Ein Vampir unterm Weihnachtsbaum (German Edition)
widerspenstig und stur, um einfach so zu sterben.«
Das schien Katricia kaum zu beruhigen. Wahrscheinlich, weil seine Stimme bei jedem Wort schwächer wurde und sie außerdem ohnehin beide wussten, dass er es nur so dahergesagt hatte. Teddy war ziemlich sicher, dass er sterben würde. Er spürte bereits, wie sich die Kälte in seinem Körper ausbreitete. Das konnte zwar auch am Schock liegen, aber er vermutete, dass es eher vom Blutverlust herrührte. Ich verblute, dachte Teddy und ließ zu, dass sich seine Lider wieder schlossen.
»Du solltest vielleicht Holz nachlegen. Es wird ziemlich kalt hier drin«, murmelte er. Dann versank er in Finsternis.
6
Als Teddy aufwachte, war ihm warm. Bis zur Hüfte bedeckte ihn lediglich ein dünnes Laken, alle anderen Decken lagen in einem Klumpen zu seinen Füßen. Genau so war er es gewohnt aufzuwachen. Das Zimmer, in dem er lag, erkannte er nicht wieder. Das Licht war eingeschaltet, und er konnte sehen, dass die Wände genau wie in seinem Schlafzimmer hellblau gestrichen waren. Doch die Einrichtung unterschied sich komplett von seiner eigenen. Die beiden Kommoden und die Nachttische waren aus hellem Holz gefertigt, und vor den Fenstern hingen statt der gewohnten dunkelblauen Vorhänge eisblaue Jalousien. Das Bett, in dem er lag, war sehr groß und außerdem verdammt bequem.
Er lag nicht allein im Bett, stellte Teddy fest, und schielte nach der Frau neben ihm. Katricia trug das übergroße T-Shirt, das er aus dem gemeinsamen Traum kannte. Sie murmelte etwas im Schlaf, rollte sich dann auf die Seite und legte den Arm über seine Brust – eine Brust, auf der kein einziges graues Haar zu sehen war, wie er feststellte. Er sah an sich hinunter. Sein Oberkörper war breit, die Brustmuskeln definiert und fest und der Bauch flach. Der kleine Kugelbauch, der sich mit den Jahren entwickelt hatte, war verschwunden. Nun war die Haut straff. Statt grauem Körperhaar zeichnete sich ein schwarzer Flaum auf Brust, Armen und Beinen ab. Alle Gliedmaße sahen wieder so straff und wohlgeformt aus wie einst in seiner Jugend.
Und ihm tat nichts weh. Normalerweise fühlte er sich nach dem Aufwachen immer etwas steif und musste sich erst ein bisschen bewegen, bis dieses Gefühl wieder verschwand. Doch in diesem Augenblick war nichts davon zu merken. Tatsächlich fühlte er sich großartig, voller Energie und … heiliger Bimbam, er hatte sogar eine Morgenlatte. Das ist aber schon länger nicht mehr vorgekommen , dachte er grinsend.
Gerade jetzt begriff Teddy, dass er schon wieder träumte. Wahrscheinlich war er ohnmächtig geworden und saß in Wirklichkeit noch immer zusammengesunken auf dem Küchenstuhl, während Katricia angestrengt versuchte, sein Leben zu retten. Ein geteilter Traum konnte es diesmal jedenfalls nicht sein. Katricia trug zwar dasselbe T-Shirt, doch er entsprach nicht mehr seinem vierundsechzig Jahre alten Ich, sondern war so jung, wie er es zu Armeezeiten gewesen war. Daraus schloss er, dass diesmal nur er allein träumte.
Entweder das oder er war tot und im Himmel. Zwar hätte er nicht erwartet, dass er Katricia dorthin mitnehmen könnte, da sie wahrscheinlich doch noch lebte, aber vielleicht bekam man ja im Himmel einfach das, was man sich am meisten wünschte – in seinem Fall also Katricia und ein Bett. O ja, genauso hatte er sich den Himmel vorgestellt.
Matt lächelte er. Gestern noch wäre der Himmel für ihn ein Spaziergang durch die Wälder gewesen, mit Elvi – so wie früher, als sie noch Teenager gewesen waren. Wie viel sich doch an einem einzigen Tag ändern konnte, dachte er. Neben ihm murmelte Katricia wieder im Schlaf, regte sich und drückte ihr Bein an seines – ein nacktes Bein an sein nacktes Bein, wie er interessiert feststellte. Doch nicht nur sein Interesse war geweckt. Auch der kleine Teddy war nun ganz wach und erhob sich wie ein Späher unter der Bettdecke.
Teddy strich sanft über Katricias Rücken. Sie seufzte und drückte sich gegen seine Hand. Schnell zog er den Arm weg, bevor sie sich auf den Rücken rollte. Dann lag sie wieder still. Teddy legte sich auf die Seite und betrachtete sie. Im Schlaf sah sie so süß und unschuldig aus. Man sah ihr den spitzzüngigen Humor, mit dem sie ihn manchmal neckte, überhaupt nicht an. Teddy vermisste ihn fast. Es gefiel ihm, dass sie ein bisschen frech war, ihr vielsagendes, sexy Lächeln, das verschlagene Glitzern in ihren Augen, mit dem sie seinen Körper gemustert hatte, der unverhohlene Spaß, den
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