Ein verführerischer Akt
leichter in der Menge auszumachen als sonst, weil ihn zwei ebenfalls groß gewachsene, völlig gleich aussehende dunkelhaarige junge Männer begleiteten. Ihre Bewegungen waren schlaksig, und sie schienen nur aus Armen, Beinen und großen Augen zu bestehen.
»Sind das seine Brüder?«, fragte Elizabeth.
»Er hat sie erwähnt«, erwiderte Susanna. »Sie sehen so aus, als seien sie noch nie auf einem Ball gewesen.«
»Waren sie vielleicht auch nicht«, überlegte Rebecca. »Sie sind schließlich erst achtzehn.«
»Fast Kinder.« Susanna schüttelte seufzend den Kopf. »Ich habe mitbekommen, dass Lord Parkhurst recht verärgert über sie zu sein scheint. Und sein Unmut scheint sich nicht gelegt zu haben.«
Rebecca ließ ihn nicht aus den Augen, beobachtete, wie er mit seinen Brüdern sprach und unwillig die Stirn runzelte. Sie sahen ihn nicht einmal an, sondern ließen ihre Blicke in alle Richtungen schweifen … Über die vielen extravagant gekleideten Frauen und die Tanzpaare, die sich bereits zu den Klängen einer Quadrille wiegten.
»Ich frage mich, wo ihre Mutter ist«, überlegte Rebecca.
»Soweit ich mich erinnere, lässt sie sich seit der Verheiratung ihrer Töchter nicht mehr häufig in der Gesellschaft sehen«, erwiderte Susanna.
»Wie viele Geschwister hat er eigentlich?« Rebecca bemühte sich, nicht allzu interessiert zu klingen.
»Die beiden Brüder und drei Schwestern, von denen eine noch zur Schule geht.«
»Und er ist der Älteste, der für alle die Verantwortung trägt.« Elizabeth schüttelte den Kopf.
»Und bestimmt sehr anmaßend ist«, meinte Rebecca. »Das konnte ich gestern erkennen.«
»Auf mich wirkte er eher gebieterisch.« Susanna musterte sie durchdringend. »Und du hast dich trotzdem auf eine Konfrontation mit ihm eingelassen.«
Rebecca zuckte die Achseln.
»Und es auch noch genossen«, fuhr Susanna fort, wobei ihre Stimme einen leicht vorwurfsvollen Klang annahm.
»Das habe ich, und ich bedauere es nicht. Nachdem wir schon in die Sache hineingeraten sind, wollen wir auch Spaß daran haben. Ich freue mich, dass du Mr Wade getroffen hast und du, Elizabeth, Mr Derby. Wir können schließlich nicht ständig einkaufen gehen, um uns die Zeit zu vertreiben.«
Die beiden seufzten. »Glaubst du, die anderen beiden Männer werden auch kommen?«, fragte Susanna leise.
Rebecca grinste. »Natürlich. Sie wollen schließlich alle gewinnen. Wir müssen nur dafür sorgen, dass wir am Ende die Oberhand behalten.«
»Ich habe eine Idee, wie wir das schaffen könnten«, setzte Susanna an.
»Erzähl es uns später«, sagte Rebecca, die gerade bemerkte, dass die Zwillinge ihren Bruder stehen gelassen hatten.
»Aber …«
Rebecca wollte schon losmarschieren, als sie von hinten am Arm gepackt wurde.
»Warte«, zischte Elizabeth ihr ins Ohr.
Rebecca erkannte, dass sie beinahe in die Delane-Brüder hineingerannt wäre, die ganz in ihrer Nähe, am Rand der Tanzfläche, mit anderen jungen Burschen zusammenstanden.
»Ich wollte nicht, dass du sie platt walzt«, erklärte Elizabeth spöttisch.
»Ich werde von rechts in Richtung Musik gehen«, sagte Rebecca. »Ihr beiden haltet euch links, als würdet ihr gerade aus dem Flur da hinten kommen. Wenn eine von unseren Müttern uns sieht, merken sie nicht, dass wir etwas planen.«
»Sie merken immer, wenn wir etwas ausgeheckt haben«, sagte Elizabeth und lächelte. »Früher zumindest war das so.«
»Wir sind keine kleinen Mädchen mehr, aber unseren Spaß wollen wir trotzdem noch«, betonte Rebecca.
Plötzlich lachte die Gruppe junger Männer schallend los, und alle klopften sich gegenseitig auf den Rücken. Die Brüder des Earls of Parkhurst standen in der Mitte, als würden sie Hof halten.
»Wir haben das Bild gesehen«, sagte der eine Zwilling und versetzte seinem Bruder einen Rippenstoß, der daraufhin loslachte.
Die Freunde stöhnten verzückt – und Elizabeth rang nach Atem.
»Hier stört uns keiner«, wisperte Susanna. »Ich habe ein paar Männer belauscht …«
»Ruhig«, mahnte Rebecca und legte den Finger an die Lippen.
Einer der jungen Männer wandte sich gerade mürrisch an die Zwillinge. »Ihr beiden seid nur deshalb Mitglied im Club, weil euer Bruder ein Earl ist. Wer würde ihm schon widersprechen, wenn er die Aufnahme von jemandem befürwortet …«
»Sei nicht so neidisch«, wies ihn einer der Jungen zurecht, »sonst befürworten wir deine Aufnahme nicht, wenn es so weit ist.«
»Kann es nicht schon bald sein?«, fragte
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