Ein verboterner Kuss
gesetzliche Verpflichtungen, in der wir uns frei füreinander entscheiden, ungeachtet der Herkunft oder des Vermögens. Zu Beginn werde ich dir einen gewissen Betrag Geld überschreiben. Du wärst mir finanziell nicht verpflichtet und auch nicht dazu, bei mir zu bleiben, es sei denn, du willst es. Du wirst reich genug sein, um bis ans Ende deines Lebens sorgenfrei leben zu können, falls du mich verlässt. Das Einzige, was uns aneinander bindet, wird die Liebe sein.“
Sie entzog ihm ihre Hände, die sich plötzlich kalt anfühlten. „Es tut mir leid. Ich kann nicht deine Geliebte sein“, sagte sie leise und schob ihn weg.
Er zog sie wieder an sich. „Denk darüber nach. Lehne den Gedanken nicht von vorneherein ab. Wir könnten ein wundervolles Leben zusammen haben - viel schöner als in einer Ehe.“
Sie dachte eine Sekunde lang nach, dann schüttelte sie den Kopf. „Ich kann unmöglich deine Geliebte sein, erst recht nicht, wenn Melly deine Frau ist.“
Er machte eine ungeduldige Handbewegung. „Mach dir ihretwegen keine Sorgen. Hier geht es um dich und mich!“
„Es ist nicht nur wegen Melly. Ich will nicht einfach nur deine Geliebte sein. Ich will mehr vom Leben - und von dir - als das.“
„Es gibt kein ,einfach nur‘ dabei. Du wärst, du bist alles für mich und ... “
Sie legte ihm einen Finger auf den Mund. „Nein, Dominic“, unterbrach sie ihn traurig. „Ich liebe dich, aber ich will alles.
Ich will dich heiraten, mit dir leben, etwas mit dir aufbauen, hier in Wolfestone, dir Kinder schenken und mit dir alt werden.“
„Du verstehst nicht“, beharrte er. „Geliebte haben es viel besser als Ehefrauen.“
Grace schüttelte den Kopf. „Du irrst dich. Du weißt nicht, wer ich in Wirklichkeit bin. Ich bin keine Gesellschaftsdame, sondern Mellys Freundin. Wir sind zusammen zur Schule gegangen.“
„So etwas hatte ich bereits vermutet. Aber ...“
„Ich bin weder arm noch eine Waise. Ich heiße nicht einmal Greystoke. Ich heiße Grace, Grace Merridew.“ Er schwieg. „Ich gehöre zu den Merridews aus Norfolk. Mein Großvater war Lord Dereham of Dereham Court in Norfolk und mein Großonkel ist Sir Oswald Merridew. Lady Augusta Merridew ist meine angeheiratete Großtante, nicht meine Gönnerin. Eine meiner Schwestern ist verheiratet mit einem Duke, eine andere mit einem Baron und eine dritte mit einem Baronet. Ich bin Erbin und ..." Sie verstummte, weil sie merkte, dass sie ins Reden geraten war. „Es kommt also gar nicht infrage,; dass ich als deine Geliebte mit dir zusammenlebe. “
„Ich verstehe.“ Dominic schluckte. „Aber warum ...“
„Ich habe mich verkleidet, um Melly hierher zu begleiten und ihr moralische Unterstützung zu geben, damit sie die Verlobung mit dir lösen kann.“ Sie lachte verbittert auf. „Wir haben wohl beide die Situation ganz falsch eingeschätzt. Und Melly hat keinerlei Mut.“ Sie presste die Lippen aufeinander,' bis sie sich wieder einigermaßen gefasst hatte. „Es tut mir leid, das war ungerecht. Ich weiß, dass Melly es versucht hat. Es ist ihr Vater, der so furchtbar stur ist. Aber wie dem auch sei, ich kann nicht deine Geliebte sein. Manchen Frauen kommt so etwas vielleicht wundervoll entgegen, doch für mich ist das nicht genug. Du sagst, die Ehe kann ein goldener Käfig sein, aber meiner Auffassung nach ist es nur ein halbes Leben, das du mir anbietest, Dominic. Und so muss ich dankend ablehnen.“
Lange Zeit starrte er stumm zu Boden. „Warum hast du mir das alles nicht schon früher gesagt, zum Beispiel, wer du in Wirklichkeit bist? Mir war klar, dass du eine ungewöhnliche Gesellschaftsdame warst, aber alle möglichen Frauen werden Gesellschaftsdamen, und ich hielt dich eben für eine ganz besondere.“ Seine Augen wurden dunkel. „Du bist etwas ganz Besonderes, du bist einzigartig.“
„Ich habe so oft daran gedacht, es dir zu sagen“, meinte sie bedrückt. „Ich wollte es wirklich, aber ...“
„Aber?“
Sie zögerte und wusste nicht recht, wie sie es erklären sollte. „Jeder Mann, der sich je für mich interessiert hat, wusste schon, bevor er mich kennenlernte, wer ich war, mit wem ich verwandt war, wie groß mein Vermögen war - ich bin Erbin, habe ich das erwähnt?“
Er sah sie aufgebracht an. „Das ist mir gleichgültig, auch wenn du die reichste Frau der Welt wärst! Das ist es nicht, was ich von dir will.“
Sie schenkte ihm ein unsicheres Lächeln. „Ich weiß, und genau deshalb wollte ich es dir dann doch
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