Ein verboterner Kuss
Kuchen“, bemerkte er.
„Nein.“ Sie errötete. „Ich habe keinen Hunger.“
„Sie haben gestern Abend kaum etwas gegessen, und am Abend davor auch nicht. Und jetzt lassen Sie sogar den Kuchen stehen, obwohl ich weiß, wie gern Sie ihn mögen.“
Sie ließ den Kopf hängen.
Er beugte sich vor und nahm ihre Hand. „Was ist mit Ihnen, Melly?“, fragte er sanft. Es war das erste Mal, dass er sie bei ihrem Vornamen nannte.
Sie sah ihn nicht an. „Ich versuche abzunehmen“, murmelte sie kleinlaut.
„Wie bitte?“
Sie errötete noch heftiger. „Ich will abnehmen.“
Er starrte sie an. „Großer Gott, warum denn das?“
„Ich bin zu dick“, flüsterte sie.
„Zu dick?“ Er war vollkommen fassungslos. „Wer auch immer Ihnen das gesagt haben mag, ist ein blinder Narr“, meinte er schließlich. „Sehen Sie mich an, ein dürres, unansehnliches Knochengestell, während Sie ... Sie sind der Inbegriff köstlicher weiblicher Rundungen, von denen ein Mann nur träumen kann.“
Stille folgte seinen Worten. Frey merkte, dass er rot wurde. Melly sah ihn mit vor Erstaunen leicht geöffnetem Mund an.
„Großer Gott, was sage ich da?“ Er stand auf und ging erregt im Zimmer auf und ab. „Ich bin ein Geistlicher, um Himmels willen! So etwas sollte ich nicht einmal denken!“ Er setzte sich wieder. „Sie sind ein Gemeindemitglied, ein Schäfchen meiner Herde.“ Er strich ihr über die Wange. „Mein kleines Lamm.“ Er beugte sich über sie und küsste sie. Zu seinem Erstaunen merkte er, dass sie die Arme um seinen Nacken schlang und die Finger in sein Haar schob. Schüchtern öffnete sie ihm ihren Mund - und der Kuss vertiefte sich.
Nach einer Weile ließ Frey sie schwer atmend los. Er warf einen verlangenden Blick auf ihren weichen, üppigen Busen und fuhr sich mit dem Finger in den Kragen. „Wenn Onkel Ceddie wüsste, was ich gerade denke, würde er mich in die Äußere Mongolei versetzen lassen.“
„Warum?“
Er gab sich einen Ruck, stand auf und stellte sich neben den Kamin. „Es ist so, Melly, ich ... ich würde diese ganze verzwickte Situation sofort ändern, aber ...“ Seine Augen verdunkelten sich. „Ich bin so verdammt arm.“
„Ich bin auch arm“, erklärte sie und fügte hoffnungsvoll hinzu: „Es macht mir nichts aus, arm zu sein. Ich war nie etwas anderes.“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, das ist es nicht allein. Ich bin die einzige Unterstützung für meine verwitwete Mutter und meine beiden jüngeren Schwestern. Ich kann es mir finanziell nicht leisten zu heiraten. Ich werde es wahrscheinlich nie können.“
„Nie?“, wiederholte sie traurig. „Ich hätte nichts dagegen, zu warten.“
Er betrachtete sie sehnsüchtig, kämpfte mit sich selbst und schüttelte dann wieder den Kopf. „Nein, das ist nicht möglich. Eines Tages - bestimmt bin ich dann schon hundertacht -werde ich so reich sein, dass es meine kühnsten Vorstellungen übertrifft!“
„Hundertacht?“
„Ja, ich wette, so lange wird mein Onkel Ceddie leben. Ich bin sein einziger Erbe, und obwohl unser Vermögen so groß ist, dass unsere ganze Familie bis zum Cousin dritten Grades davon im Luxus schwelgen könnte, rückt Onkel Ceddie keinen Penny davon heraus, wenn es sich vermeiden lässt. Er teilt uns nur das Nötigste an Geld zu - meine Mutter kommt damit kaum über die Runden. Fast alles, was ich in meinem Beruf verdiene, geht an sie und die beiden Schwestern. Gott weiß, was wir machen sollen, wenn die Mädchen eines Tages ins heiratsfähige Alter kommen. “ Er sah in ihre sanften braunen Augen. „Verstehst du, es besteht nicht die geringste Chance für mich, jemals heiraten zu können. Auch wenn ich das noch so sehr möchte.“
„Ich verstehe“, gab sie traurig zurück. „Wirst du dabei sein, wenn ich Lord D Acre heirate?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich könnte den Anblick nicht ertragen.“
„Mr Netterton sagt, er wird die Trauung nicht vornehmen können, Papa“, sagte Melly am selben Abend.
„Warum denn nicht?“
„Ich ... ich bin mir nicht sicher. Er meinte nur, er wird nicht da sein können.“
Sir John schürzte die Lippen. „Dann sollten wir uns wohl lieber auf die Suche nach einem anderen Geistlichen machen. Was für ein Ärgernis.“
„Ja, Papa.“ Sie strich das Laken glatt und schüttelte die Bettdecke auf. Er beobachtete besorgt ihr Gesicht.
„Du verstehst doch, warum ich das alles tue, nicht wahr, Kleines?“
Sie seufzte. „Ich kann deine Gründe verstehen,
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