Ein verboterner Kuss
wirklich irritierend.
„Zwölf Löffel - das ist in der Tat sehr stark.“
„Ach ja?“
„Der Doktor bevorzugt seinen Tee eher schwach.“ „Tatsächlich?“
„Andererseits haben Sie sicher viel mehr Ahnung vom Teekochen als ich. Kaffee ist eher nach meinem Geschmack.“
Es machte sie rasend, im Notfall nie die passende Bemerkung parat zu haben. Sie hätte irgendetwas Schlaues, Bissiges erwidern sollen über dieses teuflische Gebräu. Aber ihr fiel einfach nichts ein, solange ihm diese Haarsträhne ins Gesicht hing. „Ihr Haar tropft.“
Er strich es gleichgültig nach hinten. „Wie geht es Ihrer Hand?“
Grace schob sie in eine Falte ihres Rocks. „Gut.“
Er nickte in die Richtung des Suppentopfs. „Was kochen Sie da?“
„Eine Suppe vielleicht?“
„Wirklich? Wie interessant.“ Er ging zu dem Topf, sah hinein und verzog leicht den Mund. „Sie haben schon einmal Suppe gekocht, nicht wahr?“
„Oft sogar“, log sie. „Viel Auswahl haben wir hier ja schließlich nicht, oder?“ Ha! Das war ziemlich bissig gewesen.
Er beobachtete sie, während sie die Steckrübe zerschnitt. „Soll ich das für Sie tun?“
„Nein, danke. Ich komme gut allein zurecht.“
Er zeigte auf ihre mit seinem Taschentuch verbundene Hand. „Tut es noch weh?“
„Nein, es ist schon viel besser. Vielen Dank.“
Er bedachte sie mit einem rätselhaften Blick. „Sie sind nicht böse auf mich?“
„Um Himmels willen, nein“, versicherte sie liebenswürdig. „Sie können ja nichts dafür, dass Sie zu einem ungehobelten Klotz ohne jegliche Moralvorstellungen erzogen worden sind. Für das Holz und das Feuer bin ich Ihnen sogar dankbar.“
Seine weißen Zähne blitzten auf. „Ihre Dankbarkeit will ich nicht, Greystoke“, sagte er sanft. Er stellte sich vor sie, und ehe sie sich versah, umfasste er ihre Taille und zog sie an sich. „Ich will Sie“, murmelte er und küsste sie.
Grace erstarrte und versuchte zurückzuweichen, aber er achtete gar nicht darauf. Mit den Lippen streifte er bedächtig ihren Mund, als wäre das vollkommen selbstverständlich. Als sie ihn von sich stoßen wollte, schlang er einfach die Arme um sie.
Ohne den Kuss zu unterbrechen, drängte er sie zurück an die Küchenwand. Grace spürte ihn überall an ihrem Körper, seinen entschlossenen, fordernden Mund, seine breite, harte Brust, seine muskulösen Oberschenkel. Seine Wärme schien sie zu durchdringen. Sie wollte etwas sagen, protestieren, doch als sie den Mund öffnete, nutzte er das schamlos aus und vertiefte seinen Kuss. Dadurch verlangte er eine Reaktion von ihr ab, von der sie gar nicht gewusst hatte, dass sie dazu fähig war. Sie hatte das Gefühl zu schmelzen, alles drehte sich um sie, und sie klammerte sich haltsuchend an ihn.
Schließlich schob sie die Finger in sein dickes nachtschwarzes Haar und erwiderte seinen Kuss. Sie brauchte mehr, viel mehr. Ihr war, als hätte sie sich unbewusst ein Leben lang danach gesehnt. Ihre Beine drohten nachzugeben, und er schob einen Oberschenkel dazwischen. Aufstöhnend schmiegte sie sich an ihn, suchte seine Berührung, seinen Mund ...
Sie brauchte eine ganze Weile, bis sie in ihrer Benommenheit erkannte, dass er sie losgelassen hatte. Seine plötzlich fehlende Wärme ließ sie frösteln. Verwirrt und ohne den Blick von ihm abwenden zu können, berührte sie ihre Lippen mit zitternder Hand. Was war das eben gewesen? Ihr Atem ging stoßweise, als wäre sie mindestens eine Meile gerannt. Ihm schien es genauso zu gehen. Sein Blick war so glühend und besitzergreifend, dass es sie schockierte, aber auch erregte.
Unbewusst legte sie sich die Hand auf die Brust - und spürte eine Haarsträhne unter ihren Fingern. Sie sah an sich herab und stellte fest, dass ihre Knotenfrisur sich gelöst hatte und ihr das Haar offen über die Schultern fiel. Rasch strich sie es zurück. Erst jetzt merkte sie, dass der Rock ihres Kleides völlig zerknittert war, und sie ordnete ihn hastig.
Dann traf sie die Erkenntnis mit einem Schlag. Sie war soeben leidenschaftlich geküsst worden vom Verlobten ihrer besten Freundin. Vom Verlobten ihrer besten Freundin! Und schlimmer noch, sie hatte ihn ebenfalls geküsst, so wie sie noch nie zuvor einen Mann geküsst hatte. Mit einer Hingabe, die sie beinahe erschreckend fand.
Sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, als könnte sie so alle Spuren dieses Kusses beseitigen. Dieser Kuss! War es wirklich nur ein Kuss gewesen? Er hatte sie vollkommen
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