Ein Vampir und Gentleman: Argeneau Vampir 7
ging. Erstaunt sah sie ihm nach, drehte sich zur Seite und stand vorsichtig auf, wobei sie die drei Männer zurückwinkte, die ihr alle Halt geben wollten. Sie fühlte sich zwar noch etwas wacklig auf den Beinen, doch sie vermutete, dass es in gleichem Maß mit den fehlenden Blutrationen wie mit jenen Dingen zusammenhing, die sie am Frühstückstisch über die anderen erfahren hatte.
Elvi und Mabel hatten seinerzeit über ihre offensichtlich verlängerte Lebensspanne gesprochen und spekuliert, dass sie vielleicht hundert Jahre mehr vor sich hatte, aber sie hätte keine siebenhundert, tausend oder sogar zweitausend Jahre erwartet. Das war eine neue Erkenntnis, von der sie nicht einmal zu sagen vermochte, ob sie sie als gut einstufen sollte. Die Vorstellung, weitere hundert Jahre zu leben, hatte schon etwas Beängstigendes an sich, aber tausend Jahre oder mehr? Großer Gott! Alle, die sie kannte, deren Kinder, Enkel, Urenkellund so weiter würden vor ihr sterben, und sie würde jeden Verlust betrauern müssen, während sie einfach weiterlebte, als sei nichts geschehen.
Sogar ihr Zuhause und ganz Port Henry würden vielleicht zu Staub zerfallen sein, bevor sie das Zeitliche segnete. Was für eine Zukunft sollte denn das sein?
„Hier.” Die Männer machten Victor Platz, der mit einem Blutbeutel zurückgekehrt war.
„Danke”, murmelte sie und nahm den Beutel entgegen. Kaum spürte sie den kalten Kunststoff in ihrer Hand, spürte sie ein Ziehen im Oberkiefer, und ihre Fangzähne glitten heraus.
Als sie den Beutel unschlüssig ansah, erkannte Victor den Grund für ihr Zögern und sagte: „Sie müssen ihn nur gegen Ihre Zähne drücken.”
Sie nickte, machte den Mund auf, atmete tief durch und wiederholte die Bewegung, die Edward zuvor in der Küche beschrieben hatte. Ein leichter Widerstand war zu spüren, doch dann hörte sie ein leises Plopp, und ihre Fangzähne tauchten in den Beutel ein.
„Perfekt”, lobte Victor sie. „Si, das können Sie richtig gut”, pflichtete Allessandro ihm bei. Harper nickte. „Ein Naturtalent.” Edward gab nur ein zustimmendes Brummen von sich.
Ein amüsiertes Schnauben bahnte sich den Weg aus ihrem Mund, als Elvi die Männer ansah. Sie benahmen sich, als sei sie zum ersten Mal ohne Stützräder auf ihrem Fahrrad gefahren. Dabei hatte sie nur die Zähne in einen Plastikbeutel gedrückt. Nach den besorgten Mienen der vier zu urteilen, fürchteten die wohl immer noch, sie könnte wieder ohnmächtig werden. Männer hassten es wie die Pest, wenn Frauen ohnmächtig wurden oder weinten, weil sie sich dann völlig hilflos vorkamen. Unter den wachsamen Blicken der Männer kamen ihr die wenigen Minuten, die sie für den Beutel benötigte, wie eine Ewigkeit vor. Umso erleichterter war sie, als sie endlich alles Blut getrunken hatte. Dann schob sie sich zwischen den Männern hindurch, um den Beutel selbst wegzuwerfen und damit zu demonstrieren, dass es ihr gut ging.
„Ich habe Ihnen zwei Beutel mitgebracht”, erklärte Victor und folgte ihr durch das Foyer ins Esszimmer.
„Oh, danke.” Sie nahm den vollen Beutel an sich, begann zu trinken und warf den anderen in den Abfalleimer in der Küche. Der zweite leere Beutel landete Augenblicke später ebenfalls dort. Als sie sich umdrehte, sah sie, wie die Männer sich vor dem Backofen drängten, um die Teller und Schüsseln anzunehmen, die Victor ihnen anreichte.
„Wir haben das Essen warm gehalten, während Sie ohnmächtig waren.” Victor drückte die Backofentür zu.
„Aha”, sagte sie und folgte ihnen zum Tisch, dann fragte sie interessiert: „Wo ist eigentlich DJ?”
„Er ist mit Mabel ins Restaurant gefahren”, antwortete Harper und zog für sie den Stuhl nach hinten.
Sie setzte sich und machte eine erstaunte Miene. Ganz bestimmt war Mabel nicht glücklich darüber, dass er bei ihr war, und sie konnte sich nicht vorstellen, aus welchem Grund er sie begleiten wollte. „Warum ist er ins Restaurant gefahren?”
Als Victor zögerte, entgegnete Edward: „Mabel sagte, sie wolle Sie ausschlafen lassen, und sobald Sie aufwachten, sollten wir Ihnen ausrichten, dass Sie heute Abend nicht zum Restaurant kommen, sondern Ihre Zeit mit einem von uns verbringen sollen, um uns nach und nach besser kennenzulernen.”
„Si”, bestätigte Allessandro. „Und dann erklärte DJ, er stehe nicht auf der Liste der Kandidaten, deshalb würde er an Ihrer Stelle mit ins Restaurant fahren und Mabel helfen.”
Elvi errötete, als sie daran
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