Ein Vampir kommt selten allein
zusammenkauerte und die Haare über ihr Gesicht fallen lieÃ.
Lillian setzte Charlotte neben einen Typen mit Beanie-Mütze und Cargo-Hose, ungefähr so weit von der Kamera entfernt, wie es nur irgend ging. Lucy richtete sich wieder ein wenig auf; Charlotte konnte sie von dort, wo sie saÃ, nicht sehen.
»Non, non, non!«, schrie ein kleiner Mann mit einem Ziegenbart und einem starken französischen Akzent. »Die Farben, die Farben!«
»Tut mir leid, Philippe«, sagte Lillian. »Ich könnte â¦Â«
Aber er fuchtelte ihr vor dem Gesicht herum. Er kam herüber und fing an, Leute von ihren Tischen zu zerren und neu zu arrangieren. Lucy wurde klar, dass das der Regisseur war, wahrscheinlich bräuchte er gut sechs Monate in einem Yoga-Seminarhaus, um inneren Frieden zu finden. Philippe war wie eine gereizte Hornisse, die alle anbrummte.
Er marschierte zu Charlottes Tisch. »Du, in diesem Blau!«
»Moi?« Charlotte hörte sich an, als würde sie denken, er würde ihr gleich eine Hauptrolle anbieten.
»Zieh das aus!«
»W-was?«, stotterte Charlotte.
Lucy, Sophia und ein paar andere beugten sich vor, um zu sehen, was passierte.
»Non, non. Du wirst die Blicke ablenken.« Er schnippte mit den Fingern und zeigte auf eine graue Jacke, die an der Lehne des Regisseurstuhls hing. Der Mann mit den Kopfhörern eilte mit der Jacke herbei und Philippe schleuderte sie Charlotte hin. »Zieh das an und komm mit mir.«
Kläglich tat Charlotte, was man ihr sagte, und schälte sich eilig aus der Nische. Er packte sie an der Hand und zog sie zu einem anderen Tisch. Charlotte stolperte ihm hinterher und versuchte, Schritt zu halten.
Lucy schaute weg, aber nicht schnell genug. Charlotte entdeckte sie und warf ihr einen so tödlichen Blick zu, dass Lucy stolz auf sie gewesen wäre ⦠wenn nicht sie diejenige gewesen wäre, der er gegolten hatte.
»O je«, sagte Sophia. »Erwischt.«
»Im Moment kann sie nichts unternehmen«, flüsterte Lucy zurück. »Das würde sie nicht riskieren.«
Nachdem Charlotte â grau und glanzlos â einen Tisch weiter platziert worden war, klatschte der Regisseur in die Hände. »Wo sind meine Schauspieler? Wo? Wo?« Er warf sich auf seinen Stuhl und bedeckte die Augen mit seinen Händen.
Die Tür der Restaurants öffnete sich erneut und wie aufs Stichwort kam Jackson mit dem Skript in der Hand herein. Keine Spur von Olivia; Lucy fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Vielleicht war die private Besichtigungstour ja schrecklich gewesen, und Olivia hatte beschlossen, dass sie doch kein Interesse hatte. Damit hätte Lucys Verkupplungskatastrophe ein rasches Ende gefunden. Ich hoffe, es geht ihr gut, dachte Lucy.
Philippe sprang gestikulierend von seinem Stuhl auf. »Das kann ich nicht glauben. Kennst du deinen Text noch nicht?«
Jackson drückte Philippe den Papierstapel in die fuchtelnden Hände. »Wie ein Zauberer seine Formeln. Ich brauche das Skript gar nicht.«
»Das ist Vamp-Slang«, zischte Lucy.
»Ich würde eher sagen, es ist Zauberer-Slang«, flüsterte Sophia zurück.
»Aber er war so ruhig«, widersprach Lucy. Er blieb cool, genau wie ein Vampir.
»Er ist bestimmt an alle möglichen verrückten Regisseure gewöhnt«, hielt Sophia dagegen.
Jackson merkte, dass sie ihn anstarrten, und winkte ihr und Sophia kurz zu. Was, wenn er mit seinem super Vamp-Gehör mitbekommen hat, dass wir über ihn reden?, dachte Lucy. Hmm. Ich könnte ihn prüfen.
»Sophia«, flüsterte Lucy so leise sie konnte, wobei sie Jackson nicht aus den Augen lieÃ. »Ich habe gehört, dass Jackson Maniküre bekommt.« Das hatte sie erfunden, aber sie dachte, er könnte reagieren, wenn er es mitbekam.
»Wovon redest du?«, fragte Sophia, aber Lucy beobachtete Jackson.
Ist er zusammengezuckt? Lucy war sich nicht sicher. Aber er bewahrte die Fassung. Vielleicht benutzte er seine schauspielerischen Fähigkeiten, damit er keine Miene verzog?
Er ging mit einem Double ein paar Zeilen durch. Lucy verwünschte die Tatsache, dass sich Vampire so gut einfügten â vom bloÃen Anschauen konnte sie nicht feststellen, ob er einer war oder nicht. Und sie konnte ihn ja wohl kaum verfolgen, bis er in den BloodMart ging â bei seinen Heerscharen von Fans tat er das sicher eh nicht.
Sophia schob ihr eine Serviette hin, auf
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