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Ein verboterner Kuss

Titel: Ein verboterner Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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kräftig durchgeschüttelt, und sie flogen von einer Seite des Gefährts auf die andere. Die Geschwindigkeit war wirklich aberwitzig.
    Sie mussten jetzt bald in Wolfestone sein, ganz sicher.
    Ein Blitz zuckte, kurz darauf war ein Donnergrollen zu hören. Die Kutsche geriet ein weiteres Mal ins Schlingern, wurde unwesentlich langsamer und machte auf einmal eine scharfe Kehre nach links. Dabei wäre sie beinahe umgekippt. Verhindert wurde das nur durch ein großes Etwas, an dem sie geräuschvoll vorbeischrammte und das dafür sorgte, dass sie nicht völlig aus dem Gleichgewicht geriet. Flüchtig konnte Grace hohe steinerne Torpfosten erkennen, auf denen irgendein Geschöpf kauerte. Ein Hund? Nein, ein Wolf.
    Wolfestone. Endlich. Gott sei Dank. Vielleicht kommen wir ja sogar lebend an, dachte sie ironisch.
    Grace spähte aus dem Fenster, während sie die gekieste Auffahrt hinauffuhren, und versuchte, einen Blick auf Wolfestone zu erhaschen. Als es ihr gelang, verschlug es ihr die Sprache. Vor dem Hintergrund der Berge und der Unheil verkündenden Wolken wirkte das Gebäude düster, grau, aber auch faszinierend. Es musste uralt sein, halb Herrenhaus, halb Schloss, und im Laufe der Generationen hatte man es immer weiter ausgebaut, auch einige Trakte hinzugefügt. Eine hässliche Mi-schung verschiedener Baustile, so hatte Sir John das Anwesen den Mädchen beschrieben, als sie die Reise angetreten hatten. Grace jedoch fand es beeindruckend - voller Ecken und Kanten, mit Türmchen, Zinnen, spitzen Dächern, Schießscharten und einer ganzen Reihe herrlicher gotischer Fenster. Sie hoffte, dass es dort auch die typischen gotischen Wasserspeier mit Fratzengesichtern gab. Zu einem solchen Gebäude gehörten sie einfach dazu.
    An einem sonnigen Tag mussten die Zimmer an der Vorderseite des Schlosses voller Licht sein, denn Dutzende von Stabkreuzfenstern zeigten nach Süden. Während Grace sie noch betrachtete, teilten sich die schwarzen Wolken plötzlich und ein einzelner Sonnenstrahl fiel auf die Scheiben und tauchte sie einen Moment lang in leuchtendes Gold.
    „Wie wunderschön“, rief sie aus, doch ihre Worte gingen unter, als ein Blitz fast unmittelbar vor der Kutsche in den Boden einschlug. Die Pferde wieherten schrill und bäumten sich auf, ein ohrenbetäubender Donner war zu hören. Die Kutsche neigte sich bedenklich und kippte krachend auf die Seite. Holz splitterte, die Passagiere flogen hilflos durcheinander.
    Dann wurde alles still, bis auf das Heulen des Sturms.

2. Kapitel

    Der erste Eindruck täuscht.
    Ovid
    Grace bewegte sich als Erste, wenn auch nur ganz langsam. Sie fühlte sich wie zerschlagen. Ihr Arm und ihr Kopf schmerzten, doch als sie allmählich wieder klarer denken konnte, wurde ihr bewusst, dass sie noch ganz war. Zwar fühlte sie sich durcheinander und nahm an, am ganzen Körper zerschrammt zu sein, aber sonst schien sie weitgehend unverletzt zu sein.
    Sie wandte sich ihrer Freundin zu. „Melly, ist alles in Ordnung?“
    Melly stöhnte leise, und Grace betrachtete sie prüfend. Ihre Freundin ächzte erneut, danach schlug sie die Augen auf. „Was ist passiert?“
    „Die Kutsche ist umgekippt. Tut dir etwas weh? Kannst du dich bewegen?“
    Melly versuchte es vorsichtig. „Ich denke schon. Es schmerzt an einigen Stellen, aber ich glaube, sonst ist mir nichts Schlimmeres geschehen.“ Sie streckte sich. „Au! Ich muss überall blaue Flecken haben! Aber was ist mit Papa?“
    Sir John war bei Bewusstsein, aber er sah alles andere als gut aus. Seine Augenlider flatterten. „Holt mich hier heraus“, stammelte er matt. Sein Atem ging keuchend und angestrengt.
    „Bleib bei ihm, Melly. Ich hole Hilfe.“
    „Aber was ist, wenn ...“
    Doch Grace kletterte bereits aus dem Fenster, da sich die Tür nicht öffnen ließ. Wieder zuckte ein Blitz, dann öffneten sich alle Schleusen des Himmels und es fing an, in Strömen zu regnen.
    Die Pferde bewegten sich unruhig, sie zitterten vor Erschöpfung und Furcht. Noch ein Blitz. Sie scheuten ängstlich, Grace konnte das Weiß ihrer Augen sehen. Eins der Tiere hatte sich im Geschirr verfangen. Wenn die Pferde erneut erschraken, zogen sie womöglich auf der Flucht die umgekippte Kutsche hinter sich her.
    Sie schirmte ihr Gesicht mit der Hand vor dem prasselnden Regen ab und sah sich um. Bestimmt hatte jemand den Krach gehört und kam ihnen gleich zu Hilfe. Auf dem Kies entdeckte sie eine reglose, dunkle Gestalt. Der Postillion. Sie eilte zu ihm und beugte sich

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