Ein Vampir zum Vernaschen: Argeneau Vampir 3
Bedürfnis nach Nahrung zu schmerzen.
Er wusste, es wäre nicht so schlimm geworden, wenn er nicht so viel Sonne abbekommen hätte. Die kurze Strecke vom Auto zum Flughafen war verglast gewesen, und im Flugzeug hatte er einen Gangsitz gehabt. Also hatte er das Fenster nicht verdunkeln können. Die Sonne hatte durch Fenster geleuchtet und ihn voll getroffen. Sonne war für solche von seiner Art gefährlich. Sie richtete selbstverständlich bei allen Leuten Schaden an, auch bei ganz normalen Menschen. Aber sein Körper, sein Blut, reparierten das ununterbrochen, und auch andere Schäden. Die Strahlen der Sonne konnten viel anrichten, was seine Reserven rapide verbrauchte, ihn gefährlich dehydrierte und einen Durst verursachte, den kein Wasser je stillen würde. Nur Blut.
„Was machen Sie denn?”
Chris’ Frage machte Lucern bewusst, dass er aufgestanden war und sich hinter den anderen Mann gestellt hatte. Der Lektor hatte sich auf dem Sessel umgedreht und sah ihn neugierig an.
Nichts. Ich sitze auf der Couch und sehe mir die Sendung an
, suggerierte Lucern. Er konnte ohne große Anstrengung in den Geist des Mannes schlüpfen und die Kontrolle übernehmen.
„.... sehen sich die Sendung an”, wiederholte der Lektor und drehte sich wieder nach vorn. Lucern lächelte. Er hatte die Fähigkeit, in den Geist eines anderen einzudringen und die Herrschaft zu übernehmen, also nicht verloren. Sein Versagen bei Kate hatte ihn schon befürchten lassen, dass er vollkommen vergessen hatte, wie man geistige Kontrolle ausübte. Offensichtlich war das nicht der Fall gewesen.
Was bedeutete, dass Kate zu den Individuen mit starkem Geist und einem ebensolchen Willen gehörte, von denen seine Mutter schwor. Lucern schob den Gedanken von sich. In diesem Augenblick an Kate zu denken bewirkte nur, dass er sich schuldig fühlte. Er dachte immerhin daran, sich an ihrem Arbeitskollegen gütlich zu tun, und wusste, dass sie das nicht gutheißen würde.
Er konzentrierte den Blick auf den Mann, der vor ihm saß, und ging rasch die Gedanken des Lektors durch, in der Hoffnung, etwas über Kate zu finden. Erleichtert stellte er fest, dass sich außer Freundschaft für sie dort nichts fand. Chris und Kate hatten keine Beziehung und auch nie eine gehabt. Das war gut. Lucern mochte den jungen Mann. Er hätte ihn nicht annähernd so gern gehabt, wenn er ein Verhältnis mit Kate gehabt hätte.
Er schob weiterhin Chris’ Gedanken weg und zwang ihn, sich auf die Blackadder-Episode zu konzentrieren. Der junge Mann würde nicht bemerken, wie Lucern seinen Kopf berührte und ihn zur Seite kippte, damit er besseren Zugang zur Halsschlagader hatte. Lucern beugte sich vor. Er würde nur ein paar Schlückchen Trinken, gerade genug, um seinen schlimmsten Durst zu stillen. Nur ein wenig.
Kate trat aus dem Fahrstuhl und ging erleichtert den Flur entlang. Sie hatte die letzten Stunden mit Fachgesprächen verbracht und ihre diversen Autorinnen auf der Party je nach Bedarf ermutigt, getröstet und gelobt. Es waren alles wunderbare Frauen, aber sie hatten wenig persönlichen Kontakt zu Kate, also waren sie ziemlich versessen auf ihre Gesellschaft, wenn sich die Gelegenheit dazu ergab. Es war angenehm gewesen, aber geistig und emotional erschöpfend, und Kate konnte es kaum erwarten, wieder in die Suite zurückkommen und sich entspannen zu können.
Sie dachte an Lucern. Sie nahm den Hut ab und fuhr sich unglücklich mit den Händen durchs Haar. Sie war vorhin wirklich unnötig gemein zu ihm gewesen. Ihre einzige Entschuldigung dafür waren Frust und Erschöpfung. Sie war frustriert, weil sie es zwar geschafft hatte, den Mann hierher zur Konferenz zu bringen, sie sich jetzt aber Sorgen machte, ob der Schaden größer sein würde als der Nutzen. Und sie hatte im vergangenen Monat lange Überstunden gemacht, um eine Woche Abwesenheit wegen der Konferenz auszugleichen. Außerdem war sie die ganze Zeit nervös gewesen und hatte sich Sorgen gemacht, ob Lucern überhaupt kommen würde oder nicht.
Sie seufzte und suchte in der Tasche nach ihrem Zimmerschlüssel. Sie würde besonders nett zu ihm sein, um ihn für ihre Gereiztheit von vorhin zu entschädigen. Immerhin war es nicht seine Schuld, dass er nach einer Molkerei benannt und die halbe Zeit so blass wie der Tod war oder auf diese altmodische Weise redete. Man hatte ihn mit Tricks dazu überlistet, sein Wort zu geben, dass er kommen würde, und er hatte es gehalten. Er war wirklich kein schlechter Kerl. Er
Weitere Kostenlose Bücher