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Ein verboterner Kuss

Titel: Ein verboterner Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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Kopf zum Fenster heraus. „Gott sei Dank, dass ihr da seid“, keuchte sie. „Papa geht es sehr schlecht.“ Sie konnten durch das Fenster Sir John sehen, der in sich zusammengesackt schien. Seine Gesichtsfarbe war gelblich und fahl. Mühsam schlug er die Augen auf und richtete den Blick geradewegs auf Grace’ Zigeuner. „D’Acre“, stieß er hervor.
    „Sir John“, erwiderte der Zigeuner.
    „D’Acre?“, rief Grace aus. „Sie sind Lord D’Acre?“
    „Wer sonst?“ Er zwinkerte ihr zu und zuckte auf der Stelle theatralisch zusammen, als sie ihm auf den Arm schlug. „Au! Wofür war das denn?“
    „Das wissen Sie ganz genau.“ Lord D’Acre! Dieser ganze Unsinn über Gebieterinnen! Und dann besaß er auch noch die Dreistigkeit sie zu küssen, obwohl er wusste, dass seine Verlobte - seine Verlobte ! - in der Kutsche festsaß! Dieser Schurke!
    Er grinste flüchtig und bestätigte damit, dass er es in der Tat wusste. Dann steckte er den Kopf durch das Kutschenfenster und sagte mit kühler, ruhiger Stimme: „Miss Pettifer, ich komme jetzt durch dieses Fenster. Rücken Sie ein Stück nach hinten.“
    Zu Grace’ Erstaunen schwang er sich mit den Füßen zuerst durch das Fenster. Er hatte ein wenig Mühe, seine wirklich sehr breiten Schultern durch die Öffnung hindurchzuzwängen, trotzdem staunte Grace über seine Geschmeidigkeit.
    Nach kurzer Zeit tauchte sein Kopf wieder im Fenster auf. „Sir John scheint nicht verletzt zu sein“, teilte er Grace mit. „Aber seine Gesichtsfarbe gefällt mir ganz und gar nicht. Gehen Sie zur Seite, ich trete jetzt die Seitenwand der Kutsche ein.“
    Ein dumpfer Schlag ertönte, dann noch einer. Holz splitterte, und nach weiteren kraftvollen Tritten tat sich ein Loch in der Seitenwand auf, bis diese schließlich ganz herausbrach.
    „Hinaus mit Ihnen.“ Er schob von innen, während Grace von draußen zog, und so gelang es Melly, aus der Kutsche zu klettern.
    „So, Blauauge, und Sie kommen jetzt herein. Ich brauche Ihre Hilfe, um den alten Mann herausholen zu können.“
    Blauauge? Das soll wohl ich sein, vermutete Grace. Sie kletterte in die Kutsche.
    „Sie halten seine Beine, und ich ziehe ihn von draußen heraus.“ Er sprang ins Freie, und zusammen bugsierten sie Sir John durch das Loch. Lord D’Acre hob ihn auf die Arme wie ein Kind und trug ihn zum Schloss.
    Grace nahm Mellys Hand, und sie liefen ihm nach. Der Regen wurde immer stärker; er beeinträchtigte die Sicht und ließ die Pflastersteine schlüpfrig werden. „Hier macht niemand auf“, sagte sie, als sie alle vor dem Haupteingang standen. „Wie sollen wir hineingelangen?“
    „Der Schlüssel ist in meiner Tasche“, erklärte er. „In der rechten.“
    Er trug keinen Mantel, daher fasste Grace in die Tasche seiner Reithose. Sie war schon vorher ziemlich eng gewesen, jetzt war das Hirschleder nass und klebte an ihm wie eine zweite Haut. Etwas widerstrebend schob Grace die Hand hinein, noch nie hatte sie einen Mann so intim berührt.
    Seine Hosentasche war nicht leer, und so musste Grace erst nach dem Schlüssel tasten, an einem Taschentuch vorbei, ein paar Geldmünzen und anderem Krimskrams. Zwar war größte Eile geboten, dennoch war Grace sich auf prickelnde Weise seiner straffen, warmen Haut unter dem Hirschleder und seines männlichen Duftes bewusst. Es war alles andere als unangenehm.
    Wieder dachte sie an die beiden flüchtigen, schockierenden Küsse. Ihre Wangen begannen trotz des kalten Regens zu glühen.
    Schließlich fand sie den Schlüssel, einen großen, altmodischen aus Messing, und schob ihn ins Schloss. Es war eingerostet, und sie brauchte ziemlich viel Kraft, um den Schlüssel umzudrehen. Aber nach einer Weile gab das Schloss mit einem Klicken nach, und sie taumelten in die weitläufige Eingangshalle von Wolfestone Castle. Sie war düster, kalt und staubig, aber wenigstens waren sie im Trockenen.
    Einen Moment lang blieben sie stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Und als sie sich umsah, entdeckte Grace den Wasserspeier, auf den sie so gehofft hatte. Er thronte hoch oben über der Halle, nicht aus Stein, sondern aus Holz geschnitzt, und hatte ein starkes, überraschend gütiges Gesicht mit weisen Augen. Er schien Grace geradewegs anzusehen. Der arme Kerl musste dringend abgestaubt werden.
    „Wo sollen wir Papa hinbringen?“, fragte Melly.
    Lord DAcre schnaubte. „Keine Ahnung. Suchen Sie ein Zimmer mit einem Sofa oder so etwas Ähnlichem.“
    Grace warf ihm einen verwunderten Blick zu,

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