »Denk dran, Bergman, dass du uns früher oder später einen Weg verraten musst, wie wir ohne die Hilfe deines Augapfels reinkommen.«
»Kein Problem. Sobald wir den ganzen Kram ausgeladen haben, werde ich das System entsprechend modifizieren.«
Ich machte einen Schritt in die Eingangshalle, blieb aber abrupt stehen, als ein schriller Pfiff ertönte. So wie ich Bergman kannte, würde sich eine Kanone von der Decke herabsenken und mir den Kopf wegschießen, wenn ich auch nur einen Schritt weiterging.
»Was ist das?«, fragte Vayl, als Bergman mir folgte und mich kritisch musterte.
Ich hob die Hände. »Ich habe nichts gemacht.«
»Hast du wohl. Das ist ein Wellenlängensensor. Du sendest irgendein Signal.«
»Geht das von der Uhr aus?«, fragte ich und zog an dem Armband, um zu sehen, ob das den Alarm stoppte. Nö.
Bergman war bereits wieder zum Van hinausgelaufen. Er kam mit einer Schachtel zurück und wühlte darin herum, bis er einen tragbaren Scannerstab fand, der wie ein überdimensionales Feuerzeug aussah. Vom Kopf abwärts bewegte er ihn an meinem Körper entlang. Auf Höhe meines Bauchnabels begann er warnend zu piepen.
Ich hob mein Shirt an. »Es ist dein Piercing«, stellte Bergman fest und fügte drängend hinzu: »Gib es mir.«
Ich nahm den Ring heraus und reichte ihn an ihn weiter.
Er sprang in den Van und raste davon. Bis wir herausgefunden hatten, wie man den Alarm abstellt, war er zurück. »Ich habe es an einem Eiswagen befestigt. Wer auch immer dem Signal folgt, wird sich nun auf den Laster konzentrieren.«
»Pete meinte, ich müsste es zerbrechen, damit das Signal aktiviert wird. Und dass nur dann unser Backup-Team eingeschaltet wird.«
Bergman schnitt eine Grimasse. »Irgendjemand hat es per Fernsteuerung aktiviert und eurem Team ein gefälschtes Entwarnungssignal geschickt.«
»Derselbe Jemand, der es überhaupt zur Verfügung gestellt hat?«, fragte Vayl.
»Tja, das ist auf jeden Fall keins von meinen«, stellte Bergman klar.
»So haben sie uns gefunden«, erkannte ich. »Diese falschen Arm-Gottes-Typen auf der Straße. Liliana im Restaurant und später in der Wohnung. Mr. und Mrs. Magoo im Hotel. Sie mussten alle nur dem Signal von meinem Piercing folgen.« Ich knirschte mit den Zähnen und bemühte mich, nicht ein Loch in die Wand zu treten. »Wenn ich diesen Senator zu fassen kriege, werde ich ihm die Ohren ausreißen und sie ihm in die Fresse stopfen.«
»Und was ist mit Martha?«, erkundigte sich Vayl.
Ungeduldig wedelte ich mit der Hand. »Mein Bauchgefühl sagt mir, dass sie unschuldig ist. Bis wir also bombensichere Beweise finden, die sie eindeutig überführen, ist sie von meiner Liste gestrichen.« Später würde ich ihm von Alberts Beitrag zur Beweissuche erzählen.
»Und der Raptor?«
»Den überlasse ich dir, solange du es möglichst fies machst. Gott, das Ganze kotzt mich dermaßen an!« Die Wut würde mir allerdings nicht dabei helfen, klar zu denken,
also beschloss ich, sie abzuschütteln, indem ich das Haus erkundete. Das Innere wurde dem äußeren Eindruck durchaus gerecht. Holzfußböden, bunte Teppiche, großzügig gepolsterte Möbel und antike Accessoires aus verschnörkeltem Eisen und Eichenholz gaben dem Haus das Flair einer Daily Soap, wie Großmama May sie so gerne gesehen hatte. Sie nannte sie ihre »Geschichtchen« und schüttelte jedes Mal traurig den Kopf, wenn die gro ße Liebe der letzten Staffel zur tragischen Trennung der aktuellen wurde.
Bis wir den Inhalt von Bergmans Van im Wohnzimmer abgeladen hatten, hatte ich meine Gefühle wieder unter Kontrolle. Der Raum war hell und luftig, die Wände waren mit hellblauem Holz getäfelt und von der Decke hing ein großes Fischernetz. Eine lange Bar aus Mahagoniholz trennte ihn von der Küche und dem Party-mitdreißig-Leuten-Esszimmer. Ein lindgrün gestrichener Korridor führte zu drei
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