Ein Vampir zum Valentinstag (German Edition)
nicht gerade jugendfreien Gedanken herumspionieren.
»Hey, was ist das denn?«
Stephanie hatte die Tattoos entdeckt. Tiny räusperte sich und erklärte: »Ich dachte, die könnten dir vielleicht gefallen. Ich weiß zwar, dass sie nicht mit einer echten Tätowierung mithalten können, aber dafür kannst du sie immer wieder auswechseln, wenn dir ein Motiv mal langweilig werden sollte.«
»Da hast du wohl recht«, murmelte sie und blätterte die Bögen mit den Bildern durch. »Warum sind das denn alles nur Herzen und so romantisches Zeug?«
»Heute ist Valentinstag, Kleines«, erläuterte er. Doch halt, das stimmte ja gar nicht. Die Hochzeit hatte am Valentinstag stattgefunden – wahrscheinlich, damit die frischgebackenen Ehemänner in Zukunft niemals ihren Hochzeitstag vergaßen – doch inzwischen war es bereits nach Mitternacht. Heute war der 15. Februar. »Sonst hatten sie nur I ♥ New-York -Tattoos, und ich dachte mir, dass du die nicht mögen würdest«, fügte er schulterzuckend hinzu.
»Nein«, pflichtete sie ihm bei und verzog angewidert das Gesicht. Dann hellte sich ihre Miene auf. »Ich muss sie Mirabeau zeigen. Wo ist sie?«
»In meinem Badezimmer«, mutmaßte Tiny. Stephanie sprang sofort auf, und Tiny rief ihr warnend hinterher: »Wahrscheinlich nimmt sie ein Bad.« Doch es war bereits zu spät. Wie alle Unsterblichen war auch Stephanie sehr schnell. Sie hatte das Zimmer bereits durchquert und die Badezimmertür aufgerissen. Tiny fuhr erschrocken zusammen und folgte ihr ins Nebenzimmer, doch er hörte schon, wie Mirabeau kreischte, einen Fluch ausstieß und dann das Mädchen zusammenstauchte, ob sie denn überhaupt keine Grenzen kenne.
»Entschuldigung«, kam es ernüchtert von Stephanie, die sich mit trauriger Miene wieder zur Tür abwandte und dabei leise murmelte: »Ich habe mich oft mit meiner Mutter unterhalten, während sie gebadet hat. Ich hab einfach nicht nachgedacht.« Sie wollte das Zimmer schon wieder verlassen.
Tiny warf einen Blick auf Mirabeaus Gesicht. Sie biss sich auf die Lippe und sah zerknirscht aus. Plötzlich sagte sie: »Ich auch.«
Tiny lächelte still in sich hinein. Hatte er doch geahnt, dass sie mit dem Kind zurechtkäme. Es überraschte ihn nicht im Mindesten, dass Stephanie nun stehen blieb und verunsichert nachfragte: »Tatsächlich?«
Er sah, wie Mirabeau ernst nickte, und dachte schon, nun würde alles gut werden, als Stephanie nachhakte: »Gab es vor so langer Zeit wirklich schon Badezimmer?«
Kein kluger Schachzug. Die Kleine schaffte es einfach nicht, mit Mirabeau zu reden, ohne sie zu beleidigen. Und Tiny verwunderte es nicht, dass Mirabeau die Augen wütend zusammenkniff. Was ihn allerdings überraschte, war, dass er es tatsächlich schaffte, nur ihr Gesicht anzusehen. Zum Glück lugten auch nur ihr Kopf und ihre Schulterpartie aus dem Schaum in der Badewanne.
»Kannst du eigentlich auch mal nicht frech sein?«, schnauzte Mirabeau Stephanie an. »Hast du bei der Wandlung deine guten Manieren ganz verloren? Oder hat dir deine Mutter kein Benehmen beigebracht?«
»Das hat sie durchaus«, keifte Stephanie sofort grob zurück. »Sie war eine gute Mutter.«
»Was für ein Problem hast du dann?«
»Was hast du für ein Problem?«, konterte Stephanie, stampfte aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Tiny trat zur Seite und verfolgte seufzend ihren Abgang. Dann hörte er noch, wie im Badezimmer Wasser plätscherte. Mirabeau stieg anscheinend aus der Wanne. Er wollte ungern, dass sie ihn vor der Badezimmertür ertappte, also beschäftigte er sich schnell damit, seine Taschen zu leeren, damit er auch gleich ein Bad nehmen konnte. Nachdem er fertig war, holte er das T-Shirt in 3 XL und die Jogginghose, die er für sich selbst gekauft hatte, sowie das schwarze Trägerhemd, ein T-Shirt und eine Jogginghose in Größe M, die für Mirabeau gedacht waren.
Er trug sie gerade ins Zimmer, als Mirabeau in ein Handtuch gewickelt aus dem Bad kam. Bei ihrem Anblick blieb er abrupt stehen. Zwar war ihr Körper an allen wichtigen Stellen vom Handtuch bedeckt, doch er wurde trotzdem den Gedanken nicht los, dass sie darunter vollkommen nackt war.
Sie bemerkte ihn und ließ die Schultern hängen. Dann bemerkte sie sarkastisch: »Das ist wohl nicht so gut gelaufen, wie du gehofft hast.«
Tiny konnte den Blick nicht von dem nackten Fleisch losreißen, das er ober- und unterhalb des Handtuchs erspähte, aber zumindest schaffte er es, leise zu murmeln: »Na ja, sie war
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