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Ein verboterner Kuss

Titel: Ein verboterner Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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zögernd über ihn. „Sind Sie in Ordnung?“
    Er bewegte sich stöhnend und stieß einen trunkenen Fluch aus, ehe er sich aufsetzte und sie ansah. „Was ’s passiert?“, lallte er. Er lächelte seltsam, dann fluchte er erneut und übergab sich, wobei er nur um Haaresbreite ihre Stiefel verfehlte.
    „Stehen Sie auf, Sie elender Trunken!“, schnauzte Grace ihn an. „Sie haben die Kutsche zu Bruch gefahren, und die Pferde haben sich hoffnungslos im Geschirr verfangen! Sie können die Kutsche jeden Moment mit sich fortzerren!“
    „Zu Bruch?“, wiederholte er begriffsstutzig.
    „Ja! Also stehen Sie auf und helfen mir, Sir John und Melly aus der Kutsche zu ziehen!“
    Der Mann rappelte sich mühsam auf, warf einen entsetzten Blick auf die umgekippte Kutsche und rannte fluchend davon.
    Grace schrie ihm nach, er solle sofort zurückkommen, aber er lief einfach weiter. Sie wusste warum. Wegen dieser Fahrlässigkeit konnte man ihn einsperren, vielleicht sogar deportieren.
    Die Pferde scheuten erneut und verfingen sich immer hoffnungsloser im Geschirr. Da half jetzt nur eins. Grace bückte sich und zog ein Messer aus ihrer robusten Stiefelette. Alle Merridew-Mädchen reisten stets bewaffnet, doch sie hatte keine Zeit mehr gehabt, sich die Pistole ihrer Schwestern auszuleihen.
    Sie verbarg das Messer im Ärmel und näherte sich den Pferden langsam und ruhig. Währenddessen sprach sie leise und beschwichtigend auf sie ein. Die Tiere warfen nervös die Köpfe zurück, ließen es aber zu, dass Grace nach ihren Halftern griff und die Riemen des Geschirrs durchtrennte, um sie zu befreien. Sofort galoppierten sie auf eine Baumgruppe zu.
    Jetzt hieß es, endlich Hilfe holen. Sie senkte den Kopf gegen den strömenden Regen und rannte auf das große graue Gebäude zu. Nirgends brannte ein Licht. Es war immer noch Nachmittag, doch durch das Unwetter war es dunkel geworden, und so wirkte das Schloss nicht im Geringsten einladend - und damit auch nicht gerade vielversprechend, wenn sie daran dachte, hier Unterstützung zu finden.
    Sie eilte dennoch die Stufen zum Haupteingang hinauf. Grace fand einen Türklopfer, bestehend aus einem Wolfskopf, und einen Glockenstrang aus Bronze. Sie betätigte beides, anschließend presste sie ihr Ohr an die Tür. Sie hörte die Glocke im Haus läuten. Sie wartete. Versuchte es noch einmal. Doch niemand öffnete die Tür.
    Es sah so aus, als wäre keine Menschenseele da. Aber wie konnte das sein? Das war schließlich Mellys Brautbesuch.
    Grace hatte keine Zeit, sich darüber zu wundern. Sie lief um das Gebäude herum und entdeckte ein paar fast identisch aussehende Hintereingänge. Sie klopfte an jede einzelne Tür, aber ohne Erfolg. Sie waren alle abgeschlossen.
    Hatte der betrunkene Postillion sie überhaupt zum richtigen Haus gebracht? Dieser Ort hier war gottverlassen.
    An einer Seite des kopfsteingepflasterten Innenhofs konnte sie einen verwahrlosten Küchengarten ausmachen, auf der anderen ein großes Steingebäude mit einem Rundbogentor. Stallungen! Schwer atmend eilte sie weiter.
    Als sie diese erreicht hatte, blieb sie stehen, um ihre Augen an das dämmerige Licht zu gewöhnen. Das Gebäude war riesig und mit einem hohen Deckengewölbe. Der Regen prasselte auf das Dach. Am Tor war frisches Heu gestapelt, Sattel- und Zaumzeug hingen ordentlich an Haken. Alles war mit einer Staubschicht bedeckt, bis auf einen fremdartig aussehenden Sattel und ein gut gepflegtes, blinkendes Zaumzeug.
    Von dem langen geraden Mittelgang gingen mehrere Boxen ab. Die meisten waren verschlossen, vier davon nur zur Hälfte, der obere Teil stand offen. Ein weißes Pferd mit großen, dunk len und klugen Augen streckte den Kopf aus einer der Boxen. Gott sei Dank. Sie konnte nun zu Pferd Hilfe holen.
    Einen Augenblick lang flaute der Wind etwas ab, sodass Grace ein Wiehern und die tiefe, ruhige Stimme eines Mannes hören konnte. Sie eilte darauf zu, und vor einer der oben offen stehenden Boxentüren vernahm sie die Stimme erneut. Sie klang zu gedämpft, um einzelne Worte heraushören zu können, doch Grace hatte das Gefühl, dass es kein Englisch war.
    „Hilfe! “, rief Grace laut. „Helfen Sie mir bitte! Es hat einen Unfall gegeben, und ich brauche Hilfe!“
    Ein Mann streckte den Kopf heraus. „Wo zum Teufel kommen Sie denn her?“ Er sprach mit einem Akzent, den sie nicht einordnen konnte.
    Bei seinem Anblick geriet ihr Herzschlag ins Stocken. Nein, nicht deswegen, sagte sie sich hastig. Das kam nur vom

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