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Ein verboterner Kuss

Titel: Ein verboterner Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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Holzhackerin?
    Sie zerrte eines von den großen Holzscheiten zum Hauklotz, dessen Oberfläche eingekerbt war von Tausenden von Axthieben. Anschließend griff sie zum Werkzeug und befühlte die Schneide. Sie war scharf, aber nicht so scharf, dass sie ihr den Fuß abhacken würde, falls Grace daneben schlug. Ein Glück.
    Sie holte erneut tief Luft, hob die Hacke so über die Schulter, wie sie sich das von den Männern abgeguckt hatte, und ließ sie mit aller Kraft nach unten sausen. Die Axt versenkte sich mit einem vielversprechenden Laut - im Fußboden. Auch das noch!
    Mit viel Mühe bekam sie das Blatt wieder frei, und danach versuchte sie es noch einmal, genauer zielend. Rums! Die Axt steckte im Holzscheit, aber sonst hatte sich nichts verändert. Offensichtlich musste man öfter zuschlagen.
    Grace zog das Gerät aus dem Holzscheit und schwang den Schaft erneut. Dieses Mal prallte die Axt von dem Holz ab und verdrehte dabei Grace’ Handgelenk. Es tat ziemlich weh. Grace rieb sich das Gelenk und starrte das Werkzeug wütend an. Sie würde es schaffen, Holz zu hacken! Jawohl!
    Erneut schwang sie den Stiel. Rums! Sie traf das Scheit, spaltete es aber nicht. Grace versuchte es noch einmal. Und noch einmal. Ihre Hand schmerzte, aber allmählich wurde sie immer besser, und schließlich landete sie den entscheidenden Treffer. Das Holzscheit zerbrach in zwei Stücke - fast. Triumphierend packte sie es und versuchte, es endgültig auseinanderzubrechen. Doch es gab nicht nach und ihre Hand rutschte ab. „Au!“, entfuhr es Grace.
    „Was zum Teufel machen Sie da?“, ertönte eine tiefe Stimme hinter ihr.

4. Kapitel
    Manchmal ist es töricht, etwas zu übereilen, manchmal, es hinauszuzögern. Der Weise erledigt alles zur rechten Zeit.
    Ovid
    Sie hatte zu große Schmerzen, um sprechen zu können. Ihre Hand brannte wie Feuer. Grace drehte sich wortlos zu ihm herum.
    „Warum hacken Sie Holz? Das ist keine Arbeit für ... “ Er verstummte und runzelte die Stirn. „Sie haben sich verletzt.“ Er sah, wie sie sich die schmerzende Hand hielt, und fluchte irgendetwas in einer fremden Sprache vor sich hin. „Lassen Sie mich mal nachsehen.“ Unwillkürlich versuchte sie, ihre Hand wegzuziehen, aber er hinderte sie daran. „Seien Sie nicht albern. Ich kann Ihnen helfen.“ Vorsichtig bog er ihre Finger auseinander. „Es ist ein Splitter, ein ziemlich großer.“ Er hob ihre Hand ins Licht und untersuchte sie behutsam. Grace biss sich auf die Unterlippe. Sie wusste, es half gegen Schmerzen, wenn man sich auf etwas ganz anderes konzentrierte. Sie sah sich um. Sie konnte sich auf die Spinne auf dem Balken über ihr konzentrieren.
    Sie mochte keine Spinnen. Also konzentrierte sie sich auf ihn. Fasziniert betrachtete sie das Spiel von Licht und Schatten auf seinem markanten, schmalen Gesicht, die hohen Wangenknochen und das energische Kinn. Er war so nahe, dass sie seinen Duft wahrnehmen konnte, irgendeine schwache exotische Note, gepaart mit dem Duft nach Mann und Pferden. Er hielt die Lippen fest aufeinandergepresst. War er vielleicht böse auf sie?
    Sein Mund war wunderschön. Schon als sie ihn noch für einen unverschämten, ungepflegten Zigeuner gehalten hatte, war ihr das aufgefallen. Zwei tiefe Linien gruben sich an den Mundwinkeln in seine Haut. Das waren keine Lachfalten. Trotz des durchtriebenen Funkeins, das sie schon mehrfach in seinen Augen gesehen hatte, wirkte er nicht wie ein Mann, der lachend durchs Leben gegangen war.
    Er drückte leicht die Haut um den Splitter herum zusammen, und Grace entfuhr ein Schmerzenslaut. „Ich bekomme ihn schon heraus, keine Sorge“, versicherte er beruhigend, aber seine tiefe Stimme hatte eine völlig gegenteilige Wirkung auf sie.

Es war schon schlimm genug, wenn er sie neckte und zu schockieren versuchte, aber jetzt, wo er so sanft und mitfühlend war ...
    Zum Glück hatte er sein Hemd wieder angezogen.
    „Nein, es ist alles in Ordnung“, gelang es ihr leichthin zu antworten. „Sie haben mich nur überrascht, das ist alles.“ Merridew-Mädchen konnten mit Schmerzen umgehen, und sie waren klug genug, keinem Mann und erst recht keinem Fremden ihre Verwundbarkeit zu zeigen.
    Eine ihr endlos vorkommende Zeit lang sah er ihr tief in die Augen. Er stand so dicht vor ihr, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. Fast schon glaubte sie, er würde sie küssen. Sie richtete den Blick auf die Spinne über ihr auf dem Balken. „Sehen Sie nur all diese Spinnweben. Ihre Verlobte,

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