Ein Vampir zum Vernaschen: Argeneau Vampir 3
Zeit ein bisschen explosiv. Arbeitet zu viel oder so.” Er deutete auf den Pizzakarton auf dem Tisch. „Ist noch was da?”
Lucern beugte sich vor und sah, dass immer noch zwei Stücke von der SuperFleischPizza übrig waren, die sie bestellt hatten. Er nahm sich eines, dann reichte er Chris die Schachtel.
Neben Fernsehen gehörte auch Pizza zu den Dingen, die er nie versucht hatte. Pizza wurde in den GourmetRestaurants, in die er ging, nicht serviert. Lucern fing an zu glauben, dass ihm wegen seines Snobismus offenbar viele Dinge entgangen waren, die er genossen hätte. Bier hatte ihn nie sonderlich begeistert, aber zu Pizza schmeckte es gut. Und sogar noch besser zu den Erdnüssen, die Chris gekauft hatte. Ja, es hatte wirklich Spaß gemacht, die Erdnüsse zu knacken und die Schalen einfach auf den Boden fallen zu lassen. Lucern betrachtete interessiert den Tisch. Er war voller leerer Bierdosen, Erdnussschalen, gebrauchter Pappteller und Servietten.
Zuerst hatte er versucht aufzuräumen, weil die Unordnung ihm gegen den Strich ging, aber Chris hatte ihn gebeten, damit aufzuhören, weil er den Blick auf den Fernseher verstellte. Nun fühlte sich Lucern inmitten dieses Durcheinanders eigentlich ganz wohl.
Sein Blick glitt beiläufig zu seinem Begleiter. Kates Lektoren-Freund war ein interessanter Bursche, überwiegend nett und freundlich, aber mit einem boshaften Scharfsinn, der irgendwie nicht zu seiner Jugend passen wollte. Lucern hatte erfahren, dass der Mann Ende zwanzig war ein Baby für einen bejahrten Mann wie ihn, obwohl der Lektor wahrscheinlich etwas dagegen hätte, als solches betrachtet zu werden. Dennoch genoss Lucern seine Gesellschaft.
Er hatte jedoch in der letzten Stunde oft zum Hals des jungen Mannes hinübergeschaut. Jetzt, nachdem er normales Essen gegessen und seinen natürlicheren Hunger gestillt hatte, begannen die Auswirkungen der gescheiterten Blutlieferung an Lucern zu nagen. Er hatte Bastien zweimal von seinem Schlafzimmer aus angerufen, aber beide Male keine Antwort erhalten. Sein Bruder war nicht zu Hause. Aber das war nun einmal Bastiens Art.
Sein jüngerer Bruder arbeitete schwer, aber er genoss auch seine Freizeit. Manchmal war er mutig genug, am Tag zu arbeiten, manchmal schuftete er nachts im Familienunternehmen. Bastien war der Sohn, der die Zügel von Argent Inc. nach dem Tod ihres Vaters in die Hand genommen hatte. Lucern hatte daran nie Interesse gehabt, sondern immer die Kunst vorgezogen und sich in den letzten paar Hundert Jahren abwechselnd dem Malen oder dem Schreiben gewidmet.
Im Gegensatz dazu hatte Bastien das Hin und Her des Geschäftslebens immer schon genossen. Der Junge hatte den größten Teil seines Erwachsenenlebens im Familienunternehmen verbracht, und er kannte sich aus. Bastien war derjenige, der ihren Vater überredet hatte, von Agrarwirtschaft und Frachtunternehmen im achtzehnten Jahrhundert zu moderner Produktion überzugehen.
Er war auch derjenige gewesen, der vorgeschlagen hatte, ihre Nahrung zukünftig von Blutbanken zu beziehen. Bastien war ein innovativer Denker. Aber er war auch verdammt schwer aufzutreiben. Seine Tätigkeit führte ihn oft zu unerwarteten Geschäftsreisen in fremde Länder, und das durchaus auch für längere Zeit. Lucern hatte manchmal keine Ahnung, wo sich sein jüngerer Bruder gerade befand und wann er zurückkehren würde. Bastien war vielleicht einfach nur zum Essen weg gewesen, als er angerufen hatte, aber er konnte sich genauso gut auf dem Weg nach Europa befinden, um sich eines Problems in einer der dortigen Filialen anzunehmen.
Wie auch immer, früher oder später würde er Lucerns Nachricht erhalten. Lucern hatte jedoch jetzt Hunger.
Sein Blick wanderte wieder zu Chris” Kehle. Der Lektor hatte einen kräftigen, gesunden Pulsschlag. Lucern würde ihm sicher einen halben Liter abnehmen können, ohne dem Burschen zu schaden. Es würde allerdings Blut mit einem gewissen Alkoholgehalt sein und er war jetzt schon nicht mehr ganz nüchtern.
Missmutig verzog er das Gesicht, doch sein Blick blieb auf den Hals des anderen Mannes gerichtet. Chris lachte über etwas, was in der letzten Blackadder-Folge passiert war. Lucern sah nicht mehr auf den Bildschirm, er hatte Hunger. Die Gier nach Blut war nicht wie Hunger auf normale Lebensmittel. Sie ließ sich eher mit Durst vergleichen, äußerte sich aber nicht nur in einem trockenen Mund. Man spürte sie im ganzen Körper. Lucerns Haut schien zu schrumpfen und vor lauter
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