Ein Vampir und Gentleman: Argeneau Vampir 7
dich geärgert hast.”
Schnaubend drehte sich Mabel zu ihr um. „Nimm diesen Namen gar nicht erst in den Mund. Dieser Mann ist der unmöglichste, unverschämteste, unerträglichste.... Mann.” Das letzte Wort sprach sie aus wie den Namen einer Seuche. „Er sollte nicht mal hier sein! Er war gar nicht eingeladen.” „Nein”, stimmte Elvi ihr zu. „Aber.... ”
„Weißt du, dass er mir den ganzen Tag hinterhergelaufen ist? Ich konnte keinen Schritt tun, ohne über ihn zu stolpern.”
„Ich glaube, er mag dich”, platzte Elvi heraus.
„Ach, komm schon, Elvi! Sieh mich an!” Sie hielt die Arme ausgebreitet. „Ich bin eine alte Frau, er ist ein attraktiver junger Mann. Er ist ganz sicher nicht an mir interessiert.”
„Er ist nicht so jung, wie du glaubst”, beteuerte Elvi, aber ihre Freundin hörte gar nicht zu, sondern ging nach nebenan ins Badezimmer.
Elvi folgte ihr und sah ihr zu, wie sie ein Schaumbad vorbereitete. Als sich Mabel wieder zu ihr umdrehte, ließ sie ihrer Wut weiter freien Lauf. „Ständig will er mir irgendwas vom Schrank holen oder etwas tragen, als wäre ich eine alte Frau, die zu nichts mehr zu gebrauchen ist”, berichtete sie entrüstet, und dann rief sie betrübt: „Und warum um alles in der Welt muss er immer so enge Jeans tragen?”
Die Frage machte Elvi stutzig, und sie überlegte, ob das Problem wirklich darin bestand, dass DJ an ihr interessiert war. Oder war Mabel in Wahrheit so außer sich, weil sie etwas für DJ empfand? „Ich habe dir doch gesagt, er mag dich womöglich”, wiederholte Elvi.
„Hör auf damit!”, fuhr Mabel sie an. „Ich bin.... ”
„Eine gut aussehende Frau”, fiel Elvi ihr ins Wort, ehe sie sich wieder selbst herabsetzen konnte.
„Du bist eine Vampirin, Elvi”, gab sie mürrisch zurück. „Du hast bessere Augen als wir alle. Also sieh mich an! Sieh dir mein faltiges, altes Gesicht an.”
„Oh, Mabel, hör doch damit auf, sagte sie ungeduldig. „Ja, du hast ein paar Lachfalten.... ”
„Ich habe Falten”, unterbrach Mabel sie schroff. „Und zwar überall.”
Elvi wischte diesen Einwand beiseite. „Na und? Keiner von uns sieht heute noch so aus wie vor zwanzig Jahren.”
„Du schon”, hielt sie dagegen. „Du siehst sogar besser aus als vor zwanzig Jahren. Sogar noch besser als vor vierzig Jahren!”
„Oh, stimmt.” Verlegen biss Elvi sich auf die Lippe. Seit der Rückkehr aus Mexiko hatte sie zwar nicht mehr in einen Spiegel gesehen, doch dort war ihr Blick noch einmal kurz auf ihr Spiegelbild gefallen, und sie hatte feststellen können, wie jung sie aussah.
„Vergiss, was ich gesagt habe”, fügte Mabel müde hinzu, als Elvi sie nur hilflos und schuldbewusst anschaute. „Wie war dein Abend?”
Froh darüber, das Thema wechseln zu können, berichtete Elvi ihr von dem Bettenkauf und von dem Zwischenfall mit Victor, als der auf den Geschäftsführer Einfluss nahm, damit das Bett schon am nächsten Tag geliefert wurde. „Als wir zurückkamen, habe ich noch in dem Geschäft angerufen”, erzählte sie. „Aber natürlich hat sich niemand mehr gemeldet. Ich habe auf Band gesprochen, dass sie morgen doch nicht liefern sollen.”
„Ich weiß nicht, warum du dir diese Mühe machst”, kommentierte Mabel mit einem Kopfschütteln. „Das ist doch nichts Weltbewegendes. Abgesehen davon, meinst du, dass das funktionieren wird? Ich meine, diese Kontrolle muss doch mehr sein als eine bloße Beeinflussung der Gedanken. Die müssen doch in der Lage sein, bei der betroffenen Person irgendeine Zwangsreaktion auszulösen. Sonst wäre diese Beeinflussung in dem Moment vorüber gewesen, als Victor das Geschäft verließ. Dann wäre der Geschäftsführer wieder in der Lage gewesen, eigenständig zu denken, und er hätte die Lieferung rückgängig gemacht. Oder meinst du nicht?”
„Daran hatte ich noch gar nicht gedacht”, räumte Elvi ein. „Ich glaube, über diese Dinge muss ich erst noch mehr herausfinden.”
Schweigen machte sich breit, dann bemerkte Elvi den Bade-Mantel und das Buch in Mabels Händen. Sie drehte sich zur Tür um. „Ich sollte dich jetzt wohl besser dein Bad nehmen lassen.... vielleicht bade ich später auch noch.”
„Gute Nacht”, sagte Mabel leise.
„Nacht.” Elvi kehrte in den Flur zurück, zog die Schlafzimmertür hinter sich zu und ging in ihr eigenes Zimmer. Am Morgen hatte sie zwar geduscht, aber ein ausgiebiges, entspannendes Schaumbad wäre jetzt wohl wirklich das Richtige.
Elvi nickte
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