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Ein verboterner Kuss

Titel: Ein verboterner Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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Mutter verkauft worden war.
    Und er selbst jetzt auch.
    Zehn Minuten später stand er vor einem riesigen eisernen Tor, dessen einer Flügel etwas schief herabhing. Auf jedem der beiden steinernen Torpfosten erhob sich ein zähnefletschender Wolf. Zur Linken entdeckte er ein Pförtnerhaus, teils aus Stein, teils Fachwerk. Es wirkte verlassen. Das Tor stand offen. Um ihn willkommen zu heißen? Er bezweifelte es.
    Wieder grollte der Donner, näher diesmal, und die Hündin zitterte. Dominic trieb Hex, sein Pferd, die Auffahrt hinauf. Zuflucht vor dem Sturm - das war alles, was Wolfestone jetzt noch für ihn bedeutete.
    Der Anblick des Schlosses verschlug ihm den Atem. Das graue Steingebäude kauerte feindselig auf dem Hügel, darunter das Tal, durch das er geritten war. Das Schloss wirkte kalt, uralt und abweisend, ein Gebäude, das Schlachten und Kriege gewohnt war. Und Hass.
    Das Heim seiner Vorfahren. Ehrfurcht einflößend und hässlich. Nicht wert, dafür sein Glück zu opfern.
    Seine Mutter hatte fast nie darüber gesprochen. Allein die Erwähnung brachte jenen tragischen Ausdruck in ihre Augen, den er seit seiner Kindheit zu verbannen versucht hatte und der ihn immer noch verfolgte. „Wenn du jemals dort hinkommst, wirst du verstehen, warum ich nicht darüber sprechen kann“, hatte sie ihm einmal gesagt. Er sah das Schloss an - und verstand.
    Er würde es zerstören.
    Auf der Kieszufahrt zum Vordereingang wucherte Unkraut. Vor dem Haus erstreckte sich ein Streifen mit hohem, ungepflegtem Gras - früher einmal wohl ein Rasen. Dominic runzelte die Stirn.
    Unter einer Gruppe Eichen nahm er aus dem Augenwinkel eine Bewegung war: drei silbergraue Stuten, blass und fast ätherisch im fahlen Licht vor dem Unwetter. Es waren wundervolle Tiere mit anmutig geschwungenen Hälsen und großen dunklen Augen.
    Araber. Wertvolle Geschöpfe. Warum liefen sie frei herum? Das Tor hatte offen gestanden, sie hätten fortlaufen können. Vielleicht waren sie aber auch hineingelaufen?
    Eine der Stuten hielt sich etwas abseits von den anderen. Sie bewegte sich unruhig auf eine Art, die ihm etwas sagte. Ihr Bauch war prall und fast bis zum Bersten gewölbt.
    Die Unmutsfalten auf seiner Stirn vertieften sich. Kein Pferd sollte so frei herumlaufen, schon gar nicht eine hochträchtige Stute. Erst recht nicht, wenn ein Unwetter bevorstand.
    Er sah sich um, aber nirgends war eine Menschenseele zu sehen. Seltsam. Eigentlich hätte es hier von Bediensteten wimmeln müssen.
    Wieder richtete er den Blick auf die immer dunkler werdenden Wolken und machte sich auf die Suche nach den Stallungen. Irgendein Narr hatte diese Stuten freigelassen und musste dafür zur Verantwortung gezogen werden. Die trächtige Stute gehörte in den Stall, nicht nach draußen.
    Er ritt zum Vordereingang und riss ruckartig am Strang der bronzenen Türglocke. Sie ertönte laut im Inneren des Hauses, aber nichts regte sich. Den Büchern nach wurden die Gehälter ausgezahlt, wo steckten also die Bediensteten?
    Zwar hatte er jetzt nicht die Zeit, darüber nachzugrübeln, aber er würde der Sache später auf den Grund gehen.
    Hinter dem Haus fand er die riesigen Stallungen, doch auch sie waren verlassen. Die Hufe seines Pferdes klapperten unheimlich auf den staubigen Pflastersteinen. So wie es hier aussah, waren in diesen Ställen schon seit Monaten keine Menschen und Tiere mehr gewesen.
    Zum Glück waren die Boxen einigermaßen sauber. Vor dem Gebäude lagen ein paar grau wirkende Heuballen, die, nachdem er sie mit einer Heugabel auseinandergebrochen hatte, von innen dufteten und goldgelb aussahen.
    Er sattelte Hex rasch ab, rieb seinen Hengst notdürftig trocken und gab ihm und der Hündin etwas zu trinken. Anschließend bereitete er mehrere Boxen vor, auch eine für die trächtige Stute, in der sie ihr Fohlen zur Welt bringen konnte. Nachdem er alles Notwendige erledigt hatte, schloss er die Hündin ein. Sie winselte und kratzte an der Tür, doch er beachtete sie nicht.
    Seine Pechsträhne in letzter Zeit verfluchend, machte er sich an die Aufgabe, die trächtige Stute einzufangen, ehe das Unwetter einsetzte.
    Grace klammerte sich immer noch verzweifelt an den Haltegriff. Ihr gegenüber befand sich Melly, und sie stemmte die Füße gegen den Sitz ihrer Freundin, um nicht von der Bank gerissen zu werden. Melly tat es ihr nach, auch sie suchte nach einer Möglichkeit, nicht auf den Boden der Kutsche geworfen zu werden. Nach einer kurzen Verschnaufpause wurden sie erneut

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